gemeinsame Gemächer

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Kapitel 57

Lilyanna

Das Zimmer, das man uns zur Übernachtung bereitstellte, war bescheiden und versprach eindeutig kaum mehr Komfort als ein Zimmer unten bei den 'Unteren' und kaum hatte Ducan die Tür hinter sich geschlossen, konnte ich den Ansturm der Fragen, gar nicht mehr zurückhalten.

„Sie sind nur geduldet? Es ist eigentlich ihre Pflicht, die Mienen im Falle eines Durchbruchs zu säubern? Und anstatt dass sie das tun, tust du es? Ihr seid der König, ist das nicht unfassbar waghalsig und warum betrittst du ebenfalls mein Zimmer?" fragte ich, wobei mir das letzte erst in dem Moment auffiel, als Ducan gelassen zum kleinen Kamin ging und begann Holz auf die Brennstelle zu schichten

Es war merkwürdig ihn, den großen König, bei so einer niederen Aufgabe zu beobachten aber die Art und Weise, wie routiniert er das tat, sagte mir, dass er nicht zum ersten Mal einen Kamin anzündete. Oder besser gesagt: Holz stapelte und dann mit einem Ruck einfach alles in Brand setzte. Bei den Göttern, daran wie leichtfertig er Magie anwandte, würde ich mich nie gewöhnen.

„Das sind nicht deine, sondern unsere Gemächer" begann er scheinbar mühselig und als die Flammen nochmal etwas höher schlugen und ich zusammenzuckte, bewegte sich das Bündel in meinen Armen. Erschrocken ließ ich den Sack auf das Bett gleiten, wo die kleinen Welpen ihre Köpfe herausstreckten, sich umsahen und dann eigentlich sofort wieder zurückkrochen, um zu schlafen. Ich hing währenddessen immer noch an dem 'unsere Gemächer' bevor Ducan begann weiter meine Fragen zu beantworten: wenn auch nur widerwillig.

„Diese Abspaltung neigt dazu, sich selbst und ihre Gebote über die der Länder und der Könige zu stellen, sodass sie nirgends wirklich willkommen sind, auch hier nicht. Eine Bedingung dafür, dass man ihnen diese Unverschämtheiten immer und immer wieder durchgehen ließ, war die Tatsache, dass sie in Falle von Durchbrüchen die Schatten zurückdrängten, die sich dann dort ansammelten und dieser Aufgabe auch immer nachahmen, trotz der erheblicher Verluste, die das für diese Gemeinschaft bedeutete. Dass ich es jetzt tue, liegt lediglich daran, dass es Schatten Wesen stets so schnell wie möglich zurückgedrängt werden mussten und ich das mit Abstand am schnellsten zustande bringen. Mein Großvater hatte das aber auf die Spitze getrieben. Er hat diese Gemeinschaft so verabscheut, wie kaum ein anderer und hat sie regelrecht in den Tod beordert, indem er absichtlich Durchbrüche anordnete, um sie zu dezimieren. Was natürlich auch nicht in Ordnung war. Ich tue es an ihrer Stelle, weil es mir kaum mehr Mühe macht als mit dem Finger zu schnippen, zudem kommen mir solche Entladungen entgegen", meinte er und stellte sich mit auf den Rücken verschränkten Armen und geraden Rücken vor das Feuer und wurde dann still. Sehr Still.

Ich wollte weiter Fragen stellen, vor allem, was er mit diesen 'Entladungen' meinte, aber ich war irgendwie gefangen von diesem Anblick, den Ducan vor diesem Kamin bot. Anmutig, stark und mit dieser Aura, die niemanden an seiner Position zweifeln ließ, nahm er mich ein und ich schaffte es erst, mich von diesem Anblick zu lösen, als die Welpen begannen nun doch aus dem Sack zu springen und dann weiter vom Bett herunter, um das Zimmer zu erkunden. Viel zu Endecken gab es nicht. Der Raum war klein, es gab nicht mal ein Fenster und abgesehen von einer Kommode und diesem einen Bett gab es auch keine Möbel. Ein Bett. Ich schluckte und verdrängte den Gedanken sofort wieder.

Ich mich um, und konzentrierte mich auf die Welpen, um zu sehen, wo sie hin wollten, doch während einer, der Verletzte, sich einfach direkt auf einen von Ducans Schuhe legte und vor dem Kamin die Augen schloss, schien der andere, sich mutiger umzusehen.

„Du solltest dich umziehen und zur Ruhe kommen, Prinzessin. Ich werde heute Nacht nicht mit dir das Bett teilen, also kannst du aufhören wie ein verstörtes Mädchen vor ihrer Hochzeitsnacht in der Gegend herumzustehen", meinte Ducan dann plötzlich und weckte so wieder meinen Zorn, als würde er ihn, ebenso wie den Kamin, einfach in Flammen aufgehen lassen können.

„Ich ziehe mich nicht vor Euch aus!", fuhr ich ihn an, ging aber dennoch zum Beutel, um das Nachtgewand herauszuziehen, dass ich neben meinen wenigen anderen Kleidungsstücken mit mir mitgenommen hatte. Dann sah ich mich ein weiteres Mal in diesem winzigen Zimmer um. Kamin, Bett, eine Kommode mit einer Ablagefläche, aber kein Sichtschutz hinter dem ich mich verbergen konnte.

Als ich mich wieder zu Ducan drehte, begegnete ich seinen Blick und sah genau wie seine Mundwinkel zuckten. Er wusste genau, was ich gesucht hatte und er fand es amüsant.

„Wie es aussieht, werdet ihr das wohl doch tun", meinte er und klang dabei alles andere als kalt, allerdings so selbstherrlich, dass es mir eben sowenig gefiel wie sein sonstiges Verhalten. Sein Blick durchbohrte mich, bevor er sich nach unten bückte, den Welpen von seinem Schuh nahm und ihn auf den Boden vor den Kamin setzte, wo er einfach wieder liegen blieb und die Augen schloss. Sein Geschwisterchen hatte sich währenddessen schnüffelt einer Ecke angenommen, die ihn besonders interessant schien.

„Ihr könntet wenigstens den Anstand besitzen, euch umzudrehen!" knurrte ich Ducan an, doch der stieß lediglich dieses dunkle, männliche Lachen aus, dass ich so selten bei ihm hörte und mich deshalb immer noch in pure Verwunderung setzte. Weil er allgemein so wenig lächelte oder amüsiert zu sein schien, schien es nicht wirklich zu ihm zu passen. Sein plötzliches Interesse an meinen Körper tat sein übrigens dazu.

Wirkte ich tatsächlich reizvoll auf ihn? Hatte er überhaupt männliche Begierden? Schien wohl so, als würde hinter dieser eisigen, gekrönten Maske, doch ein Mann stecken, der etwas empfinden konnte. Und das löste etwas in mir aus. Die längst verloren geglaubte Prinzessin in mir, die mit einer romantischen Vorstellung von Ducan aufgewachsen war, versuchte mir einzureden, dass ich es also doch schaffen könnte, diesen Eisklotz aufzutauen. Doch Lil konnte darüber nur lachen. Es spielte keine Rolle, ob ich Ducan auftauen konnte oder nicht, er würde mein Mann sein. Schlimmer: mein König und ich würde sein Untertan werden. Und ob sein Begehren gut oder schlecht für mich war, kam stark darauf an, ob es mir gefallen würde, ihm beizuliegen. Da ich aber keine Erfahrungen hatte war das schwer zu sagen, in den Bordellen hatte ich viel gesehen und bei nichts vom allem hatte es eine Rolle gespielt, ob es den Frauen gefiel.

„Es ist mein Recht mir anzusehen, was mir gehört" verkündete er voller königlicher Ignoranz gegenüber meinen Willen und brachte mich dazu, ihn mit meinem Nachtkleid zu bewerfen, weil ich einfach nichts anderen Griff bereit hatte.

„Ihr seid fürchterlich!", beschimpfte ich ihn und ließ nun endgültig alle Höflichkeiten fallen. Ducan hatte das Stück Stoff in der Luft abgefangen und trat an mich heran, um es mir zu reichen. Als ich danach greifen wollte, zog er es aber schnell wieder aus meine Reichweite und ich fiel ihm fast in die Arme, weil ich zu viel Schwung geholt hatte. Dann war jeder Humor und jede Lüsternheit aus seinem Blick plötzlich verschwunden, während er mir bedrohlich sagte:

„Vorsichtig, Prinzessin. Ich dulde Euer schamhaftes benehmen noch, aber sobald Ihr meine Bänder tragt, werdet Ihr Eure Pflichten als meine Ehefrau erfüllen und zwar ohne zu klagen. Ihr werdet mir beiliegen und Euch darum bemühen, mir Erben zu schenken und vielleicht, wenn ihr mich genug erfreut, werdet ihr sogar Genuss darin finden. Es liegt ganz an Euch, Prinzessin. Das kann für euch sehr angenehm oder auch sehr unangenehm werden" meinte er so unfassbar kalt und distanziert, dass es mich abermals verwirrte. Dann gab er mir mein Nachtkleid zurück und verließ das Zimmer. Und starrte ihm etwas kochend vor Wut nach, weil ich einmal mehr nicht wusste, wie ich mit ihm umgehen sollte. Bei diesem ständigen Wechsel von heiß zu kalt wurde einem regelrecht schwindelig. Er war unfassbar frustrierend.

 Er war unfassbar frustrierend

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Chroniken der Winterlande Band 1 & 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt