~Kapitel 85~

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Ich würde lügen, würde ich behaupten ich hätte ein gutes Gefühl, wieder zur Schule zu gehen. Es fühlte sich grauenhaft an. Meine Mitschüler hatten zuletzt ein Bild von mir gesehen, das nicht für deren Augen gedacht war. Dann fanden sie raus, dass Tony Stark mein Vater war. Er hatte mich vor versammelter Menge runtergemacht. Dann verschwand ich. Und nun war ich wieder da.

Wahrscheinlich würde keiner damit rechnen, mich überhaupt wieder zu sehen. Sie dachten vermutlich, ich würde die Schule wechseln und mich dem hier nicht stellen. Doch das musste ich. Für mich und für alle anderen Opfer da draußen, die weglaufen mussten, weil ihnen Unrecht angetan wurde.

„Und du bist dir wirklich sicher?", wollte Dad wissen und sah mich über den Rückspiegel an. Ich nickte.

„Ja Dad, zum siebten Mal. Ich bin mir sicher", antwortete ich. 

Es klang überzeugter, als es tatsächlich in mir aussah. Aber das brauchte niemand zu wissen. Es reichte, wenn Peter wusste, wie ich mich in Wahrheit fühlte. Denn das wusste er komischerweise immer.
Er hatte mir sogar erzählt, dass es sich für ihn anfühlte, als würde er selbst sterben, als ich ins Krankenhaus kam. Und damit meinte er nichts Emotionales, sondern anscheinend konnte er körperlich das spüren, was auch ich spürte.

Wir hielten vor der Schule und ich sah bereits jetzt, dass einige Schüler das teure Auto anstarrten, das vorgefahren war. Genervt schüttelte ich den Kopf. Das musste ja so kommen. Am meisten begeisterte mich der Blick zu Liz und ihren Anhängseln, die neben dem Eingang standen.

„Bereit?", fragte Peter, als er eine Hand auf die Türklinke legte. Ich nickte unsicher, lehnte mich nach vorne und gab Dad einen Kuss auf die Wange, bevor ich Peters Hand ergriff und ihm aus dem Auto folgte.

Vielleicht erschien mir das alles nur so aber es fühlte sich an, als würde mich jeder anstarren. Intuitiv krallte ich mich fester an Peters Hand fest. Vorsichtig wagte ich einen Blick zu Liz, die mich überrascht aber mit einem finsteren Grinsen musterte.

„Guten Morgen ihr zwei", sagte Mj und riss mich damit aus meinem starren Blick zu Liz und den anderen Mädchen. Sie lächelte mich ehrlich freundlich an und ich schenkte ihr auch ein Lächeln.

„Damit wir das gleich geklärt haben und zum Alltag zurückkehren können, wenn du uns sowas nochmal antust, werde ich dir in den Hintern treten, verstanden, Superheldentochter?", wollte sie wissen und ich starrte sie einen Moment überfordert an, bevor ich nickte.

„Mj!", mahnte Peter sie, doch sie zuckte mit den Schultern.

„Ich habe schon zu lange darauf gewartet ihr zu drohen, lass mich in Frieden. Da das jetzt geklärt ist, wie geht es dir?", wollte sie wissen. Man konnte sagen was man wollte, sie war einzigartig. Ihr Charakter war so ehrlich und offen, gleichzeitig undurchschaubar, wenn das in irgendeiner Weise Sinn ergab.

„Es würde mir besser gehen, würde mich nicht jeder anstarren", antwortete ich ehrlich. Mj sah sich um und ihr Blick blieb, wie meiner zuvor, bei Liz stehen.

„Ey Barbie? Kümmere dich um deinen eigenen Scheiß!", rief sie über den Pausenhof und ich riss erschrocken die Augen auf. Immerhin schüttelte Liz den Kopf angewidert und verzog sich dann mit ihren Freundinnen nach drinnen.

„Siehst du? So leicht wird man die los", gab Mj triumphierend von sich.

„Ich werde mir Notizen machen", antwortete ich grinsend. Sie lächelte zurück.

„Also dann lasst uns in den Kampf schreiten", murmelte ich und ging langsam mit meinen Freunden auf das Schulgebäude zu. 

Es fühlte sich gut an, die drei an meiner Seite zu haben. Es war ein wenig wie ein Schutzschild, obwohl sie mich auch nicht vor den Blicken schützen konnten. Ich versuchte sie auszublenden, doch ich sah es trotzdem. Auch hörte ich das Getuschel. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten, doch irgendwas sagte mir, dass sie über mich sprachen. Vielleicht wurde ich auch nur paranoid.

An meinem Schließfach angekommen traf mich die erste schöne Überraschung dieses Tages. Auf dem Spint war mit dunkelrotem Lippenstift ein großes „Bitch" geschrieben. Mein Blick fiel über meine Schulter zu Liz, die sich provokant roten Lippenstift auftrug und mich angrinste. 

Ich grinste zurück und zeigte ihr meinen Mittelfinger, woraufhin sie wütend ihren Schrank zuschlug und davonlief. So leicht würde sie mich nicht mehr kriegen. Da musste sie sich schon besseres einfallen lassen, um mich zu verletzen.

„So eine dumme..", murmelte Peter, brach den Satz dann jedoch ab. Ich zuckte lediglich mit den Schultern. Nach allem trafen mich ihre dummen Kindergartenaktionen am wenigsten.

„Wir sollten ihren dummen Lippenstift ins Klo stecken und dann beobachten wie sie sich die ekelhaften Klobakterien ins Gesicht schmiert", schlug Mj vor und ich sah zu ihr.

„Gar keine schlechte Idee", stimmte ich zu und ihre Augen begannen zu leuchten. Kurz darauf tauchte ein teuflisches Grinsen in ihrem Gesicht auf. Ich hatte ein Monster erschaffen.

„Sieh einer an", ertönte eine Stimme hinter mir und ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, wer mich angesprochen hatte. Ich würde diese Stimme überall erkennen. Leider. Außerdem spannte sich Peter neben mir bis ins Unermessliche an. Noch ein Indiz dafür, dass ich mich gar nicht erst umzudrehen brauchte. Trotzdem tat ich es. Denn ich musste es tun.

Langsam drehte ich mich um und sah hinauf, tief in seine Augen. Tat das, was ich bisher nie konnte. Ich stellte mich dem Gefühl, ließ nicht mehr zu mich zu unterdrücken.

„Wie fühlt es sich an, die Schlampe der Schule zu sein?", wollte er grinsend wissen. Ich hielt seinem Blick stand. Ich spürte, dass Peter auf ihn losgehen wollte, doch ich hielt seine Hand fest. Er musste das nicht für mich klären. Nicht heute.

„Wie fühlt es sich an, nichts mehr in der Hand zu haben?", fragte ich hingegen und legte den Kopf schief. Da wurde es mir bewusst. Er hatte all seine Karten ausgespielt. Ich hatte nichts mehr zu verlieren. Rein gar nichts. Die Bilder waren versendet, die Schule wusste, wer mein Vater war, ich hatte versucht mir das Leben zu nehmen.

Der einzige Vorteil daran, ganz unten angekommen zu sein ist, dass man nicht tiefer fallen konnte. Was hatte ich noch zu verlieren? Würde er versuchen mich noch ein einziges Mal anzurühren, würde Peter ihn umbringen. Das wusste ich ganz einfach. Und da er mir schon alles andere genommen hatte, brauchte ich keine Angst mehr vor ihm zu haben. 

Ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht. Nun war meine Zeit gekommen. Ich würde meine Genugtuung bekommen.

+++
Es hat so gut getan dieses Kapitel zu schreiben. Sie hat endlich verstanden, dass sie nichts mehr zu verlieren hat und keine Angst mehr zu haben braucht. Jetzt kann ihre Heilungsphase beginnen. Und um ehrlich zu sein, auf das nächste Kapitel freue ich mich noch mehr. Was denkt ihr, wird passieren?

Love you 3000, T.


Darkest Nights | Peter Parker FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt