Zunächst wollte ich sie wegziehen, doch mir wurde sofort klar, dass das zwecklos war. Pepper nahm das Handtuch weg und musterte meine Hand.
"Das sieht aber gar nicht gut aus, halte den Arm über den Kopf, nur nicht nach unten baumeln lassen, okay?", wies sie mich an und öffnete einen der Badezimmerschränke, um einen kleinen Verbandskasten hervorzuholen.
"Wie.. wie ist das passiert?", fragte Dad misstrauisch. Mein Herz begann zu pochen. Wie sollte ich das denn erklären?
"Der.. der Boden war nass und ich bin ausgerutscht", murmelte ich.
"Und dann bist du mit der Hand gegen den Spiegel gefallen?", hakte er weiter nach. Ich nickte.
"Ja.. ja ich weiß das klingt blöd. Das war es ja auch.. also ich stand hier und wollte dort zur Dusche und dann... dann bin ich ins Straucheln gekommen und habe versucht irgendwo Halt zu finden und habe dabei.. den Spiegel zerschlagen", erklärte ich eifrig und nickte dazu.
Dad zog die Augenbrauen zusammen und setzte zu einem Wort an, doch Pepper kam ihm zuvor.
"Das klingt ja schrecklich, Taylor. Zum Glück bist du nicht auf deinen Kopf gefallen", gab sie mitleidig von sich und begann sich anschließend um meine verletzte Hand zu kümmern. Dad musterte uns lediglich misstrauisch und sagte kein Wort mehr.
Nachdem Pepper die Wunde desinfiziert und verbunden hatte, behauptete ich müde zu sein und verzog mich in mein Zimmer. Und als ich mich auf mein Bett setzte und so gegen die Wand starrte wurde mir eine Sache bewusst. Dieses Spiel würde ich nicht mehr lange so treiben können. Er war mir auf der Schliche. Er war misstrauisch. Und irgendwann würde er die Wahrheit rausfinden.
Und vielleicht war es ja genau das, was ich wollte. Vielleicht war mein komplettes Vehalten ein einziger Hilferuf und er würde mich bald erlösen. Ich konnte es ihm nicht sagen, es war ganz einfach nicht möglich. Mir blieb jedes Mal die Luft weg, wenn ich nur daran dachte ihm die Wahrheit zu sagen.
Dennoch wollte ich, dass er es wusste. Ich wollte mir helfen lassen. Ich wollte dafür kämpfen wieder auf die Beine zu kommen.Und was tat ich stattdessen? Ich zerschlug einen Spiegel und schnitt mir zu allem Überfluss auchnoch selbst ins Bein. Fuck.
Ich vergrub das Gesicht in den Händen und bemerkte erst jetzt, dass die Verletzung an der Hand tatsächlich höllisch weh tat. Wie konnte ich das zuvor nicht spüren? Wieso passierte das immer wieder? Wieso versank ich in dieser komischen Welt, in der mein Spiegelbild mit mir sprach? Wieso hatte ich diese Stimme im Kopf, die mir ständig einredete, was für ein unnützes Ding ich doch war? Wieso ließ ich mich selbst so in Rage bringen, dass ich mich selbst verletzte? Ich konnte nicht denken in diesen Momenten. Es war tatsächlich, als würde jemand anderes meinen Körper übernehmen und ich konnte lediglich zusehen was geschah. Sobald es vorbei war und ich wieder klar denken konnte, bereute ich es. Der kaputte Spiegel, die Lügen, den Schnitt. Ich bereute es alles.
Es klopfte. Zaghaft sah ich auf. Schon bevor sich die Tür öffnete wusste ich, dass es Dad war. Es war die Art und Weise wie er an die Tür klopfte. Außerdem spürte ich seine Anwesenheit. Und obwohl ich gerade einfach nur allein sein wollte, fiel mir zugleich ein Stein vom Herzen. Er sah nach wie vor nach mir, egal was für eine schlechte Tochter ich geworden war.
Die Tür öffnete sich und besorgte Augen blickten mir entgegen. Wenn ich Dad so musterte, erschien er mir älter als sonst. Vermutlich lag es an den Sorgenfalten, die ich ihm bereitete. Er setzte sich stumm zu mir und rieb die Handflächen aneinander. Was auch immer er sagen wollte, es fiel ihm nicht leicht.
"Was macht die Hand?", wollte er schließlich wissen. Ich sah zu ihm rüber.
"Ähm.. tut noch etwas weh aber geht schon wieder. Tut.. tut mir leid wegen des Spiegels", sagte ich zaghaft und er sah einen Moment zur Decke. Dann blickte er wieder zu mir.
"Es geht doch nicht um den Spiegel. Es ist mir völlig egal, was mit dem Spiegel ist. Aber es ist mir nicht egal, was mit dir ist. Pepper kannst du vielleicht etwas vormachen aber mir nicht. Denkst du wirklich ich bin so blöd zu glauben, dass du mit der Faust gegen den Spiegel gefallen bist?", fragte er. Ich biss mir auf die Lippe.
"Also was ist wirklich passiert?", wollte er wissen und ich zögerte einen Moment. Er atmete tief aus.
"Ich hab.. gehört was du über mich und Mum gesagt hast", gab ich schließlich zu. Es war immerhin ein Teil der Wahrheit. Es war das, was meinen Ausbruch ausgelöst hatte. Zwar hätte ich unter normalen Umständen völlig anders reagiert aber für den Moment sollte das Antwort genug für Dad sein.
"Das war dumm von mir", sagte er und ich schüttelte den Kopf. Es war vermutlich nur die Wahrheit.
"Nein ist schon in Ordnung" - "Das ist es nicht", unterbrach er mich und sah mir in die Augen.
"Es muss wohl geklungen haben, als hätte ich deine Mum nicht leiden können. Aber das stimmt nicht. Ich habe deine Mutter geliebt, Taylor. Das habe ich wirklich. Manchmal reicht die Liebe nur einfach nicht aus", erzählte er. Ich wusste doch, dass Dad Mum nicht gehasst hatte. Wieso kam es mir vor nicht einmal einer halben Stunde noch so vor?
"Aber reicht.. ähm..", stotterte ich. Dad legte eine Hand auf meine Schulter, vermutlich um mir die Kraft zu geben weiterzusprechen.
"Reicht.. die Liebe aus, um bei mir zu bleiben?", fragte ich brüchig. Dad sah mich erschrocken an. Damit schien er nicht gerechnet zu haben.
"Was soll das denn heißen? Natürlich werde ich immer bei dir sein", sprach er. Meine Unterlippe begann zu beben.
"Aber du hast gesagt, du musstest Mum verlassen, weil ihr Schweigen dich sonst kaputt gemacht hätte und.. und ich habe Angst, dass du.. dass du auch mich..", wimmerte ich und öffnete mich seit Monaten das erste Mal ein wenig vor Dad.
"Dass ich was? Dass ich dich deswegen verlassen würde?", fragte er. Ich nickte. Und konnte regelrecht beobachten, wie sein Herz in zwei Hälften brach. Ich wünschte ja selbst ich müsste nicht so denken, doch ich konnte es nicht verhindern. Tränen liefen mir über die Wange.
"Hey.. sieh mich an, Taylor", sagte Dad und griff nach meinen Schultern, um mich in seine Richtung zu drehen. Hoffnungsvoll sah ich ihm entgegen.
"Dass ich deine Mutter verlassen habe, hatte viele Gründe. Außerdem habe ich sie niemals einfach sitzen und im Stich gelassen. Wir waren zwei Erwachsene, die sich geliebt haben und alles gegeben haben, um das in den Griff zu bekommen. Aber manchmal spielt das Leben da nicht mit", erzählte er und ich nickte. Er fuhr fort.
"Rein gar nichts davon hat mit dir zutun. Damals nicht und auch heute nicht. Natürlich bist du deiner Mutter ähnlich und das liebe ich an dir. Du bist meine einzige Erinnerung an sie und die beste noch dazu. Niemals würde ich dich im Stich lassen. Niemals würde ich dich alleine lassen. Du bist meine Tochter und ich liebe dich", sagte er und in meinem verweinten Gesicht formte sich ein Lächeln.
"3000?", wollte ich wissen.
"Noch viel mehr"
++++
Ja gut okay, hier habt ihr auch mal wieder ein schönes Kapitel zur Abwechslung. Gewöhnt euch nur nicht daran, ja? It's going down ich sage es euch.Love you 3000, T.
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Darkest Nights | Peter Parker FF
FanfictionIch dachte ich sei nur eine Nebenrolle im Leben anderer. Ich dachte niemand würde mich wahrnehmen. Dabei brauchte es nur eine verhängnisvolle Party und nichts war mehr, wie es sein sollte. Plötzlich spielte ich die Hauptrolle. Eine Rolle, mit der...