politisches Geschick

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Kapitel 3

Ich schüttelte den Kopf, um diesen dummen Gedanken zu vertreiben und trat in den Raum ein, ohne anzuklopfen. Sofort flogen alle Köpfe in meine Richtung und ich stand im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.

Cedric saß am Kopfende des Tisches, ein Krug Bier vor sich und ein abgegriffenes Kartenblatt in seiner Hand. Neben ihm Shane, einer seiner Handlanger, der mich mit dem letzten verbliebenen Augen ansah. Das andere war ihm vor zwei Jahren bei einer Auseinandersetzung herausgestochen worden. Er hatte Glück überhaupt noch zu leben. Auf der anderen Seite Cup, einer seiner Söhne. Cedrik hatte einige davon, allesamt Bastarde, denn Cedric war nie verheiratet gewesen. Ich mochte Cup nicht, er hatte immer etwas hungriges an sich, wenn er mich ansah. Aber normalerweise verprügelte Cedric ihn dafür, wenn er es mitbekam. Er war Cedrics ältester Sohn, aber nicht sein Liebling und das wusste er auch. Um genau zu sein, war ich Cedric sogar lieber als Cup und das sagte schon viel darüber aus, welche Stellung er bei seinem Vater einnahm.

Was nicht auf den vierten Mann im Raum zutraf: Kain. Ein weiterer von Cedrics Söhnen, sein Liebling. Er war nur zwei Jahre älter als ich und damit hatte er gerade seine zwanzig Sonnenzyklen vollendet, was ihn offiziell zum Mann machte.

Kain lächelte mir breit entgegen, worauf sich zwei Grübchen in seine Wange bohrten und seine Augen in einem warmen Caramellbraun strahlen ließen. Sofern ich die Farbe der kostbaren Süßigkeit noch richtig in Erinnerung hatte. Obwohl niemand wirklich mit Sicherheit wusste, wer die Mütter von Cedrics Söhnen waren, war es doch ein offenes Geheimnis wer Kain zur Welt gebracht haben musste: Greace. Er sah ihr so ähnlich, wie Cup seinen Vater ähnelte.

"Hast du etwas für mich, Kind?", fragte Cedric mit einem breiten Grinsen und ich nickte schnell und lief zu ihm herüber, wo ich in den Stein überreichte, der mich nur an unliebsame Dinge erinnerte. Er hielt ihn eine Weile in der Hand, genoss wohl das berauschende Prickeln der Magie, schien aber weder überrascht davon, noch es als ungewöhnlich zu empfinden. Das war nicht das erste Mal das er Magie auf der Haut spürte. Und das wiederum war ungewöhnlich.

Er drehte ihn zwischen seinen Fingern und tätschelte meine Wange, bevor er mich stolz anlächelte.

"Ich bin wirklich sehr froh, dass du heil wieder zurück bist, Lil. Ich weiß, dass du das nicht gerne gemacht hast, aber für mich tust du es dennoch, stimmt's?" fragte er breit und ich musste natürlich nicken. Was hätte ich auch antworten sollen? Er gab mir ein Dach über den Kopf und halbwegs genug Essen, damit ich nicht verhungerte. Ebenso viel, wie er erübrigen konnte. Es waren harte Zeiten, selbst für den König der Huren.

Das Königreich des Winterkönig, war ein karges, eiskaltes Land und lebte von dem Handel mit Gold und Edelsteinen, hatte aber kaum Möglichkeiten selbst Nahrung anzubauen. Früher war das dennoch kaum zu einem Problem geworden, denn diese Nahrung produzierte das Sommerkönigreich in Überfluss und es hatte ein ungehemmter Handel zwischen den Königreichen geherrscht. Doch jetzt war dieser Handel immer mal wieder unterbrochen. Mein Onkel mochte den König des Winters nicht. Weder den Alten noch den Neuen. Vor zwei Jahren hatte der alte Winterkönig seine Krone seinen Sohn überlassen, so wie es das Gesetz vorschrieb, zu dessen achtundzwanzig Sonnenzyklen.

Das hatte zu der einen oder anderen Hungersnot geführt aber ich hatte mich mit Diebstahl immer über Wasser halten können. Was mich sehr stolz machte. Es bewies mir, dass ich Cedric nicht immer brauchen würde, dass ich es alleine schaffen konnte, wenn es sein musste.

"Weißt du was das ist?", fragte Cedric und reichte mir seinen Becher mit dünnem Bier, dass sich furchtbar Herb und schwer auf meiner Zunge anfühlte, aber ich trank es dennoch, denn es war nahrhaft. Ich reichte ihm den Becher dankbar zurück und schüttelte den Kopf. Eine Lüge, aber das war nicht die Erste und nicht die Letzte, die ich ihm auftischte.

Chroniken der Winterlande Band 1 & 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt