~Kapitel 29~

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Eine wirklich unangenehme Stille legte sich über uns und obwohl wir uns noch immer in die Augen sahen, wusste niemand so recht, was er sagen sollte.
Ich sah zuerst weg und biss mir auf die Lippe, bevor ich krampfhaft nach einem Thema suchte, auf das ich umlenken konnte.

„Also.. ähm.. das heißt du wurdest tatsächlich von einer Spinne gebissen? Oder ist das nur so eine Story die man sich erzählt?", fragte ich und lenkte damit auf das wohl offensichtlichste Thema. Peters Dasein als Spiderman.

„Ja das ist so ziemlich das was passiert ist, was soll ich sagen? Verrückte Dinge passieren", er grinste gezwungen und ich biss mir nur fester auf die Lippe.
Von all den möglichen Fragen, die ich ihm stellen konnte, war es der Spinnenbiss?

„I-ich hoffe.. du hasst keine Spinnen", versuchte er nun die Stimmung zu lockern und mir fiel ein Stein vom Herzen.

„Nicht wirklich. Eigentlich finde ich sie ganz süß, wenn ich ehrlich bin. Mit den kleinen Beinchen und den vielen Augen", sagte ich und log nicht einmal.
Schwer nachzuvollziehen, doch ich kam gut mit Spinnen klar.
Besser als der Rest meiner Familie, schließlich musste ich die Tierchen immer raus bringen, wenn sich doch mal eine hier verirrte.

„Eeeww was?! Bah nein. Iih.. die sind doch vollkommen widerlich mit all den Beinen und Augen", entgegnete er mir angeekelt und verzog das Gesicht, woraufhin ich mich nicht zurückhalten konnte und los lachte.

„Du willst mir erzählen, du bist Spiderman und kannst keine Spinnen leiden?", fragte ich ungläubig und er nickte hektisch.
Das war das beste, das ich je zu Ohren bekommen würde. Spiderman mag keine Spinnen.
Erneut überkam mich eine Welle des Lachens und Peter mustere mich schweigend.

„Sag mal, lachst du gerade über mich?", fragte er nach einer Weile und sah mich dabei so empört an, dass mir augenblicklich das Lachen aus dem Gesicht wich und ich ihn überfordert musterte.

Hatte ich ihn nun verletzt? War er wirklich wütend?

„N-nein.. ich meine..j-ja aber.. i-ich meinte das nicht..", stammelte ich, wurde jedoch dieses Mal von Peters Lachen unterbrochen. Shots fired back. Mitten in mein Gesicht.
Mit offenem Mund musterte ich ihn, bevor auch ich wieder lächeln musste.

Ich schüttelte den Kopf ungläubig über diese ganze verdrehte Situation. Wer hätte gedacht, dass sich Dinge so schnell änderten?
Ich stand mit meinem einzigen Freund mitten in der Nacht in meinem Zimmer. Er kannte meinen Dad. Er war Spiderman. Er... er..war Spiderman.

„Du hast echt diese.. Spider-senses?", fragte ich und widerstand dem Bedürfnis ihn aus dem Nichts mit irgendwas abzuwerfen, um zu testen ob er es fangen könnte. Vermutlich würde er. Er war gerade erst über 20 Stockwerke zu meinem Fenster geklettert.

„Tatsächlich ja. Die sind ziemlich cool", nickte er grinsend und ich konnte nicht anders, als ihn zu bewundern. Nicht einmal wegen seiner Superkräfte sondern einfach.. weil er..er war.

„Ist das der Grund wieso du ständig weißt wo ich bin? Wieso du wusstest, dass ich deine Hilfe brauchte heute in der Schule?", fragte ich zögerlich nach und sein Blick verriet mir, dass ich diese Frage nicht hätte stellen sollen.

Ich konnte seinen Blick nicht wirklich deuten. Er schien traurig und als hätte ich ihm schrecklich weh getan mit dieser Frage. Gleichzeitig verhärteten sich seine Gesichtszüge und er wirkte wütend. Das war absolut das letzte was ich erreichen wollte.

„Hab ich.. was falsches gesagt?", fragte ich leise, nachdem er keine Anstalten machte auf meine Frage zu antworten.
Und ich würde ihn auch nicht dazu drängen, ich wollte es lediglich wissen um mich entschuldigen zu können, falls meine Frage unangebracht war.

„Nein, es ist nur..-", begann er, brach den Satz jedoch wieder ab und atmete tief durch, ohne mir in die Augen zu sehen.

Er schien die richtigen Worte zu suchen und ich wollte ihm irgendwie klar machen, dass er nicht so viel darüber nachdenken sollte, was er sagte.
Er war immer so schrecklich bedacht in allem was er mir gegenüber äußerte, doch das musste er nicht.

„Jetzt wo du weißt, dass ich sowas.. wahrnehmen kann.. musst du schrecklich sauer auf mich sein, oder nicht?", beendete er seinen Satz schließlich doch noch und ich zog die Augenbrauen überfordert zusammen. Wieso um Himmels Willen sollte ich denn nun wütend sein?

„Ich verstehe nicht..- wieso sollte ich denn..-", stammelte ich und versuchte wirklich es zu verstehen. Doch es wollte einfach keinen Sinn ergeben.

„Du hast recht. Ich spüre, wenn etwas nicht stimmt. Und ich spüre, wenn du in Gefahr bist. Das habe ich schon damals.. auf der Party. Ich habe nicht wirklich gespürt, dass du in Gefahr bist oder dass es überhaupt etwas mit dir zu tun hat. Aber ich hatte ein seltsames Gefühl in der Brust und wusste, dass irgendwas schief lief", erzählte er und so langsam wurde mir bewusst, worauf das hier hinaus laufen würde.

Er machte sich Vorwürfe, weil er mich nicht vor dem bewahrt hatte, was passiert war. Und jetzt da ich wusste, dass er es hätte spüren können dachte er, ich würde ihm die Schuld daran geben.
Doch wie könnte ich?

„Es war nicht deine Schuld", antwortete ich lediglich und legte meine Hand auf seinen Oberarm. Er sah mich an, versuchte mir zu glauben, konnte es jedoch nicht. Er machte einen Schritt zurück.

„Ich hab gemerkt, dass du nicht mehr bei deinen Freundinnen bist. Ich hab dich davor mit diesen Typen gesehen. Und ich hab verdammt nochmal gemerkt, dass irgendwas los ist. Trotzdem habe ich so lange gebraucht, um nach dir zu suchen...Wäre ich früher los gegangen-", es war nicht meine Art, Leute während des Sprechens zu unterbrechen, doch für diese schmerzenden Worte warf ich meine Angewohnheiten gerne über Bord.

„Wäre ich nicht zu dieser Party gegangen, wäre auch nichts passiert", warf ich ein und Peter verstummte für einen Moment.

Wen würde es schon weiter bringen, zu überlegen, was gewesen wäre, wenn wir uns an diesem Abend anders verhalten hätten? Wir konnten es nicht rückgängig machen. Noch dazu war er nicht für mich verantwortlich.

„Das ist nicht das selbe! Es ist meine Aufgabe Menschen zu beschützen und vor genau diesen Dingen zu bewahren. Das ist was in der Nachbarschaft passiert, das ist genau das, worum ich mich kümmern soll. Das ist der Grund wieso dein Vater mir diesen Anzug gegeben hat.. heilige Scheiße.. wenn er davon erfährt, wird er mich rauswerfen und den Anzug zurück wollen.
Wie sollte ich in der Lage sein, die Welt da draußen zu schützen, wenn ich nicht einmal auf seine Tochter aufpassen konnte? Oh shit, das ist alles meine verdammte schuld!", redete er sich immer weiter in Rage und ich sah mich unsicher um, aus Angst Dad könnte uns hören.

„Das ist nicht wahr! Es ist nicht wahr hörst du?", verzweifelt versuchte ich zu ihm durchzudringen, doch er senkte den Kopf, begann in meinem Zimmer auf und ab zu laufen, undeutlich vor sich hin zu reden.

Ich musste etwas tun, ich konnte ihn nicht einfach den Verstand verlieren lassen. Das hatte er nicht verdient.
Er war der beste Freund, den ich je hatte und ich konnte nicht mit ansehen, wie er sich selbst für all das die Schuld gab.

Unüberlegt und mit großen Schritten ging ich auf ihn zu und packte sein Gesicht mit beiden Händen, sodass ich sein Kopf festhalten und ihn somit zwingen konnte, mich anzusehen.

***
Könnt ihr seine Reaktion und Denkweise nachvollziehen?

~Love you 3000, T.

Darkest Nights | Peter Parker FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt