~Kapitel 69~

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"Wo warst du überhaupt? Du wolltest doch vor dem Büro des Rektors warten", wollte ich wissen, meinte es jedoch absolut nicht vorwurfsvoll. Es hatte mich nur gewundert, dass er nicht dort war, wie er es gesagt hatte.

"Ich musste für kleine Spinnen.. schlechtes Timing ich weiß. Als ich zurück kam, warst du schon weg. Dann habe ich dich gesucht und im Park gefunden", antwortete er und obwohl ich nicht dachte überhaupt je wieder lachen zu können, brach es nur so aus mir heraus.

"Hast du gerade wirklich gesagt, du musstest für kleine Spinnen?", wollte ich lachend wissen und Peter lachte auch kurz, bevor er verstummte und mich ein erneutes Mal an seine Brust zog und die Arme um mich wickelte.

"Wie lief das Gespräch?", wollte er wissen und ich zuckte mit den Schultern. Wie sollte es schon gelaufen sein? Schrecklich natürlich.

"Er hat meinen Dad informiert, er war bei dem Gespräch dabei", erzählte ich und setzte mich auf Peters Bett. Er setzte sich zu mir und nahm meine Hand in seine. Ich liebte es, wie er mir jedes Mal mit dem Daumen über den Handrücken strich.

"Dann warst du zumindest nicht allein mit Morita", sagte Peter und ich konnte nicht anders, als kurz ironisch aufzulachen.
Ja, Dad hatte dafür gesorgt, dass ich nicht von der Schule flog aber abgesehen davon, hatte ich ihm bei diesem Gespräch überhaupt nichts zu verdanken. Es war nicht, als hätte er versucht mich zu verteidigen.

"Er war so sauer Peter. Keiner der beiden hat mir auch nur ansatzweise zugehört. Es war ihnen egal, dass ich gesagt habe, dass ich die Bilder nicht selbst versendet habe. Rektor Morita wollte nur wissen, ob ich beweisen kann, dass ich es nicht selbst war. Das kann ich natürlich nicht. Auch wenn ich mich frage, wieso ich sowas selbst tun sollte. Das macht doch überhaupt keinen Sinn. Warum zum Teufel sollte ich mich selbst so bloßstellen?", fragte ich rhetorisch, denn eine ordentliche Antwort gab es darauf nicht. Uns war beiden klar, dass das eine verdammt beschissene Situation war, die so nicht hätte kommen dürfen.

"Das ist bullshit. Sie müssen dir doch erstmal zuhören. Jeder hat ein Recht darauf gehört zu werden. Wird er sich zumindest dafür einsetzen, dass die Bilder verschwinden?", wollte Peter wissen und ich schüttelte den Kopf.

"Er wollte, dass ich verschwinde", antwortete ich "Er wollte mich rausschmeißen".

"Was?!", fragte Peter schockiert und spannte sich an. Nun strich ich ihm über den Handrücken, weshalb er sich leicht entspannte.

"Hat er zum Glück nicht. Das ist aber auch schon alles, was ich Dad zu verdanken habe. Er hat sich dafür eingesetzt, dass ich meinen Abschluss an der Midtown machen darf. Ich weiß nicht, ob ich dir das jemals erzählt habe aber meine Mom hat früher die selbe Schule besucht. Es wäre wirklich schlimm für mich gewesen, wäre ich von der Schule geflogen", sagte ich.

"Ich bin froh, dass Mr.Stark das klären konnte. Ich weiß nicht, wie ich die Schule ohne dich ertragen soll", sagte Peter. Ich schenkte ihm ein kurzes Lächeln.

"Davon abgesehen hat sich Dad nicht für mich eingesetzt. Er hatte sich seine Meinung über das was ich getan hatte schon gebildet. Ich hatte keine Chance ihm noch irgendwas zu erklären. Er wollte nicht zuhören", murmelte ich verletzt. Wir konnten uns streiten, uns ignorieren, anschreien, was auch immer. Aber was mich wirklich verletzte war zu spüren, dass Dad nicht auf meiner Seite war. Dass ich nicht auf ihn vertrauen konnte.

"Oh und das beste habe ich fast vergessen, ich darf für die höheren Jahrgänge einen Vortrag darüber halten, welche Gefahren es mit sich bringt, solche Bilder von sich zu machen und rumzuschicken", eröffnete ich Peter und er sah mich einen Moment schockiert an.

"Das ist ein Scherz, oder?", fragte er.

"Sehe ich aus, als wäre mir zu Scherzen zumute?", antwortete ich mit einer Gegenfrage. Er schüttelte den Kopf.

"Das ist so unfair! Das ist doch alles überhaupt nicht deine Schuld. Du kannst diesen Vortrag nicht halten", meckerte Peter. Und ich stimmte ihm innerlich zu. Natürlich konnte ich diesen Vortrag nicht halten.

"Weiß dein Dad wo du bist?", wollte er wissen, nachdem wir uns eine ganze Weile angeschwiegen hatten. Ich schüttelte den Kopf.

"Er wird denken, dass ich in der Schule bin. Wenn es ihn überhaupt noch interessiert", gab ich halbherzig von mir.

Der Gedanke daran, ich könnte Dad egal sein, tat so unglaublich weh in meiner Brust. Es ist genau das eingetreten, was ich all die Zeit verhindern wollte. Dad, der einzige Mensch, der mir aus meiner Familie blieb, wandte sich von mir ab. Und was sollte ich sagen? Vielleicht war es nicht meine Schuld, dass mir diese schreckliche Sache passiert ist. Aber für mein komplettes Verhalten hinterher konnte ich die Schuld ganz einfach nicht von mir weisen.

"Sag doch sowas nicht. Natürlich ist es ihm wichtig, wo du bist und wie es dir geht", widersprach Peter und ich lachte kurz auf.

"Du hast nicht gesehen, wie er mit mir gesprochen oder wie er mich angesehen hat", entgegnete ich. Peter atmete laut aus.

"Nein..", murmelte er.

"Das ist verdammt beschissen. Fuck ich sitze richtig tief in der Scheiße", fluchte ich und spürte, wie mein Herz erneut begann schneller zu schlagen. Ich hatte bisher versucht das alles ein wenig von mir zu schieben und es einfach zu ignorieren, doch die ganzen Ängste prasselten wieder auf mich ein.

"Ich denke wir sollten einfach endlich die Wahrheit sagen", sagte Peter. Ich sah zu ihm rüber.

"Einfach? Ich kann das nicht, Peter. Ich schaffe es nicht", entgegnete ich panisch. Er sah mir tief in die Augen, seine Mundwinkel fielen immer tiefer. Er wusste nicht, was er tun sollte, er fühlte sich unwohl und das alles wegen mir.

"Aber .. scheiße ich wollte immer hinter dir stehen und das tue ich auch. Aber ich kann doch nicht dabei zusehen, wie das alles immer schlimmer wird. Das kannst du nicht wirklich von mir erwarten! Die ganze Sache läuft aus dem Ruder", auch Peter klang nun panisch. Und das verunsicherte mich noch mehr. Er war immer hinter all meinen Entscheidungen gestanden und hatte sie akzeptiert. Doch wenn selbst er mittlerweile Bedenken hatte.. dann war ich wohl den falschen Weg gegangen.

"Es ist noch nicht zu spät die Wahrheit zu sagen, Taylor. Du verdienst es endlich von all dem loszukommen", sagte er nun wieder sanfter.

"Denkst du das habe ich nicht versucht? Ich hab's versucht. Verdammt oft sogar! Es gab so viele Momente in denen ich mit der Sprache rausrücken wollte aber jedes beschissene Mal, hat es sich angefühlt als würde man mir die Kehle zuschnüren. Kein verdammtes Wort kam raus, mein Körper stand in Flammen und es fühlte sich an, als müsste ich verdammt nochmal sterben!", gab ich nun lauter als beabsichtigt von mir und stand zu allem Überfluss auch noch vom Bett auf.

Ich wollte nicht, dass sich das hier zu einem Streit entwickelte. Aber ich war so verdammt hilflos und überfodert.

+++
Ohoh, was meint ihr? Werden die beiden ihren ersten richtigen Streit erleben? Was meint ihr, sollte Taylor jetzt tun?

Love you 3000, T.

Darkest Nights | Peter Parker FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt