~Kapitel 93~

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Schweißgebadet wachte ich aus einem Albtraum auf und saß kerzengerade im Bett. Sofort schlangen sich zwei Arme um meinen Körper und ließen mir gar nicht erst die Zeit in Panik auszubrechen.

„Es ist okay, du bist sicher. Du musst atmen, Love", vernahm ich Peters raue Stimme an meinem Ohr. Er hielt mich fest, wie immer wenn ich drohte zu fallen.

Die verdammten Albträume hatten sich gehäuft, je näher wir dem Tag der Entscheidung kamen. Die letzten Nächte waren die schlimmsten. Ich schlief nie länger als zwei Stunden am Stück, bevor ich schweißgebadet wach wurde oder von Peter geweckt wurde.

„Es war nur ein Traum", nuschelte er und ich schüttelte den Kopf. Schön wär's. Doch es war nicht nur ein Traum. Es war meine verdammte Realität. Eine Realität, die mich wieder und wieder überfiel. Je mehr Gedanken ich mir darüber machte, was ich vor Gericht aussagen sollte, desto klarer wurden die Bilder in meinem Kopf. Als würde mir mein Gedächtnis einen schmerzhaften Gefallen tun wollen. Und jede Nacht tat es mehr weh.

„War's nicht", widersprach ich mit brüchiger Stimme. Peter drückte mich an seinen warmen Körper und hielt mich fest.

„Es ist vorbei", widersprach er nun wieder. Ich atmete tief aus. War es das denn wirklich? Oder würde es mich für immer verfolgen?

„Wie spät ist es?", wollte ich wissen und Peter griff nach seinem Handy.

„Kurz nach 7", antwortete er und ich nickte, bevor ich meinen Kopf auf seiner Brust ablegte.

Heute war es so weit. In ein paar Stunden hatte ich die absolute Gewissheit. Ob man uns glauben würde, ob er eine gerechte Strafe bekommen würde, was mit seinen Freunden passieren würde, die ihn animiert hatten, wie mein Leben weitergehen würde.

„Ich will das alles nicht", murmelte ich. Peters Hand vergrub sich in meinen Haaren und streichelte meinen Kopf.

„Ich weiß", flüsterte er. Ich wollte einfach nur, dass dieser verfluchte Tag schnell zu Ende war.

„Ich geh mal duschen", murmelte ich, bevor ich mich aufsetzte. Peter musterte mich eine Weile stumm, bevor ich ihm meinen kleinen Finger hinhielt. Er lächelte leicht und legte seinen kleinen Finger um meinen.

Es war ein stummes Versprechen, dass ich mir nichts antun würde. Und ich konnte es ihm auch nicht übel nehmen. Ihn überkam immer wieder die Angst, ich könnte ihm noch einmal etwas so schlimmes antun. Insbesondere in den letzten zwei Wochen, in denen der Gerichtstermin immer näher kam und sich dadurch mein Allgemeinzustand verschlechterte.

Nach der Dusche fühlte ich mich schon etwas besser. Zumindest klebte der kalte Schweiß nicht mehr an meiner Haut und erinnerte mich an den Traum.

In Unterwäsche lief ich zurück in mein Zimmer und stellte mich überfordert vor meinen Kleiderschrank.

„Was zieht man denn da an?", wollte ich wissen und Peter musterte mich aus verschlafenen Augen. Eigentlich starrte er mich regelrecht an. Ich hob eine Augenbraue, als sich ein Grinsen in seinem Gesicht ausbreitete.

„Schlechter Moment dir zu sagen, dass du absolut heiß aussiehst?", wollte er wissen und ich öffnete meinen Mund kurz, schloss ihn dann jedoch wieder.

Er hob den Oberkörper leicht an und legte dann seinen Kopf auf seinem angewinkelten Arm an, um mich weiter zu beobachten. Ich legte den Kopf schräg.

Mittlerweile war es absolut normal für mich, mich vor ihm umzuziehen. Und es machte mir auch keine Angst, wenn er mich so ansah. Im Gegenteil. Ich fühlte mich begehrt und geliebt.

„Eher schlechter Zeitpunkt, ja", antwortete ich irgendwann, musste jedoch trotzdem grinsen.

„Zu schade", murmelte er und rieb sich dann verschlafen die Augen. Es faszinierte mich, wie man im einen Moment heiß und im nächsten niedlich wie ein kleines Bärchen sein konnte.

Ich begann in meinem Kleiderschrank zu kramen, bis ich mich endlich entschieden hatte. Eine schwarze Jeans und eine Bluse. Ich wollte mich ganz sicher nicht verkleiden.

„Willst du nicht langsam aufstehen?", fragte ich Peter, der sich seit einer ganzen Weile im Bett hin und her wälzte, Videos auf seinem Handy schaute oder mich beobachtete.

„Nein", nuschelte er und legte sich ein Kissen über das Gesicht.

Er schaffte es sogar heute, mich besser fühlen zu lassen. Und das nur durch seine Anwesenheit.

Ich ging auf das Bett zu und lehnte mich zu ihm, um ihm das Kissen wegzunehmen. Er sah mich aus großen Teddyaugen an und mein Herz begann dahin zu schmelzen.

„So unfair", sagten wir gleichzeitig. Erschrocken starrten wir einander an, bevor wir in Gelächter ausbrachen.

„Was habe ich denn getan?", wollte er wissen.

„Deine Teddyaugen sind unfair", gab ich zu und er lächelte. Ich küsste ihn kurz auf den Mund, bevor ich mich wieder aufrappelte und an die Bettkante setzte. Auch Peter stand endlich auf und begann sich fertig zu machen. Er trug schließlich eine Jeans und ein schwarzes Hemd.

„Steht dir", kommentierte ich und er bedankte sich lächelnd.

So gerne ich die Zeit rausgezögert hätte, die Verhandlung würde um 9 Uhr beginnen und ich wollte mit Sicherheit nicht zu spät kommen. Nicht, dass ich da überhaupt hin wollte, aber es musste sein. Ich schuldete es Peter, meiner Familie, Betty und Chiara und vor allem mir selbst, das jetzt durchzuziehen. Auch Dad, auf den wir im Wohnzimmer trafen, wirkte unglaublich angespannt. Wer sollte es ihm übel nehmen?

„Wie fühlst du dich? Bist du okay?", wollte er direkt wissen, als er uns die Treppen runterlaufen sah. Ich schüttelte den Kopf. Ich würde nie wieder die Wahrheit vor ihm verstecken.

„Wieder Albträume", erklärte ich und er sah mir mitleidig entgegen. Er hatte es schließlich auch oft genug mitbekommen. Peter konnte und sollte immerhin auch nicht jede Nacht hier sein. Ganz allgemein galt bei Dad normalerweise die Regel, dass Peter nur am Wochenende hier übernachten durfte. Zum Glück ließ er sich hin und wieder von Ausnahmen überzeugen.

Unten angekommen schloss er mich in seine Arme. Er flüsterte, dass es ihm leidtat, dass ich wieder Albträume hatte.

Die Apartmenttür öffnete sich und Pepper betrat die Wohnung.

„Guten Morgen, ich habe Morgan schon weggebracht. Sie verbringt den Tag mit Onkel Steve", erzählte sie und ich würde auch viel lieber einen Tag mit Onkel Captain America verbringen, als im Gericht zu sitzen.

„Okay, möchtet ihr dann gleich los oder brauchst du noch einen Moment?", fragte Dad an mich gerichtet und ich zuckte lediglich mit den Schultern.

Bereit würde ich auch in Stunden oder Tagen nicht sein, aber noch länger zu warten, würde es auch nicht leichter machen.

„Lass uns lieber gleich gehen, bevor ich es mir anders überlege", antwortete ich somit und griff panisch nach Peters Hand. Andernfalls wäre ich vielleicht wirklich noch weggerannt, um mich dem nicht stellen zu müssen.

„Es wird alles gut werden", sagte Dad, bevor wir uns auf den Weg zur großen Entscheidung machten.

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Die Spannung steigt, würde ich mal sagen.

Passt immer gut auf euch auf!
Love you 3000, T.


Darkest Nights | Peter Parker FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt