Kapitel 78 :
Mein erster Gedanke war, dass Agron uns aufgelauert hat und jetzt unser letztes Stündchen schlagen würde. Ich fühlte eine aufsteigende Angst, die jedoch augenblicklich wieder verflog, als ein Mann vor mir stand, den ich noch nie zuvor gesehen hatte. Mit einer Geige in der Hand und einem breiten Lächeln im Gesicht. Was hatte das denn jetzt zu bedeuten?
„Mergim, was .."
Ich drehte mich um und die Worte blieben mir im Halse stecken. Mergim kniete vor mir auf den Boden und hinter mir ertönte nun Musik. Er griff in seine Jackentasche und holte eine kleine Ringschatulle hervor. Oh mein Gott! Jetzt verstand ich. Mehrere Sekunden verstrichen. Mergim sah mir dabei in die Augen und lächelte schüchtern. Die Sonne war nun endgültig hinter dem Horizont verschwunden. Es war stockdunkel, nur das Lagerfeuer erhellte die Lichtung. Mergim machte eine Handbewegung, ich hörte wie sich der Mann wieder entfernte, und obwohl die Musik verstummt war, klingelte die wunderschöne Melodie noch immer in meinen Ohren nach. Meine Augen füllten sich mit Tränen, in meinem Bauch fing es an zu kribbeln und eine leichte, angenehme Gänsehaut überzog meinen Körper.
„Ich weiß, dass es vielleicht nicht der beste Zeitpunkt ist. Ich weiß, dass du vielleicht andere Dinge im Kopf hast, mir geht es nicht anders. Aber ich bin zu der Meinung angelangt, dass wir unser Leben weiter leben müssen, egal was da draußen vor sich geht."
Mergim sprach laut und deutlich, auch wenn man seine Aufregung heraushörte. Mein derzeitiger Gefühlszustand war kaum zu beschreiben. Ich hielt die Nervosität, die von meinem ganzen Körper Besitz ergriffen hatte, fast nicht mehr aus. Das Kribbeln in meinem Bauch wurde immer heftiger. s war intensiver als alles andere, das ich bisher gespürt hatte. Zum Glück sprach Mergim weiter und lenkte meine Konzentration so von meinem Körper ab.
„Ich liebe dich Dafina und das weiß ich schon lange. Du bist die Frau, die ich an meiner Seite haben will, für den Rest meines Lebens. Ich will, dass du die Mutter meiner Kinder wirst, dass wir gemeinsam alt und grau werden. Ich will dein Freund, dein Gefährte, dein Liebhaber sein. Ich will dich beschützen, für dich da sein. In guten, wie in schlechten Zeiten."
Er hielt kurz inne und nahm tief Luft. Mein Herz hämmerte so schnell, dass ich Angst hatte es würde gleich ein Riesen Loch in meine Brust hauen. Meine Hand legte sich auf meinen Mund, damit ich den Schrei voller Emotionen unterdrücken konnte, der sich in meiner Kehle angestaut hatte. Oh mein Gott, was für eine Gefühlsflut!
„Willst du mich heiraten?", sagte er schließlich.
Ich legte meinen Kopf in den Nacken und blickte gen Himmel. Er war wolkenlos und ich bekam eine wunderschöne Aussicht auf die Sterne. Es waren so viele, einer strahlte heller als der andere, traumhaft. Ich war wie in einer Art Trance, aus der ich nicht fallen wollte. Es schien alles zu schön, zu perfekt um wirklich wahr zu sein. Erst als ich spürte, dass Mergim vor mir stand, senkte ich wieder meinen Kopf. Er öffnete die Schatulle und hielt sie mir hin. Es war ein tropfenförmiger Diamantring, der sündhaft teuer gewesen sein musste. Der perfekte Schliff des Steins sorgte dafür, dass der Diamant so richtig funkelte. Durch das warme Licht des Lagerfeuers, sah das Ganze noch einen Tick atemberaubender aus, aber das war nur Nebensache, denn das Funkeln in Mergims Augen, übertraf selbst der Stein nicht. Ich war so gerührt, dass ich anfing zu weinen.
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Lautlose Schreie
General FictionDafina ist angehende Jura Studentin. Sie zieht von Mannheim nach Köln, wo sie an der Seite ihres besten Freundes studieren wird. Sie ist ein ganz normales Mädchen, doch der Schein trügt. Eine Kindheit voller schlimmer Erinnerungen, ein Schwager, der...