Danach

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Kapitel 62

Lilyanna

Ich keuchte, während es mir langsam wieder möglich erschien einen klaren Gedanken fassen und die Ektase, die mich zuvor mitgerissen hatte, etwas abklang. Ich hatte bereits gewusst, dass Sex sich auch gut anfühlen konnte, doch das es mich so berauschen könnte, hätte ich nie vermutet. Nichts, was ich je erlebt hatte, war jemals so schön gewesen. Dass ich das aber ausgerechnet Ducan zu verdanken hatte, machte sie dann doch etwas verlegen. Mein Verstand war noch nicht dazu bereit ihn als meinen König und Ehemann zu akzeptieren, aber mein Bauchgefühl schon und das hatte in diesem Moment definitiv die Oberhand. Während ich also versuchte wieder zu Atem zu kommen, sah ich zu Ducan auf, der noch immer auf mir lag und fast noch erschöpfter aussah als vorher.

Er musste furchtbar Müde sein! Bis jetzt hatte er noch kein Auge zugemacht und wenn ich sich schon so ermattet fühlte aufgrund unserer nächtlichen Aktivitäten, musste es für ihn noch um ein vielfaches schlimmer sein. In dem Willen, ihm irgendwie darüber hinwegzuhelfen, erhob ich meine Hand und berührte zärtlich sein Kinn, während ich ihn anlächelte.

"Du musst schlafen" hauchte ich noch, doch genau in dem Moment wo ich dachte endlich einen Zugang zu Ducan gefunden zu haben, schob er sich von meinen Körper. Die Kälte, die daraufhin meinen gesamten Körper erfasste, war wie ein Tritt in die Magengrube und ich zog schnell die Decke über mich, während ich mürrisch dabei zusah, wie er das Bett verließ. Mein Herz wurde schwer, mein Temperament verlangte nach einem Ausbruch um ihm zu demonstrieren wie übel ich es ihm nahm, dass er nach all dem einfach ging. Doch noch bevor meine Wut jedes andere Gefühl verdrängen konnte, kam er auch schon wieder zurück. Er trug eine Waschschale in der Hand und setzte sich neben mir auf die Matratze. "Lass mich dich sauber machen." Forderte Ducan, ohne ihr mir dabei ins Gesicht zu sehen, weshalb ich mir nicht einmal die Mühe machte zu antworten. Was hatte dieser Mann nun schon wieder vor?

Ich runzelte die Stirn und erschrak etwas, als der König der Winterlande mir unvermittelt einen warmen Lappen zwischen die Beine schob. Dabei schlug er die Decke zurück und legte meinen Unterkörper frei.

"Was..."

"Sht!" Gebot er mir und ich klappte den Mund wieder zu, während ich seine Säuberung über mich ergehen ließ. Irgendwie war ich Ducan auch dankbar dafür. Ich hatte bis jetzt nicht bemerkt, wie wund sich dort alles anfühlte und dass mir eine Mischung aus verschiedenen Flüssigkeiten noch auf ihrer Haut klebte. Darunter auch etwas Blut, das mich schlucken ließ. Das war es dann jetzt wohl. Meine Jungfräulichkeit, die ich so lange bewahrt hatte, war dahin. Er hatte sie mir genommen. Der König der Winterlande hatte dafür gesorgt, dass ich ihn schlicht heiraten musste. Von den anderen möglichen Konsequenzen unseres Treibens einmal abgesehen. Ein Kind. Ich könnte jetzt bereits schwanger sein. Der Gedanke Duncans Erben unter meinen Herzen zu tragen sollte mich erschrecken, mich zu Tode ängstigen aber das tat es nicht.

Ich legte meine Hand auf meinen immer noch flachen Bauch und fragte mich ab, wann man so etwas merkte. Ich hatte mich nie großartig für Kinder interessiert, und bereute jetzt, den Frauen von damals nie wirklich zugehört zu haben.

"Es ist zu früh um es zu sagen. Es können Wochen vergehen bis du die ersten Anzeichen bemerkst", meinte Ducan, der meinen Gedankengang offensichtlich folgen konnte. Ich nahm meine verräterische Hand fort und räusperte mich. Eigentlich wollte ich ihm nicht offenbaren, wie unfassbar unwissend ich diesbezüglich war, aber ich musste mehr erfahren.

"Und welche Anzeichen sind das?", fragte ich etwas zögerlich und wich seinem Blick aus, als er den Kopf hob. Doch er wusch mich einfach weiter und seine Stimme klang nicht vorwurfsvoll.

"Deine Blutung bleibt aus", begann er und da unterbrach ich ihn versehentlich durch ein kleines Auflachen. Ich hatte seit dem Moment, in dem ich meine Blutung bekommen hatte, schon oft eine gewisse Unregelmäßigkeit festgestellt.

"Wenn es so wäre, müsste ich oft schwanger gewesen sein", entfuhr es mir und Ducan versteifte sich kurz. Für einen Moment dachte ich, etwas Falsches gesagt zu haben. Ich war Jungfrau gewesen, er könnte doch nicht wirklich glauben, dass ich schon Kinder hatte, oder? Aber das schienen nicht seine Befürchtungen zu sein. "Ein dauerhafter Ausfall für die Zeit der gesamten Schwangerschaft nicht weil du hungerst oder schwer krank bist", brachte er zerknirscht hervor. Das war es also? Dass ich hunger gelitten habe, beschäftigte ihn?

"Ich verstehe, gibt es noch mehr?", fragte ich stattdessen schnell weiter weil es irgendetwas mit mir anstellen, dass er sich Vorwürfe machte. Ich wollte nicht, dass er wütend auf sich war. Diesen Vorwurf verdiente er nicht. Für die Hungersnöte in seinem Land war mein Onkel verantwortlich und seit seiner Herrschaft hatte es zwar Engpässe gegeben, aber es welche die man hatte aushalten können. Er war im Königreich beliebt, auch bei den Armen. In Gegensatz zu seinem Vater hatte er die Lebensmittel rationieren lassen, wenn es wieder knapp wurde nicht nur bei der einfachen Bevölkerung. Auch beim Adel, die zu den Zeiten seines Vaters mit ihren Mitteln stets die Möglichkeit hatten, Lebensmittel im großen Stil zu horten. Doch seit Ducans Krönung hatte der Adel weniger zu sagen, als unter seinem Vater.

„Übelkeit und dein Bauch schwillt an", ergänze Ducan darauf und beendete seine Säuberung. Ich lächelte dankbar und griff nach einem Arm, als er sich erneut erheben wollte. "Danke. Für alles", sagte ich und hoffte, das Eis damit brechen zu können, doch sein Gesichtsausdruck blieb so unleserlich wie immer. Die Enttäuschung erfasste mein Herz mit fast noch größerer Kraft, als zuvor aber sie hielt nicht lange. Denn als ich endlich so etwas wie ein Gefühl in seinem Gesicht ablesen konnte, bemerkte ich wieder dieses Zucken in einem seiner Mundwinkel, bevor er einfach nickte und die Schüssel zur Seite stellte. Ich bedeckte mich wieder.

„Du solltest jetzt schlafen", sagte er und ich erhaschte einen kurzen Blick auf seinen nackten Körper, als er seine Hose ergriff und sie sich über zog. Er war ein wahrlich schöner Mann. Gerne hätte ich ihn genauer betrachtet oder seinen Körper erforscht aber ich glaubte nicht, dass eine Prinzessin sich so verhalten sollte. Oder eine Königin. Und spätestens jetzt musste ich mich anfangen, wie eine zu verhalten.

"Du auch", erwiderte ich nur und Ducan war mir über seine Schulter hinweg einen prüfenden Blick zu. Zu meiner Überraschung legte er sich tatsächlich wieder ins Bett und nahm sich ebenfalls ein Stück der Leinendecke. Als er neben mir lag aber war ich sofort wieder überfordert und der Drang selbst wegzulaufen wurde auf einmal sehr groß. Doch ich riss mich zusammen, ließ mich in die Kissen gleiten und starrte wörtlich an die Decke. Ducan neben mir regte sich nicht und obwohl es sich seltsam anfühlte, ihn neben mir zu wissen, übermannte mich irgendwann die Müdigkeit. 

 

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Chroniken der Winterlande Band 1 & 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt