Kapitel 79

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Kapitel 79 : 


Ich stand mit Mergim vor dem Saal, wir grinsten beide wie ein Honigkuchenpferd und warteten auf das Go von Dona, die direkt am Eingang stand. 


„Du siehst traumhaft aus, zemer.", sagte Mergim. 


Zum gefühlten 100. mal hatte er mir das heute schon gesagt und doch bekam ich nicht genug davon. Er strahlte über das ganze Gesicht und schien so überglücklich zu sein. Sein Anzug passte ihm ausgezeichnet und auch die Fliege saß perfekt. Ich war so froh, ihn an meiner Seite zu haben. Wie ich die ganzen Jahre über einfach nicht gemerkt hatte, dass das Glück in direkter Nähe war. Dona kam auf uns zu und beteuerte, dass wir bald rein gehen dürfte. 


„Nur noch eine Kleinigkeit fehlt, dann ist alles fertig drinnen.", sagte sie aufgeregt. 

„Du Perfektionistin.", grinste Mergim. 

„Dona komm schon, mir ist voll kalt.", meckerte ich. 

„Wir feiern sowieso nicht im Freien, also chill, du wirst schon nicht erfrieren."


Dieser Satz. Es war, als hätte ich ihn erst gestern gehört. Arjeta hatte ihn zu mir gesagt, als wir damals das erste mal gemeinsam feiern gingen. Ich war so dankbar für diese bittersüße Erinnerung, diesen Schlag in den Unterleib, der verdammt weh tat und sich gleichzeitig so wundervoll anfühlte. 


„Danke.", sagte ich leise und unterdrückte die Sehnsucht nach meiner besten Freundin. 


Dona legte ihren Kopf schief und sah mich komisch an. Sie verstand nicht, wieso ich mich bedankte, aber das war okay. Das war mein Moment, meine Erinnerung. Es gehörte mir, nur mir. Dona verschwand wieder nach drinnen und kam ein paar Augenblicke später wieder. 


„Los geht's!", rief sie lächelnd und gab uns dabei einen Daumen hoch. 


Mergim hielt mir den Arm hin, den ich sofort annahm. Seine Mutter hatte sogar Live Musik und einen Sänger organisiert. Ich fand es zwar übertrieben, aber ja .. ich konnte ihr diesen Wunsch unmöglich ausschlagen, vor allem jetzt nicht, wo wir uns nach den anfänglichen Distanz, viel besser verstanden. Es waren zirka 200 Leute da und wir wurden mit stürmischen Beifall empfangen. Ich hatte ein Lächeln im Gesicht, ahnte zu dem Zeitpunkt jedoch nicht, dass mir dieses bald vergehen würde... 


Die Zeit verflog, alle amüsierten sich. Die Ringe wurden ausgetauscht, die Tanzfläche bebte. Es ging wirklich die Post ab, Mergim und ich gesellten uns zu den anderen und ich tanzte mir auf meinen Monster Heels, die Füße wund. Nach einer Weile gönnten wir uns eine kurze Verschnaufpause und setzten uns an unseren Tisch. Während ich ein Glas Wasser herunter kippte und meinen Durst stillte, nahm Mergim seine Augen nicht von mir. Seine Wangen waren vom Tanzen leicht gerötet und das sah so extrem süß aus! 


„Alles okay?", fragte ich ihn. 

„Ich denke schon."

„Du denkst?", sagte ich und hob fragend meine Augenbraue.


Was hatte das jetzt zu bedeuten? Ich verstand nur Bahnhof, schließlich feierten wir doch gerade unsere Verlobung? Er musste doch glücklich und zufrieden sein? Mergim setzte ein Lächeln auf, rückte mit seinem Stuhl etwas näher an mich ran und nahm meine Hand. 

Lautlose SchreieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt