~Kapitel 71~

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"Hör auf damit, du weißt, dass ich das nicht so gemeint habe, wie es rüberkam. Natürlich machst du mich glücklich", antwortete er. Vielleicht stimmte das auch. Trotzdem könnte es uns so viel besser gehen, hätte ich nicht all diese falschen Entscheidungen getroffen.

"Aber es ist nicht so, wie es sein könnte", murmelte ich. Er schloss die Augen einen Moment, bevor er mich wieder ansah. Er wusste, dass ich recht hatte.

"So kann es aber sein. Wir bekommen das schon alles hin. Wir haben es doch bis hierhin auch geschafft", sagte er aufmunternd. Ich schenkte ihm ein kleines Lächeln, das jedoch nicht lange anhielt. Er war so unglaublich positiv.

"Ich hab echt verdammte Angst später mit Dad zu reden", gab ich zu. Alleine die Vorstellung, er könnte mich später wieder so ansehen wie heute im Büro des Rektors, trieb mir beinahe Tränen in die Augen.

"Ich weiß. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er dir nicht glaubt", antwortete Peter. Ich atmete hörbar aus. Ich konnte mir das eigentlich auch nie vorstellen. Normalerweise hätte er mich immer vor den Vorwürfen anderer verteidigt. Ich habe es wohl wirklich ordentlich verbockt.

"Das werden wir wohl später sehen", murmelte ich und rückte wieder näher zu Peter. Ich wollte noch einen Moment Kraft sammeln, bevor ich mich auf das schwierige Gespräch einlassen konnte.

~~~
Verwirrt öffnete ich die Augen und versuchte mich zu orientieren. Mein Kopf pochte und ich musste mich sammeln, bevor mir dämmerte, was passiert war.

"Oh shit..", murmelte ich und sah auf die große Uhr, die über Peters Zimmertür hing. Ich wollte doch überhaupt nicht einschlafen. 

Verdammt,  ich durfte doch überhaupt nicht hier sein. Dad hatte gesagt, ich solle nach der Schule sofort nach Hause kommen. Und was hatte ich getan? Es war mittlerweile kurz nach halb 5. Die Schule ging nur bis 4. Selbst wenn Dad nicht rausgefunden hätte, dass ich aus der Schule geflüchtet bin, wusste er nun, dass ich nicht sofort nach Hause kam. Er würde stinksauer sein.

"Was ist los?", fragte Peter, der sich die Augen rieb und ebenfalls verwirrt umher sah. Auch er schien nicht beabsichtigt zu haben einzuschlafen.

"Wir sind eingeschlafen. Dad wird ausflippen", antwortete ich und fuhr mir durch die Haare. Wie konnte ich es nur immer wieder verkacken?

"Scheiße, du hast recht", Peter griff nach seinem Handy "dein Dad hat versucht mich zu erreichen. Soll ich ihn anrufen?", wollte er wissen und ich schüttelte schnell den Kopf.

"Nein, ich kläre das zuhause. Aber ich muss dringend los", sagte ich hektisch, stand auf und kramte meine Sachen zusammen. Peter stand ebenfalls auf und ich konnte nicht anders, als mir einen Moment Zeit dafür zu nehmen, ihn zu mustern. Er sah so unglaublich süß und verschlafen aus.

Reiß dich zusammen, das ist Zeit, die wir nicht haben! Ich schüttelte unauffällig den Kopf, um mich aus meiner Starre zu reißen und nahm meinen Rucksack auf die Schultern.

"Rufst du mich an, wenn du mit deinem Dad gesprochen hast?", wollte Peter wissen. Ich nickte.

"Naja, ja wenn ich mein Handy dann wieder zurück bekomme. Das hat er mir weggenommen. Wenn du innerhalb der nächsten 2 Stunden nichts von mir hörst, hat er mich vermutlich auf irgendein Internat gesteckt, weil er mir nicht glaubt", scherzte ich, um meine Angst vor dem Gespräch zu überspielen.

"Soll ich später einfach mal vorbei kommen?", schlug er vor.

"Ich weiß nicht..", murmelte ich "das musst du wirklich nicht". Eigentlich wollte ich sofort ja sagen aber ich wollte ihm nicht mehr zur Last fallen, als ohnehin schon.

"Mach ich aber gerne", hielt er entgegen und ich lächelte ihm warm entgegen. Schließlich nickte ich. 

"Okay, dann gerne. Aber erst etwas später, damit Dad  nichts merkt", schlug ich vor und er stimmte zu.

"Gut aber jetzt muss ich wirklich nach Hause gehen", sagte ich entschlossen und wollte mich auf den Weg machen. Peter hielt meine Hand und drehte mich zu sich. Erwartungsvoll sah ich ihm entgegen.

"Ich weiß du hast es eilig aber ich muss das noch kurz loswerden. Egal was später passiert, ich stehe immer hinter dir. Und ich bin unglaublich stolz auf dich. Und zwar immer. Nicht nur jetzt, wo du dieses Gespräch führen willst. Natürlich bin ich der Meinung, dass das alles leichter machen wird aber ich war auch vorher schon stolz auf dich. Weil du einfach immer weiter gekämpft und nicht aufgegeben hast. Du bist so unglaublich stark, du weißt das nur selbst nicht. Ich wünschte, du könntest dich durch meine Augen sehen. Ich wünschte mir aus tiefstem Herzen, dass unsere Wege sich auf andere Weise gekreuzt hätten. Doch ich bin so fucking dankbar, dass du ein so wichtiger Teil in meinem Leben bist", sprach er und ich konnte ihn einfach nur überfordert anstarren.

"Ich weiß nicht.. hatte das Gefühl das solltest du noch hören", gab er nun schüchtern von sich und griff sich in den Nacken. Ein breites Grinsen breitete sich in meinem Gesicht aus.

"Das ist das schönste, das ich je gehört habe. Und mir geht es ähnlich. Du warst all den Schmerz wert, Parker", antwortete ich und spürte Tränen, die mir in die Augen traten. Schnell blinzelte ich sie weg und biss mir auf die Lippe. Er lächelte mich auch an.

Einige Sekunden später wandte ich den Blick ab und drehte mich langam um. Sonst hätte ich mich vermutlich gar nicht mehr von ihm losreißen können.

Einige Schritte ging ich, bevor mir etwas ganz wichtiges klar wurde und ich wieder stehen blieb. Manchmal musste man etwas wagen und ich wusste, dass es nur eine Sache gab, die mir jetzt genug Kraft geben konnte, um dieses Gespräch zu überstehen. Ich dachte, es würde länger dauern und viel mehr Überwindung kosten, doch in genau diesem Moment schien es nichts einfacheres für mich zu geben.

Ich drehte mich zurück zu Peter. Er musterte mich fragend. Zwei tiefe Atemzüge.

"Eine Sache wäre da noch..", sagte ich und nahm meinen ganzen Mut zusammen, wieder auf Peter zuzulaufen, meine Hände an seine Wangen zu legen und unsere Lippen zu einem Kuss zu vereinen. Seine Hände legten sich wie von selbst auf meine Hüfte. Er erwiderte den Kuss. Und es war wunderschön.

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Überraschung! Wohl nicht der Moment, mit dem ihr gerechnet habt aber mit Sicherheit einer, auf den einige schon eine Weile warten :) Kapitel ist etwas kürzer als sonst, aber ich finde, das Kapitel muss hier einfach enden. Im nächsten Kapitel geht sie dann endlich nach Hause, versprochen :) Was denkt ihr, wie das Gespräch ablaufen wird?

Love you 3000, T.


Darkest Nights | Peter Parker FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt