Konflikt - Teil 1

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Kapitel 126

Lilyanna

Das goldenen Gehäuse klickte nach und nach und ich hielt Fünkchen davon ab, mit der Nase zu nahe heranzugehen, während ich mir überlegte, was ich jetzt tun sollte. Sollte ich die Wachen rufen? Würde mir die Kugel gefährlich werden können? War es dumm einfach hier zu stehen und darauf zu warten, dass das was mit der Kugel passierte...

Sie klickte lauter, als hätte sich ein Schloss gelöst und sprang dann in zwei Hälften, die reglos einfach liegen blieben.

Erleichtert atmete ich aus, auch wenn ich nicht wusste, was ich eigentlich erwartet hatte. Als ich mich aber näherte, war in einer der Kugelhälften nur ein Stück Papier.

"Sehr unspektakulär", murmelte ich zu mir selbst und wusste, dass es vermutlich tatsächlich dumm war, sich zu nähern und dieses Papier herauszuziehen, aber ich war schlichtweg zu neugierig, um mich zurückzuhalten. Und abgesehen davon .. was sollte ich schon von einem Stück Papier zu befürchten haben?

Allerdings hätte ich auch nie gedacht, dass von einem Kleid Gefahr ausgehen könnte, also versuchte ich nicht naiv zu sein und zog mir einen Handschuh über die Finger.

Ich zögerte, während ich mit zwei Fingern danach griff und es herauszog. Das Pergament war als und begann bereits an den Seiten an auseinander zu fallen, doch ich schaffte es, es vorsichtig aufzufalten bevor plötzlich die Tür aufgerissen wurde und Ducan in meinen Gemächern stand.

Ich zuckte so heftig zusammen, dass ich mir die Hand auf die Brust presste. Er hätte mich beinahe zu Tode erschrocken, ich sollte ihm ein Glöckchen um den Hals binden.

Doch ich verkniff mir eine Bemerkung in die Richtung, denn von dem unterkühlten, viel zu unemotionalen König der Winterlande war absolut nichts zu erkennen. Seine Wut war wie ein Orkan, der mir entgegenschlug und vor dessen Gewalt ich erstarrte.

"Hast du vor deinen Schwur zu brechen?" fragte er so laut, wie ich ihn noch nie zuvor gehört hatte.

Ducan gehörte nicht zu den Männern, die wirklich brüllten. Das er es jetzt tat, entsetzte mich und ich öffnete den Mund um etwas dazu zu sagen, doch schloss ihn schnell wieder. Ich wusste, was er meinte. Ich hatte ihm versprochen, nicht mehr wegzulaufen und dennoch hatte ich ihm diese Nachricht zukommen lassen.

&gt;&gt;Hat der Käfig ein Schloss, werde ich es brechen<<, das hatte ich ihm geschrieben.

"Ich ...", begann ich, zögerte wieder und atmete dann tief ein. "So habe ich das nicht gemeint, ich wollte nur..."

"Was? Meine Aufmerksamkeit? Die habt Ihr nun, Prinzessin. Setzt Sie weise ein, denn ich habe zu tun!", unterbrach er mich hart und immer noch lautstark.

Ich presste die Lippen aufeinander und verengte die Augen. Ich hatte wenig Lust mich anschreien zu lassen, aber ich wollte das hier auch nicht weiter eskalieren lassen. Ehrlich nicht.

Ich hatte nicht vor, ihm, mit dieser Nachricht von seinen Pflichten abzuhalten.

"Ich wollte dir nur klarmachen, dass ich mich hier nicht auf Dauer einsperren lassen würde", meinte ich, bemühte mich die Stimme ruhig klingen zu lassen. Meine Worte sollten kein Vorwurf sein, doch ich spürte bereits wie mein Temperament aufwallte und begriff, dass es ein Fehler gewesen war, diesen Zettel zu schreiben. Oder auch nicht, des es führte mir ein weiteres Mal vor Augen, dass Ducan mich viel zu oft als Untergebene betrachtete und nicht als gleichberechtigte Person. Er glaubte so etwas wie Autorität über mich ausführen zu können und das passte mir gar nicht.

Dennoch: Ich hätte bis zum Abend warten sollen.

"Jemand hat versucht dich umzubringen und dieser jemand nimmt meinen Zorn dabei billigend in Kauf. Du hast nicht wirklich geglaubt, ich lasse dich weiter mit deinem Cousin durch den Garten flanieren, oder?"

Ich wusste zwar nicht, was Tristan damit zu tun hatte, aber: Nein, das hatte ich natürlich nicht. Ich war ja sogar dabei gewesen, diese Gefangenschaft für einige Tage zu ertragen, doch eine Sache störte mich an der ganzen Geschichte dennoch, nämlich, dass Ducan das über meinen Kopf hinweg entschieden hatte.

"Nein, aber du hättest mit mir reden sollen! Ich bin aufgewacht und war plötzlich eingesperrt!", meinte ich und hatte die goldene Kugel, das Pergament, alles andere um mich herum schon fast vergessen.

Meine Konzentration lag auf Ducan und diesen Streit, denn wir einmal mehr führten und bei dem ich mich fragen musste, ob das wirklich immer so zwischen uns sein würde. Tag für Tag. Wie lange würde ich das ertragen können? Würde es schlimmer werden, wenn wir verheiratet waren. Schließlich würde es immer jemanden geben, der mich nach dem Leben trachtete, würde ich also langfristig doch in Isolation verbringen müssen?

"Du willst, dass ich dich um Erlaubnis frage? Dir die Wahl lasse? Du weißt, dass ich angesichts der Situation ein 'nein' sowieso nicht akzeptieren kann!" Das wusste ich, aber darum ging es auch gar nicht.

"Nein, ich will, dass du mit mir redest! Ich bin aufgewacht und habe erst von diesen Männern dort vor unseren Gemächern erfahren, dass du mir verbietest mich eigenständig im Palast zu bewegen!"Und dass ich es hasste bevormundet zu werden, sollte er langsam verstanden haben.

"Wir reden gerade", meinte er und jetzt war seine Stimme wieder kalt.

So kalt, dass ich meinte, es klirren zu hören. Eis, das auf Eis rieb. Ich gab ein Schnauben von mir.

"Wir streiten, Ducan, wir reden nicht!", erwiderte ich und darauf wusste er wohl nichts mehr zu sagen, denn er schwieg lange. Solange, dass ich begann mich schlecht zu fühlen.

"Ich will dich nicht gefangen halten", meinte er dann und obwohl immer noch sämtliches Gefühl in seiner Stimme fehlte, betrachtete ich das als Fortschritt.

Meine Wut verpuffte.

"Ich weiß, ich wollte nur...es tut mir leid. Ich hätte dir das nicht schreiben wollen. Ich war nur wütend, weil du es mir nicht persönlich gesagt hast", meinte ich und als Ducan durchatmete und ich mich näherte, hatte ich das Gefühl, dass der Disput sich zwischen uns gelegt hatte.

"Ich werde es in Zukunft tun", meinte der König der Winterlande und ich wusste, was für ein Zugeständnis, das für ihn war. Ducan war es nicht gewohnt jemanden Rechenschaft abzulegen und ich nicht, mich mit irgendetwas abzufinden.

Die Stille zog sich weiter zwischen uns und als er eine Hand ausstreckte, um mein Gesicht zu berühren, sie aber unverrichteter Dinge wieder senkte, schluckte ich den Klos herunter. Ich wünschte, dass er mich berührte, dass er mich küsste, sich mit mir versöhnte. Ich wünschte, er würde mehr empfinden. Ein merkwürdiger Gedanke in Anbetracht der Tatsache, dass ich nicht mal wusste, was ich mittlerweile für ihn empfand. Es wäre gelogen zu sagen, dass es mich kaltließ, dass wir miteinander schliefen, aber ich hatte das Gefühl mehr dort hineinzuinterpretieren als es tatsächlich war. Ein Schritt nach vorne und einen Schritt zurück genau so fühlte es sich an. Als würden wir tanzen oder uns gegenseitig für einen Kampf belauern.

"Was ist das?", fragte er stattdessen und ich folgte seinem Blick. Die aufgesprungene Kugel lag noch immer vor dem Kamin und ich hielt noch immer dieses alte Stück Pergament in meiner behandschuhten Hand. Da war kein Pulver also hielt ich es mittlerweile für sicher.

"Ich muss dir etwas erzählen", meinte ich und konnte nur hoffen, dass Ducan nicht wütend darüber sein würde, dass ich ihn Cedrics Erscheinen hier so lange verschwiegen hatte.

"Ich muss dir etwas erzählen", meinte ich und konnte nur hoffen, dass Ducan nicht wütend darüber sein würde, dass ich ihn Cedrics Erscheinen hier so lange verschwiegen hatte

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Chroniken der Winterlande Band 1 & 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt