~Kapitel 79~

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Die Minuten fühlten sich wie Stunden an, die Stunden wie Tage. Ich hatte den Überblick über die Zeit mittlerweile verloren.

Ned und Mj waren kurz hier aber eigentlich wollte ich niemanden sehen. May hatte ich irgendwann nach Hause geschickt, damit sie sich ausruhen konnte. Tony hatte das selbe zu Pepper gesagt. Er und ich waren der harte Kern.

Doch da sowohl Pepper als auch May in der Zwischenzeit auch schon wieder hier waren, nahm ich an, dass bereits über ein Tag vergangen war.

Und es tat sich nichts. Rein gar nichts. Kein Arzt wollte mit uns sprechen und wir durften Taylor auch nicht besuchen. Es war faszinierend, wie gut Tony die Fassung wahren konnte. Wäre es nach mir gegangen wäre ich jedem Arzt, der seine "wir müssen abwarten und sehen was passiert"-Show abgezogen hatte, sofort an die Gurgel gegangen.

"Ich liebe sie wirklich", murmelte ich in die Stille hinein. Vermutlich in der Hoffnung, das Universum würde es dann gut mit mir meinen und sie mir zurückgeben.

"Ich weiß, Kid. Jeder andere wäre vermutlich längst abgehauen", antwortete Tony und ich sah zu ihm auf. Wenn ich nur halb so fertig aussah wie er, dann hallelujah. Ich fuhr mir erschöpft durch die Haare.

"Das ist nicht fair", nuschelte ich und lehnte meinen Kopf an die Wand hinter mir, schloss meine Augen für einen kurzen Moment.

"Das ist es nie", antwortete Tony leise. Unerträgliche Stille legte sich wieder über uns und ich verlor mein Zeitgefühl erneut. 

Doch aus dem nichts wurde ich aus der Stille gerissen. Meine Kehle schnürte sich zu, die Luft blieb mir weg und ein höllischer Schmerz durchdrang meine Brust. Panisch riss ich die Augen auf, woraufhin Tony mich besorgt musterte.

"Nein!", schrie ich hysterisch, sprang auf und rannte den Gang entlang.

"Peter?! Was zur Hölle?", rief Tony und lief mir hektisch hinterher. Diesen Schmerz würde ich jedes Mal wieder erkennen. Doch dieses mal würde ich nicht wieder so lang warten. 

Ein Arzt versuchte sich mir in den Weg zu stellen, doch ich stieß ihn zur Seite. Nichts würde sich zwischen Taylor und mich stellen.

"AH FUCK!", gab ich schmerzverzerrt von mir, weil das Brennen in meinem Herzen immer stärker wurde. Ich stürmte durch die Tür zu ihrem Zimmer, Tony folgte mir überfordert. Der Schmerz drohte mich zu zerreissen.

Und plötzlich war da nichts mehr. Nicht nur der Schmerz war weg. Es war nichts mehr übrig. Das reine nichts. 

Nichts, bis auf das durchgängige Piepen des Herzschlagmonitors, der an mein Mädchen angehängt war.

"Nein.. nein, nein! Taylor.. Taylor fuck nein!", brüllte ich, ging auf sie zu und rüttelte an ihrem leblosen Körper. Ihre bleibe Haut schimmerte gräulich.

"Fuck, fuck, fuck", murmelte ich unter Tränen und legte reflexartig beide Hände auf ihren Brustkorb, begann mit einer Herzdruckmassage obwohl ich keine beschissene Ahnung hatte, wie sowas funktionierte. Wir mussten doch nur ihr kleines Herz wieder zum Schlagen bringen!

Plötzlich wurde ich von ihr weggezerrt, von zwei Männern in ein Eck gezogen.

"Fuck lasst mich los! Loslassen! Ich muss ihr helfen!", brüllte ich und schlug wie wild um mich. 

Die Welt verschwamm vor meinen Augen. Das durchgehende Piepen ließ mich den Verstand verlieren. Wie in Trance verfolgte ich das Geschehen. Personen in weißer Kleidung lehnten sich über Taylor, riefen sich gegenseitig Dinge zu, die ich nicht verstehen konnte. Wieder versuchte ich mich loszureißen und wurde sofort zurückgezogen.

Die Ärztin mit der ich gesprochen hatte, zog einen Tisch zu sich, schaltete einen Defibrilator ein und bereitete alles vor. Beeil dich doch verdammte scheiße! Taylor wo bist du nur? Komm zurück ich brauche dich so verdammt dringend hier!

"Wegtreten!", sagte sie laut und kurz darauf schockte sie mein Mädchen mit diesem Teil. Einmal, zweimal, dreimal.. keine Reaktion. Verfluchte scheiße! Sie versuchte es weiter.

"Taylor bitte..", schluchzte ich und versuchte mich gar nicht mehr zu wehren. Ich krallte meine Finger in mein Shirt und versuchte irgendwie zu atmen.

"Sie können den Monitor ausschalten", sagte die Ärztin nach einer halben Ewigkeit zu einem der Pfleger neben ihr und mein Kopf schoss in die Höhe. Das war nicht ihr beschissener Ernst! Ihr Job ist es Leben zu retten. Und jetzt wollte sie einfach so aufgeben?!

"Nein! Sie müssen weitermachen! Sie müssen sie retten!", schrie ich hysterisch und versuchte mich nun doch wieder loszureißen. Erfolglos.

"Es tut mir so leid", sagte die Ärztin einfühlsam "tragen sie den Todeszeitpunkt auf 7:32 Uhr ein", beendete sie den Satz und die Welt um mich herum wurde still. Ungläubig starrte ich zu Taylor. Zu dem was von ihr übrig war. Sie konnte nicht tot sein. Das ging nicht. Einfach unmöglich.

"Taylor?", fragte ich in die Stille hinein. Sie antwortete nicht. Diese Stille. Die Stille war nie zuvor lauter. Mein Herz schlug mir bis zu den Ohren. Tränen verließen meine Augen. Stille. Die Welt stand still und für sie würde das nun immer so sein.

"Taylor..", meine Stimme brach ab und ging in ein unregelmäßiges Schluchzen über. Hysterisch schüttelte ich den Kopf. Das durfte nicht wahr sein. FUCK.

"Wir.. wir werden sie jetzt aus dem Zimmer bringen und sie dann psychologisch betreuen, in Ordnung?", vernahm ich eine Stimme neben mir. Ich schloss die Augen, schüttelte den Kopf. Einen Scheiß würde ich!

"Ich bleibe bei ihr!", entgegnete ich wütend. Ich würde ihnen nicht einfach glauben. Taylor war noch hier, ich wusste es!

Plötzlich wurde ich an beiden Armen aus dem Raum gezerrt. Ich versuchte mich zu wehren, doch sie zogen mich einfach mit sich.

"Junge, wir können nichts mehr für deine Freundin tun", sagte die blonde Ärztin.

"Sie ist nicht tot! Fuck sie ist nicht tot!", schrie ich und sah zu ihr auf.

"Doch.. es tut mir so leid. Sie hat es nicht geschafft", antwortete sie und ich fiel auf die Knie wie ein nasser Sack.

"Peter!", rief May und kurz darauf spürte ich, wie sich ihre Arme um mich schlossen.

"Wieso? Wieso verliere ich alle, die ich liebe?", wimmerte ich erschöpft.

"Es tut mir so leid", flüsterte sie unter Tränen und strich über meinen Rücken. 

"Sie ist noch hier..", murmelte ich.

"Peter.."

"Nein, nein, nein!", schrie ich und spürte, wie sich mein Unverständnis, meine Angst und Trauer in pure Wut verwandelte.

"FUCK NEIN!", brüllte ich, rappelte mich auf und begann wie verrückt auf die Wand einzuschlagen.

"Du bist nicht tot! Du kannst mich nicht einfach verlassen!", brüllte ich und nahm den Schmerz in meinen Händen war. Das Blut floss nur so über meine Hände.

"Peter?", fragte May, doch ich nahm sie gar nicht richtig wahr.

"Peter, hey!", ertönte ihre Stimme erneut.

Ich schnappte kurz nach Luft, als ich  aufschreckte und die Augen öffnete. Panisch sah ich mich um. Ich war eingeschlafen? Das war alles nur ein verfickter Traum?

May sah mich lächelnd and und strich über meinen Kopf.

"Taylor ist aufgewacht. Ihr Dad ist bei ihr", erzählte sie und mit einem Mal fiel all der Schmerz von mir ab.

+++
Ich gebe jetzt offiziell zu, dass ich gemein bin. Aber immerhin habe ich es in diesem Kapitel noch aufgeklärt und euch nicht bis zum nächsten warten lassen...falls das jetzt noch was rettet.

Was denkt ihr, was ihr durch den Kopf geht, wenn sie wieder wach ist?

Love you 3000, T.


Darkest Nights | Peter Parker FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt