Kapitel 113
Ducan
Ich hatte mich seit Jahren an die Lautstärke in den offenen Salons vor dem Thronsaal gewöhnt, dass es die verdächtige Stille, die davor ausbrach, alle Alarmglocken in mir hatte aufschreien lassen. Mein Hof war nicht still, die sonst so eigenbrötlerischen und ruhigen Bewohner der Winterlanden hatten unter der Herrschaft meines Vaters gelernt, das es möglich war, mit einer Sache durchzukommen, wenn man nur am hitzigsten debattierte und auch wenn sie bei mir direkt mit dieser Taktik auf Granit stießen, klappte es untereinander nur allzu gut.
Doch erst als ich Lilyannas feste, aber sehr vertraute Stimme meinte auf der anderen Seite zu hören, hatte ich den Bürgermeister einer größeren Stadt am Grenzgebiet zu den Herbstlanden unterbrochen, um nachzusehen, was da draußen vor sich ging.
Meine widerspenstige Verlobte, hatte sich die letzten Stunden sowieso so auffällig ruhig verhalten, dass ich mich bereits gedacht hatte, dass sie etwas in ihrem hübschen Kopf ausheckte.
Lilyanna war niemand, der einfach klein beigab, doch ich hatte ernsthaft gehofft, dass ich sie nach diesen unendlichen Paraden an Bittstellern würde gnädig stimmen können, denn ich war nun einmal darauf angewiesen, dass meine zukünftige Frau mich an sich heranließ.
Nicht nur um einen Erben zu zeugen, auch um anderen Problemen vermeiden zu können. Ich hatte bereits Zion an diesem Hof, der mit Probleme machte, das Letzte was ich wollte, war es, meine Frau und Königin so sehr zu verstimmen, dass sie anfing gegen mich zu arbeiten.
Die kleine leise Stimme, die mir dabei ins Gedächtnis rief, dass ich mich auch nach der Frau hinter diesem Titel sehnte, ignorierte ich. Ich musste an erster Linie an meine Königreich denken, wenn dabei persönliches Glück für mich heraus sprach, war das lediglich ein Bonus.
Ich hatte gehofft, dass Lilyanna mir vergeben würde, wenn ich die ersten Schmuckstücke in ihre Gemächern bringen ließ, die ich für sie in Auftrag gegeben hatte und sie sich davon erstmal so weit ablenken ließ, dass es mir Zeit verschaffte, die öffentlichen Angelegenheiten zu regeln, bevor ich die privaten anging.
Doch es hätte mir schon vorher klar sein müssen, dass Lilyanna nicht zu dieser Art Frauen gehörte. Gefielen ihr die farbenfrohen Kleider und Schmuckstücke? Sicherlich. Würde sie sich davon von irgendetwas abbringen lassen? Wohl kaum.
Als ich den Thronsaal durchquerte und selbst die Türen zum Gang aufdrückte, bemerkte ich zuerst die Schneise von Adeligen und anderne Hofmitgliedern, die sich dabei auftat und mir einen direkten Blick auf Lilyanna gaben.
Mit hocherhobenen Haupt, stand sie da, hatte einen Mantel aus dunklen Stoff über ihre Schulter gelegt, unter dem ein sommerliches, farbenprächtiges Kleid hervorlugte, von dem ich wusste, dass der Ausschnitt so tief ging, dass man ihren Bauchnabel sehen könnte.
Und tatsächlich konnte ich nicht verhindern, dass mein Blick für eine Sekunde zu lange auf den offen gelegten Tal ihrer Brüste fiel. Der Mantel verhüllte ihre steifen Brustspitzen und als mit klar wurde, dass es die Gänsehaut dazwischen von der Kälte stammte, legte sich meine wärmende Aura automatisch um sie. Wie immer. Ich musste schon kaum mehr darüber nachdenken.
Erst dann registrierte ich die Diener mit Tabletts voller Süßigkeiten, die allerdings nicht angerührt worden waren und dann begegnete mein Blick endlich dem meiner zukünftigen Braut. Trotz, Stolz und Unbeugsamkeit lagen darin. Das silberne Diadem in ihren Haaren glitzerte und die blutroten Steine darin schimmerten wie Blut. Eine Kampfansage an all ihre Widersacher.
"Prinzessin?", donnerte meine Stimme durch diesen Saal und Lilyanna knickste formvollendet. Ich war mir sicher, dass sie diese Haltung geübt hatte, um sich keine Blöße zu geben. Und sie hatte es fast perfektioniert, untertänig zu wirken, ohne es zu sein.
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Chroniken der Winterlande Band 1 & 2
Romance(jeden Freitag) Die Prinzessin, die sie einmal war, ist fast vergessen. Ihr Zuhause unerreichbar fern und dieses kalte Herz, das einst ihr gehörte, hatte nun eine Andere. Lilyanna hat sich längst mit ihrem neunen Leben als Flüchtling und gelegentlic...