die Pferdeställe

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Kapitel 65

Lilyanna

Der sanfte Wind wehte den Schnee selbst in diesen eigentlich gut abgedichteten Stall hinein, in dem mein und Ducans Pferde standen und genüsslich ein paar wertvolle Haferflocken verschlangen. Immer wieder tapsten sie unruhig hin und her, weil die beiden Klagewölfe mir nach dem Frühstück nach draußen gefolgt waren und nun gut gelaunt und ausgeruht durch den Pulverschnee stürmten. Das Spielen der beiden Welpen ließ mich fast die Kälte vergessen, die mir trotz des dicken Mantels und der warmen Kleidung langsam in die Muskeln fuhr, während ich darauf wartete, dass die Pferde auffraßen. Nebenbei pflückte ich etwas Heu aus dem langen Fell der Pferde. Es war eigentlich geplant gewesen sie im Dorf zu lassen, da die Treppe unbehaglich für sie gewesen wäre, doch Fremon und Gibs hatten sie gestern Abend dennoch hier herauf gebracht. Es war kein Platz mehr im Ort unterhalb des Berges für sie gewesen. Die Menschen dort unten hatten es wohl schwerer als gedacht.

Ducans Pferd beschnupperte immer wieder meinen Mantel und schien etwas zu suchen, während es seine, eher einfache Mahlzeit regelrecht verschmähte. Ich drückte seine Nüstern zurück zu den Holzeimern mit Hafer.

"Entweder das oder gar nichts, mein Großer!" wies ich ihn an und versuchte dabei streng zu klingen, was das königliche Pferd einfach ignorierte und wieder versuchte seine breite Nase unter meinen Mantel zu stecken, als suchte er etwas. Ich wollte ihn gerade erneut beiseite drücken als Ducan neben mir auftauchte und seinem Pferd einen Apfel hinhielt, denn das Tier dann in einem Habs sofort verschlang. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass der Winterkönig mir gefolgt war.

Ich sah zu Ducan herauf und erkannte zum ersten Mal so etwas wie Freude in seinen sonst so ernsten Blick. Es war nur ein kurzes Aufblitzen, dass ich mir ebenso gut hätte eingebildet können, aber ich war mir fast sicher, dass er sein Pferd mochte und sicherlich noch mit anderen Leckereien als Äpfeln verwöhnte. Obwohl letztere Vermutung nicht auf seinen Blick beruhte, sondern auf dem bevorzugten Essverhalten seines Pferdes.

"Er sollte sich mit Hafer zufriedengeben", meinte ich leicht anklagend und Ducans Augen wanderten zu mir, bevor seine nun leere Hand zu meinem Haar wanderte und einen Strohhalm aus meinem Zopf zogen. Wie war der den hingekommen?

Wir sahen uns eine Weile lang an bis ein kalter Windhauch-Windhauch zu mir wehte und mich richtig ins Frösteln brachte. Doch er dauerte nur wenige Sekunden an, da umfasste mich eine Aura von Wärme und Geborgenheit, die alle Kälte aus meinen Gliedern vertrieb.

"Die Pferde waren gut genährt als wir losgeritten sind, sie können nun Wochen ohne Futter auskommen. Mein Pferd ist nicht wählerisch, es hat nur keinen Hunger. Dafür aber Appetit, wenn er etwas frisches Obst vor die Nase gesetzt bekommt", erklärte der Winterkönig und ich starrte auf die Hafereimer, die keines der Pferde wirklich angerührt hatte.

"Oh. Das wusste ich nicht. Als ich hierherkam, hatten sie kein Futter und ich habe einen dieser Diener hier angewiesen ihnen etwas zu bringen", gestand ich und biss mir auf die Unterlippe aufgrund meiner Unwissenheit. Ducan aber schien das nicht einmal halb so peinlich zu finden.

"Sie haben sich um unsere Pferde zu kümmern. Du hast nichts verlangt, was sie nicht hätten ohne Aufforderung tun sollen", meinte er, bevor wir von einem der Wölfe abgelenkt wurden, der gerade durch einen kleinen Schneehaufen gewetzt war, und sich nun den Schnee aus dem Fell schüttelte. Sein langer, buschiger Schwanz war aufgestellt und schlug wild um sich während er versuchte eine besonders dicke Schneeflocke zu fangen. Ich liebte es, diesen Tieren beim Spielen zuzusehen. Der Anblick trug eine Leichtigkeit in sich, die ich gerade gut gebrauchen konnte.

Bereits beim Frühstück hatten sie herumgetollt und waren immer wieder unter meiner Bank hervorgeschossen um Chaos anzustellen. Einmal hätten sie es fast geschafft etwas von dem Teller eines dieser Magier zu stehlen, weil dieser erschrocken zurückwich, als sie auf die Sitzbank sprangen und kurz knurrten.

Ducan hatte den Wolf aber am Nackenfell gepackt und ihn heruntergesetzt, wobei sich sein Schwanz eingerollt hatte, wie bei einer Schnecke. Wenn sie sich so verhielten, konnte man kaum glauben, dass sie einmal gefährliche Bestien sein würden.

Ansonsten hatten sich die Magier nicht mehr zu einem Kommentar durchgerungen, was die Wölfe anging.

Nach diesem sehr stillen Frühstück hatte sich Ducan mit ihnen zurückgezogen, um die Begleitung zu besprechen, während ich hinaus hatte gehen wollen, um dieser stickigen Enklave zu entkommen, dessen Atmosphäre mir nicht sehr gefiel.

Die Säuberung der Minen war eigentlich die Aufgabe, dieser Magier hier.. Allein ihre. Dass der König dies übernahm, war ein Privileg, dass ihnen schon beim nächsten König nicht mehr zuteilwerden könnte und sie hatten Ducan zumindest Hilfe zu leisten, wenn dieser sich schon herab ließ, ihren Job zu erledigen. Ich fand es unverschämt, dass es überhaupt notwendig gewesen war, diese Tatsache zu besprechen.

"Hier. Für dich." Ducan hielt mir ein weiterer Apfel hin und ich nahm ihn mit einem Lächeln entgegen. Auch wenn ich mich kurz wie eines seiner Pferde fühlte.

"Danke."

"Du solltest mehr essen", warf er noch hinterher und ich zuckte mit den Schultern, ohne ihm zu widersprechen. Er hatte recht, aber in Gesellschaft dieser unsympathischen Magier habe ich kaum einen Bissen herunterbekommen.

"Ich vertraue ihnen nicht", gestand ich, während Ducan sich bückte und ein paar Streifen Trockenfleisch an die Wölfe verteilte, die fast an seinem Bein hoch krabbelten, um sich der fütternden Hand entgegenzustrecken. Dabei sah ich immer wieder das unverkennbare Aufglimmen von Magie, die die Wölfe ebenfalls als Nahrung betrachteten.

Sie brauchten Namen, stellte ich fest, während ich den Größeren der Wölfe dabei zusah, wie das Stück Fleisch in einem ganzen einfach runterschlang. Doch mir wollten einfach keine Namen für diese Tiere einfallen.

"Du bist gierig" stellte Ducan fest und gab dem größeren Wolf einen weiteren Fleischstreifen und dazu eine leise zischende Ladung Magie.

Sofort stellten sich der Pelz des Wolfes auf und verdunkelte sich erneut, wie damals als sie mich fast vom Pferd fallen gelassen hatten, weil sie mir meine Energie entzogen hatten.. Warum hatten sie das eigentlich getan? Taten sie das bei allen Menschen? Seit dem war es nicht noch einmal vorgekommen, was aber wohl eher daran lag, dass sie regelmäßig bei Ducan etwas Magie abbekommen. Auch als nicht Magierin trug ich etwas Magie in mir, wie fast jeder Mensch, aber ich konnte sie nicht benutzen. Allerdings war es genug, um sie an meine Kinder zu vererben, die sie vielleicht würden nutzen können. Das machte mich zu einer Adeligen. Vielleicht hatte sie mir diese Magie entzogen und nun schlicht eine besser Mahlzeit in Ducan gefunden.

Ein kleines Winseln zog meine Aufmerksamkeit von sich und ich sah wie der kleinere Wolf die Ohren anlegte und sich an den Boden drückte bevor er dann schnell hinter den Saum meines Mantels verschwand. Aber nicht ohne zumindest aus Prinzip zu fauchen und zu knurren, auch wenn die Geräusche eher angst ausdrücken, als Aggressivität.

Als ich die Richtung sah, aus der er herbeigelaufen kam, stand ein Mann in einer schwarzen Kutte vor mir. Er verbeugte sich knapp vor Ducan und mir, aber selbst ich konnte nicht verhindern, dass ich instinktiv einen Schritt zurückwich.

Seine Haut war grau, seine Augen von einem blassen blau, dass ziemlich kränklich wirkte und ich konnte nichts dagegen tun, als mich aus Prinzip von ihm angeekelt zu fühlen.

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