Unzweifelhaft

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Kapitel 14

Es war erstaunlich, wie leicht es mir plötzlich fiel, mich an die kleinen Details zu erinnern, während ich durch die engen, sehr, sehr kalten Dienstboten Gänge huschte und den Weg so beschritt, wie die Dienerin es mir erklärt hatte. Ich bereute es, sie nicht einmal nach ihren Namen gefragt zu haben und beschloss gleichzeitig ihr für ihre Hilfe noch mehr Belohnungen zukommen zu lassen. Es konnte nicht schaden hier eine Freundin zu haben und ich hatte, zulange in den elendst Vierteln gelebt um die „geringeren" um mich herum nicht mehr zu bemerken.

Als Kind waren sie mir als Selbstverständlich vorgekommen. Sie waren immer da gewesen und sie hatten nie auch nur den versuch unternommen mehr zu sein als das wofür sie bezahlt wurden, aber erst später habe ich bemerkt, dass sie es dennoch verdienten als Personen wahrgenommen und behandelt zu werden. Für die verwöhnte Prinzessin Lilyanna war das ein Schock gewesen und betete dafür, dass diese Teil nie zurückkommen würde.

In den Dienstbotengängen blieb ich alleine und als ich die letzte Treppenstufe erreichte, nahm ich bereits einen steckenden Geruch war, der aus der Richtung kam, in den Meister Eugens Archiv lag. Die fast unsichtbare Tür zu diesen Bereich des Schlosses, wir wie üblich in einen Wandbehang zusätzlich geschützt und ich konnte so einfach und unbemerkt in den Raum schlüpfen, wie es jeder andere Diener getan hätte.

Ich hatte nicht vor mich zu verstecken und stellte mich ganz ungeniert vor den Wandbehang und starrte die ewig hohen Bücherregale an, bewunderte die Gerätschaften und Gegenstände hinter wertvollen Behältern aus Glas und war mutig genug meine Finger über die unordentlichen Buchrücken einiger unordentlicher Stapel gleiten zu lassen. Ich erinnert mich an die Bibliothek meines Vaters, in dem ich mit Lehrstunden über meine Abstammung unterrichtet wurde und musste feststellen das sie dieser hier in keinster Weise glich. In den Regalen standen nicht nur Bücher, sondern auch es lagen auch rollen darin und lose Blätter, als hätte man sie vergessen zusammenzubinden und der Boden war voller Tintenflecke, denen ich versuchte aus dem Weg zu gehen um meine hübschen, leichten aber nicht besonders robusten Schuhe nicht zu beschmutzen.

Ein knall, auf dem ein lautes Klirren folgte, lockte mich ins Herz des Raumes und während ich durch die engen Gänge zwischen den Regalen wandelte, wurde der stechende Geruch, den ich bereits in den Dienstboten Gängen bemerkte intensiver.

Ich steckte meinen Kopf an eines dem Regal vorbei und sah dann zwei schmächtige Männer ein Langen dunkelblauen Kutten, der eine hielt ein Gläschen in der Hand und schüttete eine schnell dampfende Flüssigkeit in ein etwas größeres, worauf es wieder einen knall, gab und das Glas zersprang. Magier waren schon immer seltsam gewesen und ich verstand nichts von dem, was da vor sich ging.

„So wird das nichts. Du musst es langsamer dazugeben, viel langsamer. Die Reaktion darf nicht so heftig sein, dass das Glas zerspringt", erklang Eugens ruhige und vertrauenerweckende Stimme und ich war froh, ihn selbst und nicht nur seinen Lehrling anzutreffen.

„Meister Eugen?", fragte ich und trat mit geraden Schultern hinter einem Regal voller alter, muffig riechender Bücher hervor und der etwas größere Mann mit der Kutte drehte sich zu mir herum. Er blinzelte einige Male und gebot seinen Lehrling schnell sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, bevor er in meine Richtung kam.

„Wie kommt Ihr hier herein?", fragte er misstrauisch. Wahrscheinlich wusste er von Ducans gebot, dass ich meine Gemächer nicht verlassen durfte. Aber ich zuckte nur mir den Schultern und ignorierte dabei bewusst die Kälte, die mich hier unten umfing, und die ich so noch gar nicht bemerkt hatte. Ich hatte kältere tage erlebt, aber auf der ungeschützten haut, die mein Sommerlands-Kleid frei ließ, brannte sie regelrecht.

„Warum vergessen die Adligen immer, dass neben ihnen noch hundert weitere Menschen ihren Tagesgeschäften nachgehen und dazu eigene Wege gefunden haben? Die Dienstbotengänge, Meister Eugen" erklärte ich ihm, weil ich mir sicher war, dass Geheimnistuerei hier weder angebracht noch vertrauenerweckend auf ihn wirkte und ich brauchte schließlich seine Hilfe Der Magier runzelte die Stirn und wieder gab es einen Knall aus seitens seines Lehrlings.

„Das ist höchst unschicklich.", sagte er und ich wusste nicht, ob er mich oder den jungen Mann meinte der an diesem Tisch mit Dingen herumhantierte, von denen ich nichts verstand. Aber der Lehrling drehte sich zu Meister Eugen und mir, betrachtete mein Outfit, bekam tief rote Wangen und drehte sich schnell wieder weg. Er war eindeutig ein junger Mann aus den Winterlanden, wahrscheinlich ein ehemaliger adeliger Knabe, der aber jetzt zu der Zitadelle gehörte und damit weder rang noch Familiennamen trug, mit dem er geboren war.

„Ist es und erspart Euch die predigt, Meister Magier, diese Botengänge haben mir damals das Leben gerettet und nun werden sie auch beweisen, dass ich die bin, die ich behaupte", begann ich selbstbewusst und Meister Euren ersparte sich tatsächlich die Erklärung, dass auch eine angebliche Prinzessin nichts in den Dienstbotengängen zu suchen hatte. Er war neugierig.

„Wie das?"

„Ich spielte als Kind in ihnen, und schlug mir einmal den Kopf an, was eine Narbe hinter meinem Ohr hinterließ. Sie ist klein und kaum noch sichtbar, aber sie ist da." sagte ich und deutete auf meine linke Gesichtshälfte. Ich hatte keine Ahnung wie die Narbe aktuell aussah. Ich hatte während meiner Zeit in Cedriks Obhut kaum einen Spiegel in der Hand gehabt und wenn, dann war mir anderen in den Sinn gekommen als hinter meinem Ohr nach dieser Narbe zu sehen.

„Nun ich glaube nicht, dass eine Narbe ausreichen wird. Dazu bräuchten wir einen Zeugen, der bei der Verletzung dabei gewesen ist und auch bezeugt, dass eine Narbe genau an der Stelle von der Verletzung übrig blieb und soweit ich informiert bin, hatte Prinzessin Lilyanna keine Kinderfrau oder Erzieherin, die das könnte. Die Königin selbst zog ihr Kind auf und sie ist tot, sagte er und obwohl es nichts Neues für mich war und ich glaube mich daran gewöhnt zu haben, war der letzte Satz ein Stich in mein Herz

Meine Mutter. Ihre schreie als Vater zusammenbrach und starb, ihre schreie als mein Onkel sie in ihren Gemächern zog und ich selbst wie in den Dienstbotengängen darauf wartete, dass er aufhörte meine Mutter zu schänden. Ich war jung gewesen, hatte aber dennoch verstanden was in dem Schlafgemach meiner Mutter vor sich ging. Ich hatte in den Gängen der Dienstboten einmal mehr Schutz gesucht, weil die Trauer über meinen Vater mich überwältigt hatte und als der Überfall auf den Palast begann, hatte ich dort den Weg zu meiner Mutter gesucht und hatte sie dennoch nie wieder sprechen können. Meine Mutter war noch am selben Tag hingerichtet worden.

Das alles war so lange her. Es sollte nicht mehr so wehtun, aber wenn ich so darüber nachdachte: Ich hatte nie die Zeit gehabt um sie zu trauern oder um meinen Vater Ich hatte immer wichtiges zu tun gehabt. Die Flucht zu meistern und dann einfach zu überleben.

Ich schüttelte mich und warf die Erinnerungen von mir, die wieder an mir klebten, seit ich diesen Diamanten berührt hatte.

„In diesen Fall gibt es sogar einen unanzweifelbarem Zeugen. Die Verletzung war schwer und ich habe Fieber bekommen, so schlimm, dass ein Heiler der Zitadelle hinzugezogen wurde und ich bin mir sicher, dass dieser Aufzeichnungen angefertigt hat. Ihr seid alle so überaus Schreib freudig", gab ich an und versuchte mich an ein Lächeln, dass ich aber nicht spürte. Beweisen zu müssen Lilyanna zu sein fühlte sich merkwürdig an. Wie eine Lüge, die ich selbst nicht glaubte.

Beta: noch nicht

Chroniken der Winterlande Band 1 & 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt