Kapitel 69

7.5K 324 20
                                    

Kapitel 69 : 

Mir gefror das Blut in den Adern! Panik überfiel mich. Hektisch klappte ich den Laptop zu und suchte nach einem Versteck. Verdammt, Verdammt, Verdammt! Und jetzt? Schalt dein Gehirn ein verflucht nochmal! Ich war so dumm, so dumm, oh mein Gott! Fast schon hysterisch sah ich mich im Zimmer um. Und dann .. bamm. Der Schrank! Oh Gott, der Schrank! Ich schob den Stuhl zurück und trat zur Seite. Anschließend riss ich die Schranktür förmlich auf und sprang hinein. Etwas gutes hatte dieses Riesen Ding also doch, es war genug Platz da, um mich zu verstecken. Bis auf ein paar Paar Sakkos war es nämlich so gut wie leer. Ich zog von innen die Schranktüre zu und keine 10 Sekunden später wurde die Tür zum Büro aufgerissen. Durch die Spalten in der Lamellentür sah ich, wie Agron mit dem Handy am Ohr zu seinem Schreibtisch eilte.

„Ich komme noch rechtzeitig, mach dir keinen Kopf Jens.“, sprach er zu .. seinem Arbeitskollegen? 

Keine Ahnung. Auf jeden Fall wühlte er in einem Ordner herum und legte gleichzeitig auf. Das Handy schob er sich in die Hosentasche und nachdem er das Gesuchte wohl gefunden hatte, klappte er den Ordner zu und ließ ihn liegen. Ich schwöre euch, mein Herz klopfte so laut, dass ich Angst hatte er würde mich hören! Mir sprang plötzlich etwas ins Auge .. das Aufleuchten eines Blinkers am Laptop. Das Teil hing tatsächlich am Stromnetz! Um Gottes Willen! Wenn Agron sieht, dass der Laptop an ist, verdammt! Meine Augen wanderten zu Agron, der gerade einen Blick auf die Unterlagen warf. Und dann kam es, wie es kommen musste! Er neigte seinen Kopf nach Rechts und sah direkt zum Laptop. Misstrauisch zog er die Augenbrauen zusammen. Ich schlug mir die Hand vor dem Mund, um den entsetzten Schrei zu unterdrücken, der sich bis in meine Kehle hochgearbeitet hatte und hielt die Luft an. Meine Knie fingen an zu zittern. Agrons Hand bewegte sich Richtung Laptop. Das war es. Ein für alle mal. 

'Verlierer!', schrie mein Unterbewusstsein mir entgegen. 

Ich wusste nicht, ob ich mir die Ohren oder den Mund zu halten sollte. Am liebsten würde ich selbst meine Auge zukneifen, aber irgendwas hinderte mich daran. Das Blut rauschte durch meine Adern. Agrons Hand lag schon auf dem Laptop, bereit ihn aufzuklappen und mich zu erwischen. 

„Babi! (Papa!)“, erfüllte plötzlich ein Schrei die Stille. 

Die Bürotür sprang auf, Agron wirbelte herum und im nächsten Augenblick sprang die Kleine Besa in seine Arme. Er setzte ein Lächeln auf und kniff ihr sanft in die Wange. Diese plötzliche Zärtlichkeit mitanzusehen, tat in der Seele weh! 

„Babi, bitte geh nicht arbeiten. Lass uns spielen.“, bettelte Besa mit Schmollmund. 

„Babi muss Geld verdienen. Wir spielen am Abend, okay?“, erwiderte er und tätschelte ihren Kopf. 

Geht raus hier. Haut ab, haut einfach ab! Raus aus diesem verdammten Zimmer! Mein inneres Schrie nach Erlösung und dann endlich .. stellte er Besa auf die Beine und beide gingen nach draußen. Ich lauschte den Stimmen und den Schritten, wie sie sich immer weiter entfernten und erst jetzt wagte ich es, laut durchzuschnaufen! Das war sooo knapp! Ich stolperte ungeschickt aus dem Schrank und taumelte zum Fenster. Vorsichtig zog ich die Gardine leicht weg und sah tatsächlich wie Agron wenig später mir seinem Auto davon fuhr. Ich genehmigte mir eine kleine Verschnaufpause und legte meine Hände auf meine glühenden Wangen. 

„Danke lieber Gott, danke, danke, danke.“, flüsterte ich vor mich hin. 

Aber ich musste jetzt weiter machen, Teuta würde sicher bald nach mir suchen. Vom Neuen setzte ich mich auf Agrons Stuhl und klappte das Laptop auf. Passwort eingeben, stand da. Okay, das war klar. Jetzt war probieren an der Reihe. Flamurs Geburtstag? Falsch. Besas Geburtstag? Auch falsch. Okay, immer mit der Ruhe. Ich versuchte alles mögliche. Namen, Kosewörter. Vom Hochzeitstag bis hin zu Flamurs Beschneidung. Sämtliche Daten, die ich im Kopf hatte probierte ich aus. Fehlanzeige. Nichts war richtig. Ich hatte die Hoffnung fast schon aufgegeben und wollte mich den Ordnern widmen, als mir ein fast schon absurder Gedanke in den Sinn kam. Mein Geburtstag? Mit zitternden Finger tippte ich ein .. 20.01.1994 .. Eingabe. Bingo. Welch Ironie. Herrgott nochmal! Ich wusste gerade nicht, ob ich mich freuen sollte, da ich endlich durchgekommen bin oder .. verdammt. Das war so krank. Einfach nur krank! Dieser perverse Mistkerl benutzt mein Geburtsdatum als Passwort! Abscheulicher Kerl. Mein Körper vibrierte vor Ekel und Wut. Ich nahm tief Luft und konzentrierte mich wieder auf den Bildschirm vor mir. Es war ziemlich voll auf dem Desktop. Arbeitsunterlagen von den letzten Jahren. Der Reihe nach sortiert. Ich suchte nach irgendwas, das nicht hier rein passte, fand aber nichts. Mein Blick blieb beim Bilderordner hängen. Ich weiß nicht genau wieso, aber mein Finger auf dem Touchpad bewegte sich da hin. Doppelklick. 

Lautlose SchreieWo Geschichten leben. Entdecke jetzt