In die Höhle

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Kapitel 70

Ducan

Die Männer führten mich zum Eingang der Höhle, wo es bereits eine mutige Seele geschafft hatte, eine Öllampe an den Rand zu stellen, damit die Kreaturen, die nun den Gang verseuchten, es sich nicht wagen würden aus der Miene zu entkommen.

Ich hatte schon einmal Bekanntschaft mit diesen Schattenwesen geschlossen und so unheimlich, andersartig und grotesk ihre Erscheinung auch anmutete: Sie zerfielen regelrecht zu Staub, wenn man auch nur einen schwachen Lichtstrahl auf sie richtete. Zumindest die meisten von ihnen. Sie waren alptraumhafte Gestalten, die in den finstersten Schatten lauerten und nur darauf warteten, dass man sich ihnen näherte, um einen zu verschlingen. Wenn man das so betrachtete, fürchteten sich die Kinder in meinem Land wohl zurecht vor der Dunkelheit.

Trotzdem sie einfach zu vernichten schienen, waren sie nicht zu unterschätzen. Diese Wesen schienen zwar nicht besonders intelligent, aber einige Arten von ihnen vermochten es dunkle Schleier, um sich herum zu legen und sich und andere damit zu umhüllen. Wobei es ihnen zumindest für einige Sekunden gelang sich dem Licht entgegenzustellen und sie waren unfassbar schnell.

"Dieser Mann wird Euch mit den Markierungen im Inneren vertraut machen, Hoheit", begann der junge Arbeiter damit mitzuerklären, als wir uns dem Eingang näherten, aus dem bereits Geräusche erklangen, die einigen der gestandenen Männer hier wohl mehr Angst eingejagten, als sie jemals zugeben würden. Ich konnte es ihnen nicht vorwerfen.

Der junge Mann direkt neben dem Zugang aber stand beherrscht, unerschrocken direkt daneben, um mir die in den Stein gehauenen Zeichen erklären, die die Arbeiter in dem Labyrinth benutzten, um sich zurechtzufinden. Als ich mich näherte, nahm er seine Mütze ab und verbeugte sich knapp. Er sah erschöpft und vollkommen verstört aus, aber er war hier und tat, was getan werden musste.

"Hoheit, ich bitte Sie, mich mit in die Miene zu nehmen, mein Bruder ist dort und ich muss meiner Mutter doch etwas bringen, was sie den Göttern übergeben kann", meinte er mit belegter und schwerer Stimme, die seinen Schmerz und seinen Verlust ausdrücken. Doch ich schüttelte den Kopf.

"Ich zweifle nicht an deinen Mut, dich diesen Kreaturen gegenüberzustellen, aber das da drinnen ist nichts für Nichtmagier. Ich werde deiner Mutter nicht noch mehr Schmerz zufügen, indem ich ihr auch noch einen weiteren ihrer Söhne nehme. Die Leiche deines Bruders wird geborgen werden, sobald die Mine wieder sicher ist." zumindest das, was von ihr übrig geblieben ist.

Schattenkreaturen fraßen ihre Opfer meist komplett auf, bis nur noch wenige Knochen übrig blieben. Wenn er also Pech hatte, wird nichts mehr von seinem Bruder zu finden sein, was man verbrennen und dann den Göttern darbieten konnte. Tat man das nicht, schien es hoffnungslos, dass sie den geliebten Angehörigen für immer in ihren Schoß aufnahmen. Doch so furchtbar diese Vorstellung auch war: Es war das Risiko nicht wert.

Chroniken der Winterlande Band 1 & 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt