~Kapitel 52~

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Nat schien mir die Nervosität anzusehen, denn sie schenkte mir ein beruhigendes Lächeln und strich mir über den Oberarm. Irgendwie hatte ich im Gefühl, dass sie hinter all dem mehr vermutete, als ein einfaches Training zur Selbstverteidigung, um mein Selbstvertrauen ein wenig zu stärken. Und damit läge sie auch vollkommen richtig, ich wunderte mich lediglich, ob es derart offensichtlich war.

Ich umrundete den großen Boxring, der in der Mitte des Trainingsraumes stand und begab mich zu einigen blauen Matten, die auf dem Boden lagen. Ich konnte mir gut vorstellen, dass ich das ein oder andere Mal auf dem Boden landen würde und dann hatte ich doch lieber diese Matten unter mir als den kalten Beton.

Mit einer motivierten Drehung kam ich zum Stehen und sah gespannt zu Nat, als würde sie mir jede Sekunde den Sinn des Lebens erklären können.

"Okay wir sollten mit ein paar einfachen Aufwärmübungen anfangen, damit du dich nicht direkt selbst verletzt", begann sie, "das ist immerhin meine Aufgabe". Ein teuflisches Grinsen huschte ihr über das Gesicht, bevor sie meine vor Schock aufgerissenen Augen vernahm und abwinkte.

"Ach so war das doch nicht gemeint, himmel ich bin einfach eine Niete im Umgang mit Kindern", murmelte sie.

"Kind? Ich bin doch kein Kind", protestierte ich.

"Naja, also du und Parker ihr seid zumindest nicht erwachsen", entgegnete sie. Ich zuckte mit den Schultern. Ich wusste schließlich nicht einmal, ob ich überhaupt erwachsen sein wollte. Vermutlich würden die Dinge nur immer und immer komplizierter werden.

War ich eigentlich schon immer so unbeweglich? Wie konnte Nat den Boden berühren und ich kam gerade mal bis zu meinen Knien? Uff, das zog ganz schön in den Muskeln.

Nach den Aufwärmübungen stellte sich Nat neben mich und zeigte mir, wie ich mich ordentlich und standhaft hinstellte. Und um mir zu demonstrieren, wie wenig Körperspannung und Standhaftigkeit ich besaß, hatte sie mich mit Sicherheit gute 7x auf den Boden geschubst und dabei lediglich meine Schulter berührt.

Als ich endlich nicht mehr nur anhand einer kleinen Handbewegung das Gleichgewicht verlor, ging sie dazu über, mir einige Standard Handgriffe zu zeigen.

"Du stellst dich gar nicht so übel an. Ich bin tatsächlich überrascht, kleine Stark", lobte sie und ich wischte mir theatralisch den Schweiß von der Stirn.

"Ach wirklich? Ich fühle mich wie ein Kartoffelsack, der gleich umfällt", gab ich lachend zurück und sie runzelte grinsend die Stirn.

"Hast du sowas davor schonmal gemacht?", wollte sie wissen und ein ironisches Lachen entwich mir.

"Nein, noch nie", natürlich nicht. Anderenfalls hätte ich mich vielleicht wehren können und hätte nicht die schlimmste Nacht meines Lebens durchgemacht. Oder vielleicht doch. An ein "was wäre wenn.." zu denken würde mich auch nicht wieder auf die Beine bringen.

"Lass uns mal was anderes versuchen. Bist du bereit?", fragte sie und mein Puls stieg. War ich das? Ich war absolut kein Fan davon, nicht zu wissen was passierte.

"Ähm.. ich weiß nicht", gab ich ehrlich zu.

"Gut, in der Realität bist du nämlich auch nie bereit. Dinge passieren ganz einfach. Ohne Vorwarnung", erklärte sie und ob sie es glaubte oder nicht, das war mir nichts neues. Ich musste schmerzlich begreifen, dass die Dinge einfach so passierten. Ohne Vorwarnung, ohne die Chance sich auf etwas vorzubereiten.

Noch mitten in meinen Gedanken vertieft, realisierte ich zu spät, dass Nat auf mich zurannte und mich zu Boden riss. Dank der Matrazen, tat der Aufprall kaum weh, löste jedoch etwas ganz anderes in mir aus.

Der Schock jagte mir für kurze Zeit die Luft aus der Lunge, weshalb ich tief nach Luft schnappte. Nat drückte mich weiterhin auf den Boden. Ich sah, dass sie etwas zu sagen schien, konnte ihre Worte jedoch überhaupt nicht wahrnehmen.

"Versuch mich von dir zu stoßen", kam es schließlich bei mir an. Sie von mir stoßen? Wie sollte ich das nur machen? Sie war mir überlegen. In sämtlichen Dingen überlegen. Sie hielt meine Handgelenke fest umgriffen und drückte diese auf den Boden unter mir. Ich war hilflos, ich war ausgeliefert, ich war..

..plötzlich wieder in diesem Zimmer. In dieser Nacht. Ich war hilflos und ausgeliefert. Ich war unter Drogen gesetzt. Ich war verängstigt. Und ganz üble Schmerzen prasselten auf mich ein. Die Welt verschwamm vor meinem Auge. Ich versuchte sie von mir zu stoßen, doch sie waren mir überlegen, ich konnte mich nicht bewegen.

Ich kniff die Augen zusammen, betete, dass es schnell vorbei sein würde.

"Taylor? Alles okay?", drang eine leise Stimme zu mir durch. Hilf mir, bitte hilf mir. Hol mich hier raus. Ich konnte die Augen nicht öffnen. Mein Körper verkrampfte. Ich hielt das nicht mehr aus.

"Taylor!"

"Lass los .. bitte.. ich.. bitte lass los", jammerte ich verzweifelt und spürte augenblicklich, wie ich hochgezogen wurde. Und damit ebenfalls aus dieser Erinnerung.

Ich befand mich wieder in unserem Trainingsraum, ich konnte meinen Körper wieder wahrnehmen. Er zitterte, meine Atmung war flach und ich sah mich überfordert um. Nat sah mir besorgt entgegen.

"Tut.. tut mir leid.. tut mir leid.. ich.. ich kann das nicht.. ich bin zu schwach.. viel zu schwach!", stotterte ich unter Tränen und wagte es nicht, ihr in die Augen zu sehen. Sie konnte kein Verständnis für Schwäche haben. Sie war eine so starke Frau und ich hatte lediglich ihre Zeit verschwendet. In mir steckte nicht das Potenzial so zu sein wie sie. Was hatte ich mir dabei überhaupt gedacht? Ich hatte mich lediglich blamiert.

"Hey! Hör mir zu!", mahnte sie und brachte mich aufgrund ihrer Strenge dazu, ihr doch direkt in die Augen zu sehen.

"Wir sagen niemals, dass wir schwach sind. Und wir geben niemals auf, hast du das verstanden?", sie griff nach meiner Hand "Und jetzt atmen wir zusammen, bis es besser ist okay? Mach mir nach", forderte sie auf und begann lautstark, jedoch langsam und gleichmäßig ein- und auszuatmen.

Die Panik saß jedoch zu tief in mir fest, ich konnte ihrer Atmung nicht folgen.

"Komm schon, Stark", sagte sie mit mehr Nachdruck und strich beruhigend über meinen Handrücken. Und nach einiger Zeit, konnte ich mich auf das was sie mir vorgab konzentrieren und endlich etwas zur Ruhe kommen. Nur die Tränen liefen noch immer stumm über meine Wangen.

"Also gut.. wer hat dir das angetan?", fragte Nat schließlich. Ich schluckte schwer.

"W-was.. was meinst du?", hakte ich nach.

"Du weißt genau wovon ich spreche. Wer hat dir das angetan?"

~~~
Um diese zwei Fragen gleich vorweg zu beantworten:
1. Ja, ich liebe Cliffhanger, es ist wie eine Sucht. Ich kann nicht aufhören damit. Und ich muss die Kapitel ja auch spannend enden lassen, damit ihr es weiterlesen wollt.
2. Nein, ich werde es nicht hinkriegen, mal zu ordentlichen Uhrzeiten zu posten. Aber es ist ja Wochenende, vielleicht sind ja noch welche wach.

Jetzt die Frage an euch: Was wird Taylor sagen? Die Wahrheit? Wird sie sich wieder rausreden? Was wird passieren?

Ach und noch was: In letzter Zeit kommen nur sehr vereinzelt Kapitel. Ich weiß es steht schon im Titel, dass es slow updates sind aber trotzdem tut es mir leid. Ist sowohl privat als auch in der Uni viel los und ich komme momentan leider gar nicht dazu. Also danke, wenn ihr noch immer dabei seid <3

Love you 3000, T.

Darkest Nights | Peter Parker FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt