Kapitel 77

7.1K 333 55
                                    

Kapitel 77 : 


„Mein Sohn ist vorhin weinend nach Hause gekommen Dafina und ich nehme an, dass das etwas mit dir zu tun hat. Oder täusche ich mich?"


Ich schluckte, während mir nun Tränen über das Gesicht liefen und mein ganzer Körper bebte. Mergims Mutter ließ von mir, strich ihre Bluse glatt und atmete tief ein. 


„Es tut mir leid.", flüsterte sie. 

„Nein, mir tut es leid.", schluchzte ich. „Er hat etwas missverstanden, ich muss ihm das erklären. Er wird es verstehen und dann wird alles gut, ich schwöre es!"


Ich klang so verzweifelt, sie musste doch Mitleid mit mir haben? Sie musste mir doch glauben!


„Bitte, nur 5 Minuten.", bettelte ich. 


Ihre Gesichtszüge wurden für einen kurzen Augenblick weich. Dann machte sie Platz. 


„Zweiter Stock, erste Tür links.", sagte sie. 


Schniefend bekam ich irgendwie noch ein Danke aus meinem Mund und zog an ihr vorbei. Ich stieg die Treppen nach oben, suchte die richtige Tür und fand sie schließlich auch. Mein Herz drohte mir aus der Brust zu springen! Die Tür war nur angelehnt, ich trat ein ohne zu klopfen. Mergim saß, mit dem Rücken zu mir, auf seinem Schreibtischstuhl und hielt irgendwas in der Hand.


„Gimi ..", flüsterte ich. 


Sofort sprang er auf und wischte sich dabei über das Gesicht. 


„Was machst du hier?", wollte er wissen. 

„Gimi, lass mich erklären."

„Wer hat dich reingelassen?" 


Er war wütend, aber ich glaube seine Traurigkeit überwog. Er hielt ein Fotorahmen in der Hand, jedoch konnte ich aus dieser Position keinen Blick auf das Bild erhaschen. 


„Was hast du da?", fragte ich. 

„Interessiert dich nicht."


Er sah an mir vorbei und drückte das Bild gegen seinen Bauch. Vorsichtig näherte ich mich ihm, legte meine Hand auf seine und drehte mir der anderen sein Gesicht zu mir. Seine Augen waren feucht, ich weinte ohnehin schon. Was für eine doofe Situation. Es hätte dazu gar nicht erst kommen müssen. Mal wieder einer meiner leichtsinnigen Fehlern. 


„Wieso hast du mich nicht erklären lassen?", sagte ich leise. 

„Erklären? Dafina .. ich halt das nicht aus, verstehst du?"

„Gimi .."

„Nein, ich rede jetzt!", fiel er mir ins Wort. „Muss ich denn immer mit dieser Angst leben, dass er dich mir wegnimmt? Muss ich denn immer befürchten, dass er dich wieder um den Finger wickelt? Ich schaffe das auf Dauer nicht, weißt du? Ich will, dass du zu mir gehörst. Endgültig."

„Das tu ich doch schon!", beteuerte ich ihm.

„Sah aber nicht so aus. Du hast ihn umarmt. Und ich hab keine Waffe gesehen, mit der er dich dazu gezwungen haben könnte. Weißt du, wie scheiße weh das getan hat?!"

Lautlose SchreieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt