Drohungen

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Kapitel 17

„Es geht dich nichts an, gib dich damit zufrieden und geh!" forderte ich Owellya auf. Wären wir irgendwo anders, hätte sie sich wie die brave, unterwürfige Verlobte meinen Worten gefügt, aber jetzt schnalzte sie nur missbilligend mit der Zunge und zuckte mit den Schultern.

„Wenn du es mir nicht sagen willst, frage ich diese Möchtegern Prinzessin, sie hatte das Ding in der Hand und wenn sie ist hochgeboren genug ist, um Magie zumindest spüren zu können, wird sicher ein interessantes Ges-"

Ich packte ihren Arm, bevor sie aussprechen konnte und zog sie an mich, damit ich über ihr aufragte und sie mir deutlich ansehen konnte, wie ernst ich meine folgende Worte meinte.

„Du wirst weder mit ihr sprechen, noch ihre Nähe suchen. Sie mag keine Prinzessin sein, aber sie ist ein Adlige, der ich Zuflucht gewähre und wenn ich dich oder einen Anderen, deiner verschlagenen Sippschaft auch nur in ihrer Nähe sehe, wirst du es bereuen!" drohte ich offen und Owellya wand sich wütend aus meinem Griff und ließ nun vollends die Maske, der liebreizenden Verlobten fallen. Da war sie: die Frau, zu der sie geworden war, als sie verstanden hatte, dass sie Königin werden könnte und nachdem ihr Vater sie so sehr mit Ehrgeiz gefüttert hatte, dass sie für die Krone fast alles getan hätte.

„Ist sie es nicht? Sie kam mir sehr glaubhaft vor. Versuchst du mir das also nur glaubhaft zu machen oder ist sie tatsächlich nicht Lilyanna? Du hättest allen Grund dazu sie zu beschützen, ich erinnere mich noch gut an den Jungen von damals, der gerade erfahren hatte, dass seine zukünftige Braut verschwunden und wahrscheinlich getötet worden war. Vielleicht hast du sie nicht gemocht, aber es hatte dich in deiner Ehre verletzt, genau wie deinen Vater, den sie stand als deine Verlobte offiziell unter dem Schutz der Winterlande. Wenn sie es ist, hättest du viel wieder gut zu machen, nicht nur, dass du die Suche damals aufgegeben hast, sondern auch, dass sie in Elend aufgewachsen war und das quasi vor deinen Augen. Und wenn ich daran denke, wie viele Leute ihr, diesen hübschen Kopf, jetzt noch von den Schultern Schlagen wollen....eine unschöne Sache", meinte sie mit all der Gehässigkeit, die sie schon immer in sich getragen hatte, wenn es um Lilyanna geht. Sie war bereits als Mädchen eifersüchtig auf die fremdländische Prinzessin gewesen, von deren Güte, Tugend und Schönheit bereits in jungen Jahren so viele geschwärmt hatten. Sie würde eine anmutige Schönheit werden, wie ihre Mutter, der ihr Vater schon nicht hatte widerstehen können.

Als ich sie zum ersten Mal gesehen hatte, war davon kaum etwas zu erkennen gewesen. Burschenkleidung, nur ungenügend gepflegte Haaren und Schmutz im Gesicht, hatte sie bestenfalls als „nicht hässlich" durchgehen lassen, aber zur Audienz war das anders gewesen.

Gehüllt in die Kleider, die einst meine Mutter gehörten hatten und aus einer Zeit stammten, wo diese noch geglaubt hatte, den König der Sommerlande zu heiraten, wurde offenkundig, warum ihr Vater damals ihre Mutter, der meinen, vorgezogen hatte. Wenn Lilyanna auch nur ansatzweise ihrer Mutter Hana glich, war offensichtlich warum ihr Vater lieber diese Adlige aus den Herbstlanden ehelichte, als meine Mutter, selbst auf die Gefahr hin einen Krieg zu riskieren. Aber der kam nicht, nicht nur, weil Juri, König der Sommerlande sein erstgeborenes Kind meinem Reich versprach, sondern vor allem, weil meine Mutter mit der Entscheidung nicht gerade unglücklich gewesen war. Sie hatte seit Jahren bereits eine Liebschaft mit meinem Vater gehabt und war durch Juris Eidbruch frei geworden, den Mann zu heiraten, den sie wollte. Ohne das, wäre ich vermutlich als Bastard geboren und heimlich irgendwo ausgesetzt worden, damit meine Mutter nicht in Schande leben musste. Stattdessen war ich nun Thronerbe und schließlich auch König.

„Gerade du solltest wissen, dass ich so etwas wie Mitleid nicht empfinde. Ich frage mich nur, ob du es dir wagen würdest, gegen mein direktes Gebot zu verstoßen. Tue es, Owellya. Spiel deine Spielchen und Intrigen mit ihr, weil du sie für ein Gespenst hältst. Bring eine Hochgeborene zu Fall, töte sie von mir aus. Gib mir einen Grund dich und deinen Vater hinrichten zu lassen," forderte ich sie heraus und ich sah, wie ihre Augen sich verengten und sie nachdachte. Ob sie nun glaubte, dass es sich um Lilyanna handelte oder nicht, spielte keine Rolle, sie war eine Hochgeborene unter meinen Schutz, wenn Owellya sie ermordete, würde das die Verschwörer ihren Kopf kosten.

„Du brauchst meinen Vater! Ohne ihn würden sich die Generäle aus unserem Haus, deiner Führung verweigern und du könntest die Handelsruten zum Sommerreich nicht sichern, sobald du sie erobert hast. Es würde wieder zu wirklich schlimmen Hungersnöten kommen und all dem was das für die Winterlande bedeutet." gab sie zurück und das stimmte.

Ihr Vater war das Oberhaupt einer hochgeborenen Kriegerfamilie, die zwar seit Generationen schon keine magischen Talente mehr hervorgebracht hat und damit auf einen Rang abgerutscht war, der fast schon als Bürgerlich galt. Aber sie haben viele Fähige und talentierte Krieger in hohen militärischen Positionen, die ihrer Familie wesentlich treuer waren, als ihrem König. Owellya Vater hatte die freie Position, die Lilyanna hinterlassen hatte, genutzt um wieder in den Adligen rang aufzusteigen. Mit königlichen-magischen Blut. Mein Blut, mein Einfluss. Und mein Vater hatte keine andere Möglichkeit gesehen, als das zuzulassen. Die Unterstützung des Militärs war wichtig, gerade wenn man erst beim Nachbarreich zugesehen hatte, das es sehr wohl möglich war, eine Königsfamilie mit ihrer Hilfe zu stürzen. So hatte auch Lylianas Onkel, Osswald, seinen Bruder beseitigt.Mit der Unterstützung des Militärs.

Ich hatte vor diesen Fehler nicht zu machen und dieses Risiko nicht zu tragen. Ich hatte meine Garde ins Leben gerufen und die Palstwachen aus Männer aufgestellt, die keine Verbindung zu Owellya Familie hatten. Aber das hatte mich Jahre gekostet und Owellya Vater wehrte sich gegen diese Art der Verdrängung vehement. Das musste er auch. Ohne diesen Einfluss und ohne diese Ehe mit Owellya, war er nichts mehr. Die Götter hatten ihnen keine Magie mehr geschenkt und sie ihrer Gunst entzogen. Dagegen konnte man schwer argumentieren. Die anderen Adligenhäuser waren jetzt bereits verärgert, weil sie überhaupt noch als Adlige galten. Noch hielt meine Verlobung und meine angebliche Liebe zu Owellya, sie aber davon ab eine degradierung zu fordern. Magie war ein Zeichen der Gunst der Götter, wer sie erhielt wurde zu höheren berufen, wer sie verlor, fallen gelassen. Auf dieser einfachen Tatsache baute alles auf. Darauf beriefen alle Adligen ihre höhere Position.

„Sei vorsichtig, wem du drohst Owellya. Du wirst nicht mit meiner Magie Immunisiert, das bedeutet, dass ich dir nicht nur Schmerzen zufügen, sondern dich auch ausversehen töten kann in so stürmischen Momenten, wie dem des Ehebettes. Was für ein bedauerlicher Unfall das wäre, wenn du in deiner Hochtzeitsnacht umkommen würdest." Darauf huschte sie weiter vor mir zurück und verschwand endlich.

Ich überlegte, ob es sicherer für Lylianna wäre, wenn ich sie aus dem Palast bringen und in einen der Göttertempel unterbringen würde, aber sie jemanden anzuvertrauen, den ich nicht beherrschte, bereitete mit Unwohlsein. So würde sie wohl weiter in ihren Gemächern bleiben müssen. Zu ihren eigenen Schutz. Und ich musste dafür sorgen, das Cedric mit meinen Diamanten zurückbrachte und dafür sorgen, das niemand herausbekam, wie wertvoll er tatsächlich war. Ich hätte ihn vor Jahren zurückfordern können, aber das hätte nur fragen aufgeworfen, warum ich so versessen drauf war. Wie hätte mein Vater auch ahnen können, dass König Juri und sein Reich fallen würde und Lilyanna nicht wie geplant mit fünfzehn in die Winterlande kam. In sicherer Tarnung, als nur eines der unzähligen Verlobungsgeschenke, hätte er so seinen Weg zu mir zurück gefunden. Dieser Diamant in dem mein Herz ruhte. Im wahrsten Sinne des Wortes.

Beta: noch nicht

Chroniken der Winterlande Band 1 & 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt