schlechter Zeitpunkt

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*dieses Kapi war schon mal kurz on, war ein fehler ^^*

Kapitel 92

Lilyanna

"Drei Tage nach dem Beginn der Lombrosch-Ernte? Da sollte auch der Durchbruch in den Mienen geschehen sein, seht ihr da ein Zusammenhang?", fragte der König und ich begann in Kopf zu rechnen. Drei Tage nach der Lombrosch-Ernte. Ich hatte schon immer Schwierigkeiten gehabt den Kalender der Winterlande zu folgen, da schlicht mit einem anderen aufgewachsen war. Aber ich wusste, wann Lombroschbeeren wieder unter den Händlern verkauft wurden.

Ich mochte den sauren Geschmack dieser Beeren nicht wirklich aber in den Winterlanden braute man gerne den Winterwein aus ihnen. Sie waren das wenige, was sich hier tatsächlich anbauen ließ in der harten, kalten Erde. Auch wenn es eine Qual war sie zu ernten. Lombroschbauern erkannte man ihren ständig verschorften Händen, denn die langen Dornen des Beerenbusches waren unerbittliche dabei, die Haut eines jeden tief zu verletzen, der es wagte, ihnen die Beeren entreißen zu wollen.

Das machte sie auch zum Teil einer weit bekannten Strafe in den Winterlanden. Denn dicht gepflanzt und mannshoch empfingen sie die zum 'Lombrosch-Lauf' Verurteilten, die unter Androhung des Todes in die Dornen getrieben worden. Die meisten kamen nicht weit und ihre Leichen verwesten über Jahrzehnte aufgespießt von den Dornen. Es war ein langsamer und grausamer Tod, den jeder Verbrecher angeboten wurde, egal was er beganngen hatte. Ich hatte mich immer gefragt, warum sie sich nicht einfach Köpfen ließen anstatt diesen Lauf anzutreten aber Cedrik hatte einmal gemeint, dass der Mensch jeder Folter entgegensehen würde wenn auch nur die leiseste Hoffnung bestand, es zu überleben und dies den sicheren Tod vorziehen würde. Denn wer den Lombrosch-Lauf überlebte, es schaffte sich durch das Dickicht zu kämpfen, dem wurde Straffreiheit zugesprochen. Ich hatte aber noch nie gehört, dass es jemanden tatsächlich gelungen war. Aus den Beeren dieses mörderischen Instrumentes ein Wein zu keltern, machte des besonders markarber, selbst wenn die Büsche auf dem Feld natürlich nicht für die Lombrosch-Lauf verwendet wurden. Dennoch klebte zumindest das Blut der Bauern an ihnen.

"Ich bin mir nicht sicher, Hoheit. Uns ist lediglich ein Zusammenhang mit dem Tag der Geburtskonstellation der Prinzessin aufgefallen. Wenige Tage nach eurem Geburtstag, der Höhepunkt des Jahreszyklus der Mondgöttin Lilya, nach der ihr benannt wurdet. Wir dachten, es sei eine Art Zeichen der Trauer. Die Mondsängerin betrauert den Verlust einer ihrer Namenskinder", berichtete der Magier und wieder runzelte ich die Stirn. Ich wusste nicht mal das ich eine angebliche Namensvetterin einer Göttin war. Meine Eltern waren beide nicht sehr gläubig gewesen. Die Namensgleichung war wohl eher Zufall als Absicht, aber das behielt ich lieber für mich.

Doch etwas anderes fiel mir auf und ich griff nach Ducans Arm, wobei ich sofort seine Aufmerksamkeit auf mich zog. Er lehnte sich zu mir.

"War das nicht die Nacht, in der ich in den Palast zurückkehrte?", fragte ich ihn mit stark gesenkter Stimme und Ducan schien ebenfalls nachzudenken.

"Nicht ganz, eher die Nacht in der Kain aus dem Verlies entkam", erklärte Ducan und wieder schien mein Verlobter hoch konzentriert.

"Diese Orte, wo der Schleier so dünn werden, denen muss sich doch auch die Zitadelle bewusst sein, oder?", fragte Ducan. Ich wusste aber nicht, worauf er hinaus wollte.

"Selbstverständlich, sie versiegeln diese Orte, kennzeichnen und segnen diese mit den Symbolen der Götter. Früher wurden diese Orte auch von der Zitadelle als Gebetsstätte genutzt, aber dieser Tradition, haben sie vor langer Zeit abgeschafft", meinte der Magier und ich befand, dass dies eine der wohl klügsten Entscheidungen der Zitadelle war. Diese Orte schienen unkontrollierbar gefährlich zu sein.

Ducan schloss für einen Moment die Augen und sah kurz so aus, als hätte er eine Erkenntnis gehabt. Ich lehnte mich ihm wieder entgegen.

"Was?" fragte ich leise und hoffe wirklich, er würde es mir erzählen. Zu meinem Erstaunen tat er das auch.

"Mein Verlies liegt unter einer alten Gebetsstätte, sie wurde abgerissen, als der Palast vor vielen Jahrhunderten vergrößert worden war. Als Zeichen des Respekts ließ man dort überall die Symbol der Götter mit einfließen. Auch bei den Verliesen." Oh. Ich dachte nach und nochmal: oh.

"Kann es sein, dass diese Segnung mit den Symbolen ab und an nicht funktioniert, um den Schleier bei einer solchen Schockwelle aufrechtzuerhalten?", fragte Ducan laut und in meinen Kopf formte sich ein gruseliger Gedanke. Könnte Kain verseucht worden sein, wie diese Magier?

"Sehr unwahrscheinlich, Hoheit. Da bin ich mir ganz sicher. Die Segnung funktioniert immer! Das bestätigen unsere Erfahrungen und auch die der Zitadelle! Es müsste eine erhebliche Störquelle geben, eine direkte Verbindung zu den Schatten, um diese Segnung zu umgehen. Aber das ist..."

"Was könnte das verursachen?", hackte Ducan nach.

"Ich bin mir nicht sicher, da müsste ich selbst die Zitadelle anfragen, vielleicht ein Totem? Aber es müsste schon ein sehr mächtiges Totem sein."

"Ein Totem?"

Was bei den Göttern war bitte ein Totem? Ducan antwortet mir.

"Ein ehemaliges magisches Objekt, aus dem jede Magie entwichen ist. Es existiert allerdings nicht lange, die Anti-Magie darin lässt es in sich zusammenfallen."

"Wie der Diamant?", fragte ich etwas zu laut und Ducan nickte nicht, aber ich sah in seinen Augen, dass er zu dem selben Schluss gekommen war.

"Bloße Theorie, Hoheit", unterbrach uns der Magier schnell.

"Ich meine, das müsste ein extrem starkes, magisches Objekt gewesen sein. Und selbst dann ist es nur meine persönliche Hypothese. Magie ist ein Geschenk der Götter, Anti-Magie dagegen das, was übrig bleibt, wenn sie verschwindet. Dass Anti-Magie Segnungen übergehen kann, empfinde ich als logisch, aber ich möchte betonen, dass das lediglich meine Einschätzung der Lage ist. Ich wüsste keine andere Antwort darauf." Versuchte der Mann zurückzurudern, aber die Idee hatte sich in meinen Kopf bereits festgefressen.

In der Nacht nach meinem Diebstahl, war auch Kain auf Diebestour gewesen, das wusste ich.

"Ich danke Ihnen für diese Einschätzung und ihre Offenheit, ich hoffe, dass dieser Zustand beibehalten wird. Ich würde ihrer Glaubensgemeinschaft ungern weiter mit Feindseligkeiten drohen müssen."

Mit diesen Worten entließ der König der Winterlande den Magier und ich spürte, wie ich unruhig auf meinen Sitz hin und her rutschte.

"Sicher, ich werde mich bemühen, Fehler in der Vergangenheit nicht zu wiederholen."

Damit verschwand der Magier und ich konnte nicht mehr an mich halten.

"Könnte Kain den Diamanten bei sich gehabt haben, als er zerfiel und das alles auslöste?'' fragte ich Ducan, denn in der Nacht, als seine Garde kam, um mich zu verhaften, da hatte Kain Brot aus der Küche gestohlen und die Küche lag direkt neben dem Arbeitszimmer seines Vaters, wo ich wiederum den Diamanten abgegeben hatte.

"Ich weiß es nicht. Er eingesperrt an genau den richtigen Ort, zu genau der richtigen Zeit, mit zufällig dem einzigen Objekt in der Tasche, der es ermöglicht, dass genau das passiert? Dein ehemaliger Freund, von den Schatten besessen? Das sind zu viele Zufälle, es klingt eher wie ein schlechter Witz", argumentierte Ducan und ich stimmte ihm dabei zu. Das sind zu viele Zufälle, könnten aber dennoch nur Zufälle sein,

"Er wirkte nicht verfault, als er mich angriff, ganz im Gegenteil. Er wirkte: erhaben. Als hätte ihm etwas Macht verließen. Nicht zerfressen und verdorben", gab ich zu bedenken.

Kain hatte nicht wie diese Magier gewirkt.

"Egal was es war, durch Spekulationen kommen wir nicht weiter. Ich werde Eugen damit beauftragen, dem nachzugehen, sobald wir wieder im Palast sind. Und bis dahin solltest du dich wieder zu Bett begehen, morgen steht uns der längste Teil der Reise bevor."

Ich stöhnte und wusste, dass auch ich damit entlassen worden war.

Chroniken der Winterlande Band 1 & 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt