Konflikt - Teil 2

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Kapitel 127

Lilyanna

Als ich fertig war, dem Winterkönig von der Nacht zu berichten, in der mein Ziehvater aufgetaucht war und Ducan zum gefühlten zwanzigsten Mal das Pergament von einer Seite zur anderen drehte, sah ich ihn einfach an.

Ich wartete auf den Ausbruch, einen Anflug von Wut, aber zu meinem Entsetzen sagte der Winterkönig lange Zeit kein einziges Wort und das machte die Situation fast noch unerträglicher. Ich konnte mit seiner Kälte immer noch nicht umgehen.

"Du wirkst nicht überrascht, dass Cedrik hier ein- und aus spaziert und deine Post durchwühlt", meinte ich misstrauisch und als Ducan endlich den Kopf hob und ich seinen kalten Blick begegnete, fühlte ich es wieder in meinen Nacken frösteln.

Seine Abneigung gegenüber Cedrik war so deutlich zu spüren, dass ich den Eindruck hatte, man könnte danach greifen, das war sie schon immer. Eugen reagierte ähnlich auf Cedrik und ich konnte mir auch vorstellen, warum. Sowohl der Winterkönig, als auch Eugen fühlten sich unwohl mit Rätseln und Cedrik war eines, dass sie wohl nie lösen würden.

"Er tat es schon öfter. Ständig. Kein Schloss, keine Wachen, keine magischen Siegel halten ihn davon ab, sich wie ein Dieb ins Schloss zu schleichen und mich mit seiner Anwesenheit zu belästigen", meinte Ducan und ich hörte deutlich den Groll aus seiner Stimme heraus.

"Okay..." gab ich von mir und runzelte die Stirn.

"Diese Kugel hat dich gerettet, sagst du?", fragte er erneut und ich nickte, während ich mich auf der Cherseloung zurück in die weichen Kissen lehnte und die Decke glatt strich, die über meine Beine lag.

Ducan stand am Feuer und betrachtete noch immer dieses Pergament, auf denen diese merkwürdigen Abbildungen zu sehen waren. Ich war neugierig, hielt mich aber zurück. Ich hatte das Gefühl, dass Ducans Geduld jetzt bereits überstrapaziert war.

"Quasi. Ja. Schockierender finde ich, dass sie noch immer in den Gängen des Sommerpalastes liegen sollte. Ich hab sie damals verloren", meinte ich und Ducan betrachtete die schweren Gold Hälften, die sich nicht zusammen setzen ließen.

"Und es war ein Geschenk der Winterlande? Da bist du dir sicher?"

Ich stöhnte frustriert. Das hatte ich ihn doch schon gesagt.

"Ja. Sie war sogar verzaubert mit kalter Magie. Ich hab doch ständig Geschenke aus den Winterlanden erhalten. Von dir. Offiziell", meinte ich und erinnerte mich an die lieblosen Briefe, die er mir als Junge geschrieben hatte.

Ich habe immer gewusst, dass der damalige Prinz der Winterlande diese Geschenke natürlich nicht ausgesucht hatte. Dennoch trugen sie stets sein Siegel und ich war immer aufgeregt gewesen, wenn ich wieder einmal Post von ihm erhalten hatte.

"Mein Vater hat sie in der Regel anfertigen lassen", meinte er und ich schnaubte wieder.

"Was du nicht sagst..." Das sollte nicht verbittert klingen, tat es aber.

"Aber an eine Kugel erinnere ich mich nicht", setzte er an und ich runzelte die Stirn.

"Du warst damals ziemlich desinteressiert an mir, woher willst du das so genau wissen?" Er war damals ein Junge und ich ein Kind. Ich verübelte es ihm nicht. Oder ... naja...vielleicht ein bisschen.

"Ich habe die Listen gesehen, von den Geschenken, die mein Vater anfertigen ließ, um sie von deinem Onkel zurückzufordern. Jedes einzelne Stück. Es war keine goldene Kugel auf darauf. Aber...ich erinnere mich daran, sie mit Magie angefüllt zu haben", meinte Ducan. Das Letzte eher gedankenverloren.

"Eins seltsames Geschenk. Eine schwere Kugel, nicht mal das Gold ist wirklich von hoher Reinheit. Keine eingearbeiteten Edelsteine, keine raffinierte Funktion. Sie ging mit deinem Blut auf?", fragte er und ich nickte wieder, während ich einen kurzen Blick auf meinen Finger warf. Ich vermutete zumindest, dass es an meinem Blut lag.

"Also erinnerst du dich an die Kugel?" fragte ich und Ducan zuckte mit den Schultern.

"Flüchtig. Ich habe dutzende Gegenstände mit Magie angefüllt, teilweise Einzelteile, die man dann zu einer Spieluhr oder ähnliches zusammensetzte. Ich kann mich nur vage an alles erinnern. Ich glaube, ich habe die Kugel schon einmal gesehen", meinte er und klang dabei seltsam.

"Man könnte sie vergessen haben, sie in der Liste zu erfassen", meinte ich und Ducan schüttelte den Kopf.

"Nein, es ist etwas anderes" Doch was es 'anderes' sein sollte, schien er mir nicht sagen zu wollen und noch bevor sich meine Neugierde weiter steigern konnte, wandte er sich zu der Tür, die aus meinen Gemächern führte. Ich sprang sofort auf, worauf Fünkchen neben mir hastig die Augen öffnete.

"Wo willst du hin?", fragte ich entsetzt und Ducan hielt nicht eine Sekunde inne,

"Ich muss etwas nachsehen", meinte er und ich hastete ihm nach.

"Ich komme mit, ich möchte..."

"Nein."

Dieses eine Wort. Gebieterisch. Final, ließ mich abermals zusammenzucken. Ich blinzelte überrascht.

"Aber ich kann doch mit dir gehen und..."

"Nein. Lilyanna. Es ist noch kein Tag vergangen seit dem Anschlag und Eugen ist mit seinen Ermittlungen noch nicht durch. Bis dahin werde ich nichts riskieren. Du bleibst hier, Prinzessin." Meinte er so ernst, dass mit vor Schreck der Mund offen stehen blieb.

"Aber du hast gesagt, dass du das nicht einfach entscheidest. Du hast gesagt..."

"Ich habe gesagt, dass ich dir persönlich Bescheid gebe. Das habe ich hiermit getan. Bleib nur heute in deinen Gemächern, Lilyanna. Nur heute! Ich werde sehen, ob ich dich nicht zu deinen Gesellschafterinnen lassen kann, ich kann einen Salon in magisch abgesicherten Teil des Schlosses herrichten. Lady Charlotte freut sich sicher, sich mit jemanden unterhalten zu können", meinte Ducan dann nur und mir wurde kurz flau im Magen, weil ich an Charlotte noch gar nicht gedacht hatte.

Sie war verletzt worden und ich saß hier und beschwerte mich. Ich schluckte und ließ Ducan dann gehen, allerdings wollte ich Lady Charlotte nicht dazu nötigen, sich aus dem Krankenbett zu erheben, um mir Gesellschaft zu leisten. Das wäre falsch.

Zudem spürte ich, wie erneuter Zorn auf Ducan in mir aufwallte und ich den kindlichen Drang verspürte aufzustampfen.

Es war doch wirklich kein Problem gewesen, mich mitzunehmen! In seiner Nähe war es geradezu absurd, dass mir etwas passierte. Dass er es dennoch nicht tat, ärgerte mich, aber ich versuchte dennoch mich nicht zu sehr von meiner Wut leiten zu lassen und mich dazu zu zwingen keine Pläne zu schmieden, wie ich ihm das wieder heimzahlen konnte. Denn das wäre sehr Unprinzessinenenhaft.

 Denn das wäre sehr Unprinzessinenenhaft

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Chroniken der Winterlande Band 1 & 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt