Unschuld - Teil 1

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Kapitel 30

„Er weiß es", sagte Eugen als der Diener verschwand und ich mich plötzlich mit diesem Stück Pergament in der Hand wiederfand. Ich hatte nicht einmal bemerkt, wie ich danach gegriffen hatte, so tief war ich in Gedanken gewesen.

„Wollt ihr mich nicht darum bitten, meine Identität geheim zu halten?", fragte ich Eugen aber dieser schüttelte den Kopf, während ich das Papier entfaltete.

„Ich denke, nicht dass, das von Erfolg gekrönt wäre. Der ehemalige König lässt sich selten von einer Idee abbringen und überzeugt werden, muss er auch nicht. Er hat scherzhaft gelernt sich nicht unnötig lange Beraten zu lassen. Das verwirrt nur den Geist und schafft Unsicherheiten."

Ich vertraute Eugen nicht mehr und mir gefiel nicht, dass er mich in eine Verlobung mit Ducan zurückdrängen wollte. Zudem tat ich gut daran, nicht zu vergessen, dass er mich nur so weit unterstützte, wie er es für richtig hielt, aber bis jetzt schien er keinen versuch unternommen zu haben, mich wirklich zu hintergehen. Und außerdem war er der Einzige, der mit bereitwillig Fragen beantwortete. Es wäre dumm das nicht zu nutzen, besonders jetzt, wo es so aussah, als würde ich mit diesen Leben nun klarkommen müssen. Mit Lilyannas Leben, denn man musste immer nach vorne sehen. Das hatte Cedrik mir eingebläut. Das bedeutete aber auch, dass ich zwölf Jahre an Erfahrung und Wissen aufholen musste, um zu überleben. Anpassen oder sterben. Ich kenne die Spielregeln des Palastes und des Adels kaum und wusste nichts von den Akteuren, die es spielten. Ich musste lernen, und zwar schnell, wenn ich nicht als Schachfigur missbraucht werden wollte.

„Ist es wahr, dass er nie damit gerechnet hatte, König zu werden? Er hat sich einer Prinzessin genähert, dass ihm der Gedanke nie kam, erscheint mir naiv." Eugen schien überrascht, dass ich das vergangene Thema so einfach ignorierte und ihn Fragen stellte, als hätte er mich nicht an Ducan verraten, als ich ihn verließ bei Kain war. Kain. Sollte ich Eugen glauben, dass es ihm gut ging?

Einen Grund zu Lügen hatte er zumindest. Ich war dieser Grund und er ahnte vermutlich, dass ich noch mehr Ärger machte, wenn ich glaubte Kain ginge es schlecht. Andererseit wollte man mich töten und es wäre tatsächlich besser sich ruhig zu verhalten und den Kopf einzuziehen, bis ich wusste, mit wem und was ich es zu tun hatte. Da konnte ich wegen Kain kein großes Aufsehen erregen. Also musste ich Eugen glauben, alleine schon um meinet willen.

„Laut einigen Vertrauten war er zu sehr damit beschäftigt nicht vor eifersucht zu zergehen, weil die Frau, die er liebte, einem anderen versprochen war. Nach all den Jahren, die ich ihn in seiner Position als König erlebt habe, kann ich zumindest sagen, dass er die Krone immer als Bürde empfand, nie als Geschenk. Man hat ihm auch nie ein anderes Gefühl vermittelt. Der Adel und der Kronrat waren sehr hart im Umgang mit ihm. Er hat die Krone nur erhalten, weil dieses Land nach Tristans Tod, Lissas Bruder und Ducans Onkel, schnell einen König brauchte und weil gewisse Gerüchte die Runde gemacht haben, die Eile geboten einen Ehemann für Prinzessin Lissa zu finden." Gewisse Gerüchte. Waren das dieselben, die man mir einmal erzählte? Wenn der Kronrat es geglaubt hatte, der nach Tristans Tod, eingesetzt worden war, um den Übergang der Krone zu sichern, dann musste da doch etwas dran sein.

„Also stimmt es? Ducans Mutter war bereits mit ihm schwanger? Vor der Hochzeit mit Liam, meine ich. Es gab sogar böse Zungen die sagten, deswegen habe mein Vater die Verlobung gelöst. Weil sie eine Affäre hatte." Das letzte glaubte ich nicht, aber das war so lange vor meiner Geburt passiert, dass ich auf das Wort anderer vertrauen musste.

„Ich kann Euch versichern, dass die Verlobung gelöst wurde, lange bevor Prinzessin Lissa schwanger wurde, da sind die Aufzeichnungen sehr korrekt und ich kann Euch auch versichern, das eine fehlende Jungfräulichkeit noch nie eine Eheschließung verhindert hat."

Ich sah ihn kurz stumm an und fragte mich, was seine letzte Aussage mir sagen sollte. Es könnte sich rein auf seine Geschichte beziehen, aber das war es nicht. Sein sonst so sanfter Blick, lag vieldeutig auf mir und ich mochte vielleicht nicht die Bildung genossen haben, die eine Prinzessin gehabt hätte, aber ich hatte mich immer als Gescheit empfunden. Er deutete damit an, dass meine Verlobung mit Ducan nicht einfach hinfällig wurde, wenn ich mich bereits einen anderen Mann hingegeben hätte.

Ich war in einem Bordell aufgewachsen und wie es aussah, befürchtete Eugen, dass ich nicht mehr so rein bin, wie ich hätte sein müssen, besonders da unter der normalen Bevölkerung Intimitäten vor der Hochzeit keine Seltenheit waren. Nur der Adel legte wirklich Wert darauf, weil es wichtig war Schwangerschaften eine eindeutige Herkunft zu geben. Magisches Blut war für den Machterhalt der Familie wichtig, da konnte man es sich nicht leisten, dass eine Frau heimlich bereits vor der Hochzeit ein Kind unter dem Herzen trug. So etwas zweifelhaftes musste so weit wie möglich ausgeschlossen werde. Es gab einige gut bürgerliche Familien unter den Gewöhnlichen, die das ohne die Begründung von magischem Blut, ebenfalls taten. Das lag dann aber nur daran, dass sie dem Adel nacheifern wollten. Nicht, weil es notwendig war.

Dass Eugen dachte, ich könnte nicht mehr jungfräulich sein, verunsicherte mich kaum. Ich hatte nie viel Wert auf meine „Reinheit" gelegt, es war nur etwas an dem ich aus sentimentalen Gründen hing. Es war etwas, was ich mir erhalten konnte um irgendwie doch mehr Lilyanna zu sein als Lil, wie bei meinen Haaren. Zudem hatte ich nie das Verlangen gespürt einen Mann so nahe zu kommen. Das was die Frauen in Cedrics Bordellen als Lust beschrieben, war mir irgendwie fremd. Und doch wieder nicht.

Ohne es zu wollen, dachte ich an den Moment wo Ducans Magie in mich geströmt war, nicht während der Folter, sondern bei der Audienz. Doch ich verwarf diesen Gedanken. Dass ich Ducan mögen, könnte, war einfach nur albern. Ich wollte ihn nicht mögen! Er war kein guter Mann! Ich sollte mich zu einem Mann wie Kain hingezogen fühlen, nicht zu Ducan!

Ich fing mich wieder und verschränkte die Arme, um die Kälte weiter auszuschließen und mich nicht getroffen von Eugens Andeutung zu zeigen. Die Magier der Zitadelle, führten alle intime Beziehungen, obwohl das aufgrund ihrer hohen Abstammung eigentlich besser wäre. Es zu unterlassen.

Beta: noch nicht

Es ist Highlight-Woche für diese Geschichte, also bitte nicht wundern. 

Für meine Patreons sind diese ganzen Kapitel ja nichts Neues, deswegen bekommen die eine anderes Spezial von mir: Die mehrteilige Kurzgeschichte von "Take it Deep, Babygirl" - Weihnachten mit Spießern wird in dieser Woche beendet. 


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Chroniken der Winterlande Band 1 & 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt