Kapitel 51
Lilyanna
Ich stand mit verschränkten Armen vor den beiden Männern und blickte mit einem leichten Lächeln zu Ducan herüber. Sein Blick verengte sich, als ich scheinbar dafür plädierte an dieser Reise tatsächlich teilzunehmen, einfach nur, weil er es scheinbar so gar nicht wollte.
Die in den Gossen groß gewordene, wenig prinzessinhafte Lil, freute sich darüber diebisch, sich einmal mehr widersetzen zu können und da sie auch ich war, konnte ich mir ein leichtes Lächeln nicht verkneifen, als Ducan scheinbar zum selben Schluss kam und dabei noch finsterer dreinblickte. Ha!„Nein, ihr seid aus Dornen gemacht, Prinzessin. Und genau deswegen werdet ihr hier bleiben und mir nicht im wegstehen", knurrte er und ich freute mich weiter, weil er plötzlich nicht mehr so kalt wirkte. Ich sollte vermutlich aufhören ihn zu provozieren, aber wenn ich schon in dieser Ehe kein Glück finden würde, musste ich selbst dafür sorgen. Und ich bevorzuge es lieber, dass er wütend auf mich war, als wenn er dastand wie ein Eisbrocken, den absolut gar nicht berührte. Damit konnte ich nicht arbeiten.
„Wenn ihr fort seid, könnte es zu erneuten Anschlägen kommen, von der Gefahr, die dieser Junge Kain darstellt gar zu schweigen und wenn ich das richtig sehe, hatte nur Eure Magie sie beschützen können. Ich würde es ungern riskieren, Sire", warf Eugen ein.
Sein Einwand trübte etwas die Belustigung, in mir und mir vielen wieder Owellya und ihr Vater ein. Sie könnten schon einmal versucht haben mich umzubringen, was wenn sie es wieder versuchten? Und bei der Erwähnung von Kain, gefror mir auch das Lächeln. Bei den Göttern, wenn es diese Nacht wieder passierte...
„Genau!", bestätigte ich schnell und versuchte mir dabei meine Angst nicht anmerken zu lassen. Wenn Ducan alles war, was zwischen mir und diesen Schatten stand, dann würde ich an ihm kleben wie eine Frau an ihrem Geliebten. Ich war mir nicht zu schade mich an ihn zu hängen um zu überleben.
„Du weißt nicht einmal worum es überhaupt geht!", fuhr Ducan mich an, aber das war mir egal. Für eine Sekunde erinnerte ich mich wieder an die vergangene Nacht. Kains Gesicht, die Schmerzen an meiner Brust und dann daran, wie mich Ducan an sich gedrückt hatte, als wäre ich kostbar. Aber gerade Letzteres würde ich ihm gegenüber nicht erwähnen.
„Es ärgert dich, mich mitnehmen zu müssen, das genügt mir als Anreiz es zu wollen."
Eugen versucht sein Lachen hinter einen Hustenanfall zu kaschieren und Ducans Blick bohrte sich durch den Magier, bevor er tief Luft holte und dann wieder so kalt wurde, dass es den Eindruck machte, als wäre es selbst aus Eis gemacht worden. Oh, wie ich das verabscheute!
„Ihr habt zwei Stunden, um Euch vorzubereiten, Prinzessin. Keine Sekunde länger!" beschied er wieder so herrschaftlich und würdevoll, dass ich ihn am liebsten packen und schütteln wollte. Ich hasste es, wenn er das tat. Wenn diese Kälte ihn umgab wie eine Mauer und wie immer fühlte ich mich dazu genötigt sie einreißen zu wollen. Auf die einzige Art, die ich kannte: Indem ich ihn verärgerte.„Ich bin mir sicher, die Zeit gehorcht Euren Gebot, Sire!" gab ich wieder provozierend von mir aber er versteifte sich nur kurz und ging an Eugen vorbei auf die Tür zu.
„Das tut sie, wie es auch meine Frau tun wird!", schlug er zielsicher zurück, riss die Tür auf und ließ sie hinter sich zufallen. Wie ich es hasste, wenn er mir unter Nase rieb, dass ich seine Frau sein würde. Der Gedanke passte mir nicht und das spielte er gegen mich aus! Mistkerl!
Ich blieb eine Weile stehen und wartete bis der Zorn nicht mehr heiß durch meine Adern pumpte, aber das war einfacher gesagt als getan, denn als ich Eugens blick begegnete, sah er ziemlich belustigt aus.Ihm machte es Spaß mir und Ducan dabei zuzusehen, wie wir uns gegenseitig versuchten zu verärgern. Dabei sollte ihn das doch beunruhigen, schließlich wollte er ja so unbedingt, dass wir heirateten, da sollte es ihm nicht gefallen, wenn wir uns stritten, oder?
„Ihn zu heiraten ist eine Zumutung!", stieß ich aus und er versuchte ehrlich ein weiteres Zucken seiner Mundwinkel zu vermeiden, aber es gelang ihm kaum.
„Ich bin mir sicher, diese Ehe wird eine Bereicherung für das Königreich", sagte er dann verwirrender weise. Was sollte das den bedeuten? Eine Ehe, in der man sich stritt, war doch alles andere als gut.„Wir halten es keine zehn Minuten zusammen in einem Raum aus, ohne uns an die Gurgel zu gehen, diese Ehe wird eine Katastrophe!" Doch er schüttelte den Kopf.
„Nein, Prinzessin. Ein Ehepaar, das sich gegenseitig schafft zu ignorieren und aneinander vorbeilebt wäre eine Katastrophe, eine Ehe ohne Liebe und ohne Interesse aneinander!" ich schnappte nach Luft, das konnte er unmöglich denken! Als wäre Streit ein Garant für Interesse oder gar ...liebe.
„Das kann nicht Euer ernst sein, Meister Magier! Ich habe kein Interesse an Ducan und er sicherlich auch nicht an mir und schon gar nicht lieben wir uns!"
„Nun. Liebe ist es wohl noch nicht. Aber der Rest, bei alles Respekt Hoheit, ist gelogen. Und das wisst ihr auch. Ihr erzürnt ihn absichtlich und es ist markant, dass er sich von Euch erzürnen lässt. Selbst zu Zeiten als er noch intensiv mit Lady Owellya verkehrte, war er nie so zugänglich ihr gegenüber, als ihr es seit Eurer ersten Begegnung bei ihm zu schaffen scheint. Er ignorierte sie selbst während ihrer innigsten Zeit, nichts hatte ihn je zu bewegt irgendeine Emotion für Owellya zu empfinden, aber Ihr schafft das alles mit nur einem zynischen Kommentar."
Ich stand da und dachte darüber nach. Konnte das wahr sein? Könnte er Interesse an mir haben? Es schmerzte mich sehr, wenn er so abfällig über unsere Ehe sprach oder wie egal es ihm eigentlich ist, wenn er heiratet. Ich war deswegen wütend auf ihn. Aber es gab auch andere Momente, wie die von gestern Nacht, nach diesem Vorfall mit Kain. Da hatten wir nicht gestritten und da war er fast...zärtlich mit mir umgegangen. Könnte Eugen also recht haben?
„Ihr spinnt doch!", warf ich ihn wütend an den Kopf und versuchte mich zurück in meine Gemächer zu begeben um mich auf diese Reise vorzubereiten. Raus aus diesem Schloss voller unerträglicher Magier. Das würde mir guttun!Beta: noch nicht
DU LIEST GERADE
Chroniken der Winterlande Band 1 & 2
Romance(jeden Freitag) Die Prinzessin, die sie einmal war, ist fast vergessen. Ihr Zuhause unerreichbar fern und dieses kalte Herz, das einst ihr gehörte, hatte nun eine Andere. Lilyanna hat sich längst mit ihrem neunen Leben als Flüchtling und gelegentlic...