~Kapitel 61~

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"Irgendwas stimmt nicht", murmelte er und schloss konzentriert die Augen. Überfordert blickte ich mich um, konnte jedoch nichts Auffälliges entdecken. Plötzlich vibrierte die Uhr an Peters Handgelenk und ich konnte nur einige Koordinaten darauf erkennen. Was hatte das zu bedeuten?

"Shit", murmelte er. Noch immer überfordert blickte ich ihm entgegen.

"Was ist denn los?", fragte ich. Er sprang von der Bank auf und sah sich kurz um. Er schien die Umgebung abzuchecken.

"Ich muss los. Es ist wichtig. Dein Dad braucht meine Hilfe", sagte er und ich nickte mit aufgerissenen Augen.

"Okay.. okay .. sei bitte vorsichtig", bat ich und sah ihm dabei tief in die Augen. Er nickte eifrig und küsste meinen Kopf, bevor er sich von mir wegdrehte.

"Ich bin immer vorsichtig", hörte ich noch, bevor er sich erneut umsah und anschließend auf seine Uhr drückte. In Sekunden war er in seinem vollständigen Spiderman-Outfit und einen weiteren Augenblick später rannte er zwei Schritte, sprang über eine Parkbank und warf eines seiner Netze gegen die Wand eines Hochauses. Dann war er verschwunden. Unsicher biss ich mir auf die Lippe.

Oh Peter, bitte pass auf dich und Dad auf. Lass mich euch nicht beide verlieren.

Als wäre es genau so getimet gewesen, ging in diesem Moment auch die Schulglocke und ich machte mich auf den Weg zum Nachsitzen. Den Weg kannte ich mittlerweile zum Glück und ich betrat drei Minuten später das Klassenzimmer. Nachdem ich mich bei der Aufsicht angemeldet hatte, drehte ich mich zu den restlichen Schülern, um mir einen Platz zu suchen.

Meine Augen trafen direkt seine. Immerhin war außer uns beiden kein weiterer Schüler anwesend. Das musste nun sein, oder? Das hatte gefehlt.

"Na sieh mal einer an, heute ganz ohne deinen tollen Beschützer?", fragte mich Brendan mit stechendem Blick und ich versuchte die aufkommende Übelkeit zu unterdrücken. Wozu eigentlich? Ich sollte ihm direkt vor die Füße kotzen, damit er wusste, was ich von ihm hielt. 

"Ich brauche niemanden, der mich beschützt", antwortete ich kühl und hielt seinem Blick stand. Er sollte meine Angst nicht sehen. Ich wollte ihm ein einziges mal überlegen sein.

"Warte mal.. du bist also tatsächlich im Stande ganze Sätze zu sprechen, Prinzessin?", fragte er lachend und erntete einen bösen Blick von der Aufsicht.

"Ich bin ganz sicher nicht deine Prinzessin. Und du hast verdammt nochmal keine Ahnung, wozu ich im Stande bin", antwortete ich wütend. Denn zum ersten mal seit all das passiert ist, war die Wut in mir so viel größer als die Angst.

"Warte was?", fragte er lachend und zog die Augenbrauen zusammen.

"Halt dich verdammt nochmal fern von mir!", zischte ich und zog einen Block und meine Hausaufgaben aus meinem Rucksack. Ich wollte ihn nur ignorieren und mich darauf konzentrieren, nicht noch mehr zu versagen in der Schule.

"Denkst du wirklich, wir spielen jetzt nach deinen Regeln?", wollte er wissen und ich sah wütend zu ihm hinüber. In diese eiskalten, emphatielosen Augen. Ich hasste ihn. Aus tiefstem Herzen. All der Hass in mir war für ihn bestimmt.

"Du hörst mir jetzt zu", zischte ich "wenn du nicht willst, dass irgendjemand rausfindet, was du mir angetan hast, dann hältst du dich von jetzt an von mir fern, hast du verstanden?!", fragte ich wütend und die Aufsicht sah von ihren Unterlagen auf.

"Ruhe da hinten, wir sind hier nicht zum Spaß. Ich will nichtsmehr hören!", sagte sie und ich lehnte mich in meinem Stuhl zurück.

"Drohst du mir etwa?", fragte er belustigt. Ich drehte den Kopf erneut zu ihm. Musterte ihn mit kalter Miene, in der Hoffnung er würde mich zumindest ein wenig ernst nehmen.

Ohne ein weiteres Wort konzentrierte ich mich wieder auf die Aufgaben vor mir. Sogar ein kleines Schmunzeln schlich mir ins Gesicht, weil dies einem Triumph am nähesten kam. So sehr war ich noch nie für mich selbst eingestanden. Sonst wäre ich nur in Tränen ausgebrochen und wäre aus dem Zimmer gerannt. Und nun hatte ich ihn wortlos neben mir sitzen.

Mit einer Stark war nicht zu spaßen. Und das würde er früher oder später zu spüren bekommen.

~Peters Sicht~ 

Nachdem wir mal wieder für Ordnung und Sicherheit in New York gesorgt hatten, landeten Mr.Stark und ich gemeinsam auf dem Dach seines Towers in der Innenstadt. Seine Landung war sehr sanft, meine eher holprig, also alles beim alten.

"Gute Arbeit Peter, ich bin froh, dass ich mich auf dich verlassen kann", sagte Mr.Stark und grinste breit. Es fühlte sich jedes mal wieder gut an, wenn er mich mitnahm und hinterher zufrieden war. Es fühlte sich an, als wäre ich tatsächlich eine Art Praktikant. Noch dazu war er der Vater meiner Fre.. einer.. einer Freundin. Ich blinzelte ein paar mal, um mich zu fangen.

"Ja.. ja klar, immer. Ich bin ja auch dankbar, dass Sie mir so sehr vertrauen, mich mitzunehmen", antwortete ich und er schenkte mir ein Lächeln.

"Willst du noch mit reinkommen? Taylor freut sich bestimmt, wenn sie dich sieht", schlug er vor und das Grinsen rutschte mir aus dem Gesicht. Ich würde mich auch freuen sie zu sehen, nur hatte diese ganze Sache nicht sonderlich lang gedauert. Sie war vermutlich noch nicht einmal zuhause.

"Ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob sie schon zuhause ist", antwortete ich ehrlich und zuckte mit den Schultern. Mr.Stark hob eine Augenbraue. Wie machte er das nur? Taylor konnte das auch und ich würde es nie hinbekommen, ohne wie ein Vollidiot auszusehen.

"Wieso sollte sie noch nicht hier sein? Es ist schon nach vier", hakte er weiter nach und ich zuckte mit den Schultern.

"Nachsitzen", murmelte ich nur.

"Schon wieder?", entgegnete er.

"Ja.. aber es war nicht wirklich ihre Schuld. Also .. naja zumindest nicht alleine", antwortete ich, um sie wieder ein bisschen aus der Misere zu ziehen, in die ich sie gerade gebracht hatte. Wobei, Mr.Stark hätte vermutlich sowieso rausgefunden, dass sie nachsitzen musste. Hatte ich gerade scheiße gebaut? Ach mist.

"Wir sollten uns mal unterhalten, meinst du nicht, Peter?", fragte Mr.Stark und lehnte seine Arme auf das Geländer. Ich wurde nervös, stellte mich jedoch neben ihn, um auf die große Stadt hinaus zu sehen.

"Was meinen Sie damit?", wollte ich wissen, obwohl ich mir denken konnte, dass das Gespräch in eine bestimmte Richtung ging. Er wollte mit mir über Taylor reden und eigentlich wollte ich auch mit ihm über sie reden. Doch meine Loyalität in dieser Sache gehörte allein Taylor.

"Du weißt genau was ich damit meine. Du hast sie sehr gerne oder?", fragte er und ich senkte den Blick.

"Fuck.. ja. Sehr", antwortete ich ehrlich.

"Dann bitte.. erzähl mir endlich was mit meiner kleinen Prinzessin los ist"

+++
jaaaa cliffhanger, ich weiß. Denkt ihr, dass Peter Tony alles anvertraut oder dass er wirklich dicht hält? Und wie wird die Situation beim Nachsitzen ausgehen? Fragen über Fragen ich weiß.

Love you 3000, T.

Darkest Nights | Peter Parker FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt