~Kapitel 66~

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Mit einem Mal fühlte es sich an, als würde die Welt stehen bleiben. Die neugierigen Schüler liefen wie in Zeitlupe an mir vorbei. Deshalb hatten sie mich so angestarrt. Deshalb hatten sie über mich gesprochen.

Ich konnte nicht weinen, nicht schreien, mich nicht bewegen. Ich starrte Peter nur an, als könnte ich dadurch ignorieren, was er gerade gesagt hatte. Soweit war es also gekommen. Brendan hatte die Bilder rumgeschickt, die er in der Nacht, der schlimmsten Nacht meines Lebens, von mir geschossen hatte. Und ihren verurteilenden Blicken nach zu urteilen, erkannte man nicht unbedingt, dass ich das nicht wollte. Aber wer würde  mir jetzt  noch glauben?

Ich begann irgendwas unverständliches vor mich hin zu stammeln und sah Peter noch immer entgegen, als wartete ich darauf, dass er mir sagte, dass das ein sehr dummer Scherz war. Doch nichts dergleichen passierte.

"N-nein..", flüsterte ich und wurde immer und immer kleiner in meiner Haltung. Ich schloss kurz die Augen, wünschte mir einfach im Erdboden zu versinken, doch auch das funktionierte nicht.

"D-doch.. es.. scheiße es tut mir so leid", sagte Peter, als wäre das in irgendeiner Weise seine Schuld. Ich biss mir erneut auf die Lippe, bis sich ein metallischer Geschmack in meinem Mund ausbreitete.

"Er hat Nachrichten versendet mit Bildern von dir unter einer unbekannten Nummer.. mit ziemlich gemeinen Worten", erklärte Mj weiter und mein Blick fuhr zu ihr rüber. Man sah ihr sehr selten irgendwelche Gefühle an, doch selbst in ihren Augen erkannte ich Mitgefühl.

Auch wenn das gerade das letzte war, an das ich denken sollte, kam ich nicht um den Gedanken rum, dass ich die besten Freunde der Welt hatte. Sie standen hier mit mir, waren für mich da, während alle anderen über mich tuschelten. Sie schämten sich nicht für mich.

"Was für Worte?", wollte ich wissen. Die Wahrheit tat weh, doch ich wollte alles wissen. Er hatte mein Leben sowieso schon zerstört. Ich wollte wissen, was er zu den Bildern geschrieben hatte.

"Das ist wirklich nicht so wichtig..", murmelte Peter und ich konnte nicht anders, als ihm sofort zu widersprechen. Ich musste wissen, was nun jeder verdammte Schüler dieser Schule über mich dachte.

"Ich hab ein Recht es zu wissen", sagte ich mit standhafter Stimme, obwohl absolut nichts an mir standhaft war. Ich wusste nicht einmal, wie ich mich auf den Füßen halten konnte. Ich wollte einfach nur zusammen sacken und all das hier vergessen.

"Naja.. also.. dass..", stammelte Peter und starrte auf den Boden.

"Er hat geschrieben, dass du eine Schlampe bist und die Bilder beweisen, dass du mit jedem Typen schläfst", sagte Mj und ich nickte. Ich konnte einfach nur nicken. Was sollte ich denn jetzt tun? Ich öffnete den Mund, schloss ihn jedoch direkt wieder. Ich hatte überhaupt nichts zu sagen. Ich konnte nicht einmal denken, was sollte ich dann sagen?

"Wir sollten zum Rektor gehen und ihm erzählen, dass Brendan die Bilder rumgeschickt hat. Er sollte dafür definitiv bestraft werden", meldete sich nun Ned zu Wort. Ich blickte zu ihm herüber.

"Und wie sollen wir das beweisen? Wir können die Nummer nicht nachvollziehen", antwortete Peter und mein Kopf flog wieder auf die andere Seite, um ihn anzusehen. Ich folgte teilnahmslos ihrem Gespräch, als ginge es überhaupt nicht um mich und meine Katastrophe.

"Wie kommt Brendan überhaupt an solche Bilder?", warf Mj verwirrt ein und ich blickte sie schließlich auch an. Überfordert biss ich mir wieder einmal auf die Unterlippe. Panik machte sich in mir breit. Peter schien mir anzumerken, dass die Frage mich unwohl fühlen ließ.

"Ist gerade nicht wichtig.. aber es ist nicht Taylors Schuld", erklärte er und Mj nickte, als würde ihr das als Antwort reichen. Trotzdem musterte sie mich mit zusammengezogenen Augenbrauen.

"Doch..", murmelte ich "natürlich ist das meine Schuld. Wäre ich früher ehrlich gewesen.. hätte mir vielleicht noch jemand geglaubt. Aber jetzt? Was soll ich denn jetzt tun?", brach es plötzlich wie ein Wasserfall aus mir heraus. Zu allem Überfluss begannen sich Tränen in meinen Augen zu stauen. So eine verdammte Scheiße! Wie konnte ich nur so verdammt dumm sein? Jetzt hatte er ein für alle mal gewonnen! Er war damit durchgekommen und hatte mich obendrauf vor allen hier bloßgestellt.

"Dir.. dir was glauben?", hakte Mj nach und bekam dafür einen finsteren Blick von Peter. Doch das interessierte sie wie sooft überhaupt nicht.

War das der Moment? Müsste ich jetzt mit der Sprache rausrücken? Konnte es denn noch unangenehmer werden? Ich hatte doch bereits alles verloren. Meine ganze Haltung verkrampfte sich und die Tränen verließen meine Augen, rollten über meine Wange.

"Er hat die Bilder bei der Seniorparty vor ein paar Monaten geschossen.. nachdem.. er.. nachdem er .. mich..", wie sooft blieben mir die Worte im Hals stecken, als ich gerade dazu bereit war es auszusprechen.

Übelkeit stieg in mir auf, meine Lungen brannten und ich konnte das Schluchzen nicht länger zurückhalten. Wie ein Häufchen Elend ließ ich die Schultern hängen, schlug mir die Handflächen vor den Mund und hörte auf, das alles zurück zu halten.

"Shit..", murmelte Peter, bevor er schnell seine starken Arme um mich legte und auf den Beinen hielt. Ohne ihn wäre ich vermutlich einfach auf den Boden gesackt und hätte gehofft zu sterben. Sein Griff um mich wurde immer fester, weil er genau wusste, dass ich das brauchte. Ich würde einfach auseinanderfallen, würde er mich nicht zusammenhalten.

"Es ist okay.. ich bin bei dir, ich hab dich okay? Ich lass dich nicht los, T. Ich bin bei dir", flüsterte Peter beruhigend und zog mich noch näher zu sich, um seinen Kopf auf meinem abzulegen. Mein Gesicht drückte ich gegen seine starke Brust und versuchte seinem Herzschlag zu lauschen, um mich zu beruhigen, doch es ging einfach nicht.

"Versuch zu atmen, wir sind bei dir Taylor", sprach nun auch Mj auf mich ein. Ich versuchte es, wirklich! Ich versuchte mich zu beruhigen, rational darüber nachzudenken, wie ich aus dieser Sache rauskam. Doch es fühlte sich an, als hätte ich für immer verloren.

"Beruhig dich baby..", flüsterte Peter und küsste meinen Haaransatz sanft. Doch die Tränen wollten einfach nicht aufhören zu laufen.

Das Rauschen der Lautsprecher im Schulgang riss mich aus meiner Trance. Im ersten Moment war ich dankbar dafür, denn es kam endlich wieder Luft in meine Lungen. Doch dann..

"Taylor Stark bitte ins Büro des Rektors", ertönte eine weibliche Stimme. Erschrocken riss ich die Augen auf. Ich wich zurück. Peter sah mich ebenfalls erschrocken an.

"Haben die dich gerade mit deinem echten Nachnamen ausgerufen?", fragte er schockiert und mir blieb nichts anderes übrig, als mit offenem Mund zu nicken.

Ich lag falsch, der Tag konnte tatsächlich noch schlimmer werden. Shit.

+++
Das Büro hat also ihren wahren Nachnamen gedropped. Bisher wusste ja niemand, dass sie Tonys Tochter ist, weil sie in der Schule einen anderen Nachnamen getragen hat. Denkt ihr, ihre Mitschüler durchschauen das? Und was haltet ihr von der Reaktion der Mitschüler? Was wird der Rektor sagen?

Love you 3000, T.

Darkest Nights | Peter Parker FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt