Dad war eine ganze Weile neben meinem Bett gesessen, bevor er sich überhaupt dazu durchringen konnte, mich aus den Augen zu lassen. Ich konnte es ihm aber auch überhaupt nicht verübeln. Vermutlich wäre jeder so unsicher mit der Situation. Trotzdem wusste sowohl er als auch ich, dass mir noch ein anderes wichtiges Gespräch bevorstand.
Ehrlich gesagt graute es mir regelrecht davor, Peter nun gegenüber treten zu müssen. Und gleichzeitig wollte ich niemanden dringender sehen als ihn.
Wie konnte ich ihm das antun? Nach allem was er in der Vergangenheit bereits durchmachen musste. Wie konnte ich nur? Wahrscheinlich würde ich mir das nie wieder verzeihen können."Also dann sag ich Peter, dass er reinkommen kann, okay?", fragte Dad nochmal zur Sicherheit. Ich nickte überzeugt.
Dad und ich hatten uns zuvor wirklich noch eine ganze Weile unterhalten. Nicht über das was passiert war. Er schien verstanden zu haben, dass ich nicht darüber reden wollte. Zumindest nicht jetzt.
Wir sprachen viel mehr über die Zukunft. Er bot mir an die Schule zu wechseln oder gar in eine andere Stadt zu ziehen. Er wollte die verantwortlichen Jungs am besten sofort umbringen. Doch ich sagte ihm, dass ich das nicht wollte. Wenn ich damit leben musste, dann sollten sie das auch müssen. Sie würden dafür büßen, was sie mir angetan haben, ganz sicher. Doch der Tod war zu leicht. Damit zu leben war die wahre Herausforderung.
Ich hatte beschlossen, dass ich definitiv zur Polizei damit gehen wollte. Ich würde sie anzeigen für das, was sie mir angetan hatten. Das war der legale Weg und diesen wollte ich gehen. Er konnte von mir aus in einer Zelle verrotten.
Und ich würde endlich Hilfe annehmen. Und zwar professionelle Hilfe. Ich schämte mich nicht mehr dafür Hilfe zu brauchen. Dad hatte mir endlich klar gemacht, dass die wahre Stärke darin steckte, zu verstehen, wenn man es nicht alleine schaffte. Ich würde das alles schaffen.
Dad verließ den Raum und kurze Zeit später klopfte es an der Tür. Mein Herz begann zu rasen, denn ich wusste, dass es Peter war. Innerlich betete ich, dass er mir verzeihen würde.
"Ja?", fragte ich und kurze Zeit später trat er ein. Die Kapuze seiner Jacke hatte er sich tief ins Gesicht gezogen. Er sah genauso schrecklich aus wie Dad. Blasse Haut, rot geschwollene Augen und dieser gequälte Gesichtsausdruck.
"Hey", sagte er leise und ich biss mir auf die Lippe. Das Geräusch des Herzmessgeräts neben mir wurde schneller. Verfluchtes Teil musste mich nun auch noch verraten. Ganz große Klasse.
"Hey", antwortete ich beschämt.
"Wie geht's dir?", fragte er und sah mich unsicher an. Danach starrte er das Herzmessgerät an, als würde es Beine bekommen und gleich davon laufen.
"Naja.. okay", antwortete ich unsicher.
Körperlich ging es mir scheiße. Mein Kopf schmerzte wie die Hölle, meine Hände konnte ich durch die dicken Verbände an meinen Armen nicht spüren, mein Rücken tat weh, selbst das Licht brannte in meinen Augen. Selbst schuld.
Aber meine Seele hatte ein Stück weit Frieden gefunden. Ich würde nie sagen, dass es soweit kommen musste. Denn natürlich hätte all das hier wesentlich ruhiger ablaufen können. Doch nun wusste ich, dass meine Familie bescheid wusste. Ich wusste, dass ich Hilfe bekommen würde. Ich wusste, dass alles irgendwie wieder werden würde.
"Und.. wie geht es dir?", wollte ich wissen und es schlich sich ein kleines Schmunzeln in sein Gesicht.
"Du liegst hier, hast das gerade so überlebt und fragst mich trotzdem, wie es mir geht?", wollte er wissen und es kehrte ein bisschen Farbe in sein Gesicht zurück.
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Darkest Nights | Peter Parker FF
FanfictionIch dachte ich sei nur eine Nebenrolle im Leben anderer. Ich dachte niemand würde mich wahrnehmen. Dabei brauchte es nur eine verhängnisvolle Party und nichts war mehr, wie es sein sollte. Plötzlich spielte ich die Hauptrolle. Eine Rolle, mit der...