*das hier ist das Kapitel was letzte wiche kommen sollte, ich hab aus versehen 92 hochgeladen ^^'
Kapitel 91
Lilyana
Ich setzte mich gerade auf meinen Stuhl und tätschelte Fünkchen den Kopf, ganz so als hätte ich schon die ganze Zeit hier gesessen und nicht heimlich gelauscht, während Ducan hereinkam. Doch als ich dieses ganz kurze undefinierbare Zucken in Ducans Wangen sah, ahnte ich, dass er mich durchschaut hatte. Wenn es ihn aber erzürnte, wie ich mich verhielt, ließ er es sich nicht anmerken und ich beschloss es ähnlich zu halten.
Mein Verlobter erschien zusammen mit diesem wirklich würdevoll gekleideten Magier in dieser abgelegenen Ecke und setzte sich neben mich. Zurück in diesen Sessel, der nun wirkte, ein Thron auf dem Ducan Bittsteller empfing.
Auch wenn das eher an ihm und seiner Ausstrahlung lag als an dem Möbelstück. Ducan schaffte es, einen Gasthof wie einen Audienzsaal wirken zu lassen und jeden Hocker wie einen königlichen Stuhl. Wenn es je einen geborenen König gegeben hatte, dann war es wohl Ducan. Das Ausmaß an Autorität, was er jederzeit demonstrierte, war geradezu absurd.
"Die Prinzessin der Sommerlande und zukünftige Königin dieses Landes. Lilyanna". stellte mich Ducan absolut tadellos vor und Schatten setzte sich genau neben seinen Herren, sodass Ducan seinen Klagewolf an der Mähne kraulen konnte.
Es war ein verstörender Anblick für den Magier.
Sicherlich hatte er von seinen Kameraden bereits gehört, dass das zukünftige Winterkönigspaar sich Klagewölfe hielt, aber sie zu sehen war immer noch etwas völlig anderes. Besonders jetzt wo Schatten und Fünkchen fast ausgewachsen schienen und sehr, sehr bedrohlich wirkten.
"Es ist mir eine Ehre, Hoheit. Bitte lasst mich erwähnen, dass meine Glaubensgemeinschaft die Taten Eures Onkels ebenso verurteilt, wie die anderen Länder und die Zitadelle. Ihr habt unser Mitgefühl, Prinzessin", meinte der Mann und ich erwischte mich dabei, wie mich diese Worte tatsächlich trafen. Tief.
Ich hatte gelernt, damit zu leben, was mir passiert war, aber niemand hatte mir je so direkt sein Mitgefühl ausgesprochen. Zumindest nicht viele. Es von diesen Fremden zu hören, diese Worte entgegenzunehmen, sorgten dafür, dass sich in meiner Kehle ein Kloß bildete, den ich erst herunterschlucken musste, bevor ich antwortete.
"Danke", presste ich hervor und spürte für einen winzigen Moment Ducans Blick auf mich viel. War es so offensichtlich, dass mich diese Worte rührten? Ich wusste es nicht. Und wenn es so war, überging der König der Winterlande es einfach.
"Erklärt mir wer Ihr genau seid", begann Ducan und der Mann vor uns trat von einem Bein auf andere, wie ein Schuljunge der vor seinem Lehrmeister stand und dazu angehalten wurde von seinen Untaten zu erzählen. Ich wusste genau, wie er sich fühlte. Ich selbst fühlte mich oft so in Ducans Gegenwart.
"Ich bin der Pritarch, Hoheit. Der derzeit höchste Magier der Hochburg. Ich entschuldige mich dafür, dass ich der Krone bis jetzt nicht vorstellig geworden bin. Das wird in Zukunft nicht mehr vorkommen, das versichere ich Euch", meinte er und Ducan nickte.
"Gut.", beschied der König und es entstand eine unheilvolle Stille, in der nur Fünkchens kleines Schniefen zu hören war, weil ich aufgehört hatte sie zu streicheln. Sie versuchte auf meinen Schoß zu kommen, war aber mittlerweile zu groß dafür und schien irgendwie hilflos deswegen.
"Die Magier, die ihr zum Sterben in die Minen schicken wolltet, gegen meinen Befehl, waren auf irgendeine Art und Weise versucht. Ich möchte wissen, wie das passiert ist", erhob Ducan dann das Wort und riss damit auch den Magier aus seinen Gedanken. Er hatte mich mit Fünkchen beobachtete, während er sichtlich bemüht war, Schatten zu ignorieren, der so monströs neben Ducan aussah. Scheinbar bereit zuzuschlagen, sobald sein Herrchen es von ihm verlangte.
Ich konnte nicht umhin mich zu fragen, ob Ducan mit Schatten neben sich auf seinen Thron die Hauchdünne liegen von Respekteinflößend und einschüchternd zu angsteinflößend und gefährlich überschreiben würde. Der mächtigste Magier der Welt, für seine Ungnade bekannt und an seiner Seite eines der gefürchtesten Raubtiere der bekannten Welt. Einige würde dieser Anblick erzittern lassen.
"Es passierte in einem unserer Gebetsstätten. Nicht absichtlich, meine Brüder waren nur zur falschen Zeit, am falschen Ort, Hoheit", versicherte der Pritarch dann und weckte sofort meinen Zweifel. Ich wusste nicht, ob es mir überhaupt zustand, das Wort zu erheben, aber ich tat es.
"Ein Versehen also? Wie kann man aus Versehen zu viel Gebetskraut verwenden?", fragte ich, denn ich konnte mir nicht vorstellen, dass einem routinierten Gläubiger aus Versehen die Schatten beschwor. Das war doch lächerlich!
"Ich verstehe Euer Misstrauen, Prinzessin. Bitte lasst mich Euch erklären, dass nicht nur Gebetskraut den Schleier zwischen der Welt der Götter und der Menschen durchlässig macht. Es gibt Orte, an denen diese von Natur aus dünner sind. Zu beiden Seiten. Sowohl zu den Göttern, als auch in die Schatten. Versuchen wir den Schleier zu lüften, um die Botschaften der Götter zu empfangen, lüften wir auch immer den zur Finsternis. An unseren Gebetsstätten benutzen wir lediglich eine Fingerkuppe des Gebetskrautes. Aber in diesem Fall, war auch dies nicht nötig gewesen", meinte er und das war mir absolut neu.
Es gab Orte, da war der Schleier dünner? Wie seltsam mir das vorkam. Davon hatte mir noch nie irgendjemand erzählt und auch Ducan schien diesbezüglich unwissend zu sein.
"Erklärt das!", forderte er mit einem harten, konzentrierten Gesichtsausdruck, der ihn absolut unnahbar wirken ließ. Der Magier nickte gehorsam.
"Nun, neben dem Ort gibt es auch Zeiten, an denen der Schleier besonders dünn ist. Zu diesen Zeiten ist das Risiko zu groß, sich auch nur in einer der Gebetsstätten aufzuhalten, geschweige denn ein Gebet auch nur zu beginnen. Die von der Dunkelheit berührten Brüder fegten den Boden der Gebetsstätte als die Schatten sie befielen. Leider lässt sich die Zeit nie wirklich genau bemessen und es geschehen solche Unfälle. Dieser aber war besonders unvorhersehbar gewesen. Wir befinden uns in einer Jahreszeit, in der der Schleier normalerweise besonders dick ist, niemand hatte es erahnen können. Doch vor einigen Tagen, es müsste der dritte Tag nach dem Beginn der Lombrosch-Ernte gewesen sein, da erfasste eine Art Schockwelle unsere Hochburg. Der Schleier war für einige Momente so unfassbar dünn, dass einige unserer Gelehrte noch auf dem Hof Gestalten sahen, die nicht da sein sollten. Mit bloßen Augen konnte man den Schleier sehen, so etwas hab ich zuvor noch nie erlebt, Hoheit. Dabei sind die Brüder beim Reinigen und unbewussten beten in der Gebetsstätte angegriffen und befallen worden. Es gab keine Hoffnung mehr für sie." erklärte er und mir lief ein Schauer über den Rücken.
Der Schatten und die Finsternis waren die Alpträume, mit der jeder aufwuchs und der Gedanke, dass es Zeiten gab, in denen sie einem näher kommen könnten als gedacht, war ein extrem unangenehmer Gedanke.
"Unbewusstes Gebet?", fragte ich weiter in der Hoffnung schnell von allem abgelenkt zu werden.
"Wir schweigen oft und reden in Gedanken mit unserer Göttin, auch außerhalb des offiziellen Gebetes. Wir wollen stets bereit sein, Botschaften zu empfangen, damit beauftragte uns die Mondsängerin, unsere Herrin und der Göttin, der wir dienen", erklärte er und einmal mehr staunte ich darüber, wie hingebungsvoll diese Magier bei ihrer Aufgabe waren. Die Frage war nur, ob sie nicht zu hingebungsvoll waren, wenn solche Unfälle passieren konnten.
DU LIEST GERADE
Chroniken der Winterlande Band 1 & 2
Romance(jeden Freitag) Die Prinzessin, die sie einmal war, ist fast vergessen. Ihr Zuhause unerreichbar fern und dieses kalte Herz, das einst ihr gehörte, hatte nun eine Andere. Lilyanna hat sich längst mit ihrem neunen Leben als Flüchtling und gelegentlic...