In meinem Zimmer angekommen, zog ich sofort mein Handy aus der Hosentasche und öffnete den Chat mit Peter.
"Hast du gerade Zeit?"
"Natürlich, was ist los?"
"Naja du hast gesagt, bevor ich dumme Dinge tue, soll ich dir schreiben"
"Womit fühlst du dich am besten, schreiben, facetime oder wenn ich vorbeikomme?"
"Facetime"
Nur zwei Sekunden später, rief er mich an. Ich hob ab und musste lächeln, als ich sein Gesicht sah. Er lief durch seine Wohnung und fuhr sich durch die Haare.
"Hey", sagte er besorgt.
"Hey", antwortete ich leise und spürte, wie mir erneut Tränen in die Augen traten.
Vermutlich war es die Erleichterung, dass Peter tatsächlich Zeit hatte, um mich abzulenken. Ich wusste natürlich noch, wie schlecht ich mich gefühlt hatte, als ich mich gestern selbst verletzt hatte. Trotzdem spürte ich das Verlangen danach, sobald ich im oberen Stockwerk angekommen war. Dad hatte so verdammt recht mit allem, ich konnte ihn so gut verstehen. Er hatte jedes Recht mich so anzuschreien. Ich wünschte, ich wäre nicht so blockiert und könnte ihm einfach alles erzählen.
"Was ist passiert?", fragte Peter. Ich biss mir kurz auf die Lippe, bevor ich mir über die Augen wischte. Ich wollte jetzt nicht weinen.
"Hab mich mit Dad gestritten", antwortete ich. Peter warf sich aufs Sofa, drehte sich auf die Seite und sah mich durch das Handy an. Auch ich legte mich auf mein Bett und sah ihn eine Weile an.
"Weil du nachsitzen musstest? Mir ist das einfach so rausgerutscht..", sagte er und verzog das Gesicht. Ich lächelte kurz.
"Ist nicht deine Schuld", antwortete ich ehrlich "er wollte mich zum Reden bringen, hat mir aber einfach nur alles an den Kopf geworfen, was ich in den letzten Wochen falsch gemacht habe. Dann hab ich mich in die Ecke gedrängt gefühlt und bin weggerrannt".
"Hm", machte Peter und schien zu überlegen "eigentlich verstehe ich ihn. Wenn ich nicht wüsste, was mit dir los ist, würde ich auch durchdrehen", sagte er.
"Ich weiß doch.. Gib mir nurnoch ein bisschen Zeit.. ein kleines bisschen", bat ich und Peter sah mich überrascht an.
"Was? Ich gebe dir die Zeit die du brauchst", antwortete ich.
"Ich weiß! Ich meine nur.. ugh..", ich schloss die Augen. Ich sollte für den Rest des Tages vermutlich einfach die Klappe halten.
"Hey?", fragte Peter und ich öffnete die Augen wieder, um in sein lächelndes Gesicht zu sehen. Gleich fühlte sich alles viel leichter an.
"Was?", wollte ich leise wissen.
"Ich bin auf deiner Seite, schon vergessen?", wollte er wissen und ich auch ich begann zu Lächeln. Schnell schüttelte ich den Kopf. Er hatte mir unzählige Male gezeigt, dass er auf meiner Seite war.
"Bin auch auf deiner Seite", flüsterte ich.
"Soll ich vorbeikommen?", fragte er. Das Lächeln verging mir.
"Geht nicht. Hab Hausarrest. Und bei Dad heißt das auch, dass niemand vorbeikommen darf", erzählte ich.
"Was? Badgirl Taylor hat Hausarrest?", fragte er gespielt schockiert und entlockte mir ein kurzes Lachen.
"Hör auf damit", forderte ich grinsend.
"Womit denn? Ich hab gar nichts gemacht", behauptete er grinsend. Ich musterte ihn einen Moment lang. Ehrlich gesagt könnte ich mir nichts schöneres vorstellen, als ihn gerade bei mir zu haben. Er würde mich sicherlich in den Arm nehmen, ich könnte seinem Herzschlag zuhören. Ich könnte ich fallen lassen und trotzdem wissen, dass ich sicher war.
"Ich bin froh, dass du da bist", sagte ich und beobachtete, wie sich Peters Grinsen in ein glückliches Lächeln verwandelte.
"Ich bin auch froh, dass du da bist. Sehr sehr froh", antwortete er.
Die Nacht, die auf mich wartete, war alles andere als ruhig und entspannt. Immer wieder schreckte ich auf und wartete, ob Dad in mein Zimmer kommen würde, um mich wieder zu beruhigen. Doch nichts geschah.
Als ich mich am nächsten Morgen aus dem Bett zwängte, war der Gedanke an Peter alles, was mich davon abhielt einfach liegen zu bleiben. Und vielleicht, dass ich Dad beweisen wollte, dass ich tatsächlich alles im Griff hatte. Das war zwar nicht der Fall, aber würde ich es ihn glauben lassen, würde er sich vielleicht wieder beruhigen.
Ich machte mich also fertig, ging anschließend nach unten und traf meine Familie beim Frühstück an.
"Guten Morgen", murmelte ich unbeholfen. Ich wusste nicht, wie ich mich verhalten sollte nach unserem Gespräch gestern.
Pepper und Morgan sahen zu mir auf, Dad hingegen las etwas in seiner Zeitung und nahm ein Schluck seines Kaffees. Ich hätte damit rechnen müssen, denn wenn man Dad eine schlechte Angewohnheit anhaften konnte, dann war es, dass er ziemlich nachtragend sein konnte. Aber das hatte ich vermutlich auch verdient. Andererseits war es die eine Strafe, mir Hausarrest zu geben, mit dem Silent-Treatment erreichte er hingegen genau das Gegenteil, von dem was er eigentlich wollte. Ich würde mich noch weiter von ihm entfernen als ohnehin.
"Guten Morgen, möchtest du etwas essen?", fragte Pepper schließlich und ich sah noch einen Moment lang zu Dad, um sicher zu gehen, dass er mich tatsächlich mit Absicht ignorierte, bevor ich mich schließlich Pepper zuwand.
"Ich nehm was mit und esse es auf dem Weg, ich gehe heute zu Fuß", antwortete ich und sie nickte und schenkte mir ein unsicheres Lächeln.
"Ich hasse dich", ertönte es plötzlich von der Seite und mein Kopf drehte sich langsam in die Richtung meiner kleinen Schwester. Natürlich wusste ich, dass sie mich dabei angesehen hatte, doch die Hoffnung, dass sie mir gerade nicht das Herz gebrochen hatte, war trotzdem noch da. Ich wurde enttäuscht. Sie sah mir eiskalt in die Augen.
"Was?", wollte ich wissen.
"Ich hasse dich Taylor! Alle streiten sich andauernd wegen dir! Ich wünschte du würdest einfach verschwinden!", patzte sie mich an und fing zu allem Überfluss auch noch an zu weinen, als hätte ich ihr Lieblingsspielzeug gestohlen.
Perplex musterte ich sie, hörte wie mein Herz in meiner Brust zerbröselte. Hilfesuchend sah ich zu Dad, er sah mir jedoch nur kühl entgegen. Schien als wollte er auch, dass ich endlich verschwand.
"Morgan!", schaltete sich nun Pepper ein, doch die Message war bereits angekommen. Wieso sollte sie Morgan ermahnen, nur weil sie sich traute, die Wahrheit laut auszusprechen? Natürlich war ich der verdammte Grund für alles Schlechte das in diesem Haus passierte.
Noch einmal sah ich zu Dad, in der Hoffnung er würde irgendwas sagen oder tun, das mich davon abhielt zu glauben, dass auch er mich nicht hier haben wollte. Doch wie sooft, wurde ich enttäuscht. Ich schenkte mir selbst ein halbherziges Lächeln und atmete laut aus.
"Okay .. schön", murmelte ich, drehte meiner Familie den Rücken zu und verließ das Apartment, um mich auf den Weg in die Schule zu machen. Und ich schwöre, hätte ich nicht gewusst, dass Peter dort auf mich warten würde, hätte ich es nie bis zur Schule geschafft.
+++
Uff, das hat mit Sicherheit weh getan. Klar, Morgan ist ein Kind aber die sagen bekanntlich immer das, was sie denken. Was denkt ihr darüber?
Love you 3000, T.
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Darkest Nights | Peter Parker FF
FanficIch dachte ich sei nur eine Nebenrolle im Leben anderer. Ich dachte niemand würde mich wahrnehmen. Dabei brauchte es nur eine verhängnisvolle Party und nichts war mehr, wie es sein sollte. Plötzlich spielte ich die Hauptrolle. Eine Rolle, mit der...