~Kapitel 80~

466 25 8
                                    

-Taylors Sicht-

Fuck. Gottseidank. Verdammte Scheiße. Zum Glück.

Ich konnte nicht einmal beschreiben, was ich fühlte, als ich wieder etwas fühlte. Die Kraft kehrte zurück in meinen Körper, von den Fingerspitzen ausgehend. Erleichterung an erster Stelle, doch direkt danach die Angst vor allem, was mich erwarten würde.

Angestrengt öffnete ich die Augen, kniff sie jedoch aufgrund des hellen Lichts direkt wieder zusammen und stöhnte von den Schmerzen, die meinen Kopf durchzogen.

Neben mir regte sich etwas und ich drehte den Kopf nach links, um meinen Vater zu sehen, der mich stumm musterte. Er hielt meine kleine Hand in seinen großen Händen und strich über meinen Handrücken. Er wirkte erschlagen, unglaublich müde und ratlos und das war alles nur meine Schuld.

"Es tut mir leid", krächzte ich heißer und er schloss seine glasigen Augen, bevor er den Kopf schüttelte. Ich atemte tief durch und spürte die Tränen, die mir in die Augen stiegen. Schnell versuchte ich sie weg zu blinzeln. Es war nicht mein Recht jetzt zu weinen. Nicht nach all dem Schmerz, den ich meiner Familie zugefügt hatte. Ich verdiente all diese Schuldgefühle. Wie konnte ich ihnen sowas antun? Ich wusste nicht, was in mich gefahren war.

"So leid..", hauchte ich erneut und gab den Kampf schließlich doch auf, ließ die Tränen über meine Wangen laufen, bis Dad sie mit einer Hand weg wischte. Aufzugeben war scheinbar mein Markenzeichen.

"Ssshh", sagte er leise und ließ ebenfalls eine Träne sein Auge verlassen. Das letzte Mal weinen gesehen, hatte ich ihn beim Tod meiner Mutter. Wie konnte ich nur denken, sie würde mich bei sich haben wollen? Sie wäre so enttäuscht von mir. So enttäuscht, wie all die Menschen seien mussten, die ich zurücklassen wollte. Ich dachte doch nur, dass es für sie so viel leichter wäre ohne mich.

Schließlich hatte mich auch jeder glauben lassen, ich wäre eine Last und sie wären besser ohne mich dran. Jeder außer Peter. Meine Güte, was hatte ich dir nur angetan, Peter?

"Mir tut es leid, Taylor. Ich hätte dir mehr zuhören müssen. Ich hätte die Gründe für dein Verhalten hinterfragen sollen, anstatt dich dafür zu bestrafen. Mein Gott, es tut mir so leid. Wenn dir etwas passiert wäre, hätte ich es mir nie verzeihen können", murmelte er verzweifelt und suchte den Blickkontakt zu mir, doch ich konnte ihm nicht standhalten.

Wie konnte er sich nur die Schuld an irgendwas geben, das eigentlich mir zuzuschreiben war? Das war nicht fair. Er hatte es nicht verdient so zu leiden wegen mir. Ich war ihm so viel schuldig. Und als erstes eine Erklärung.

"Dad, ich..ich muss dir was..", stammelte ich weinerlich und starrte die Decke an, als stände dort was ich ihm sagen wollte, doch nach allem was passiert war konnte ich mich noch immer nicht dazu durchringen ihm die Wahrheit zu erzählen.

"Du musst es nicht erklären, Taylor. Ich.. ich kenne die Wahrheit bereits. Peter hat mir alles erzählt, als.. als sie dich versorgt haben. Du darfst ihm das nicht übel nehmen, ich habe ihm gar keine andere Wahl gelassen", sagte er und mit einem mal fiel eine enorme Anspannung von mir ab, die ich Wochen und Monate hatte mit mir rumschleppen müssen.

"Alles?", hakte ich unsicher nach, um auch wirklich sicher zu gehen, dass Dad bescheid wusste. Er nickte und spannte den Kiefer dabei an.

Das war was ich vermeiden wollte. Zwar wusste ich nicht, was in seinem Kopf vorging, doch ich kannte ihn gut genug, um es mir vorstellen zu können. Doch war es das wirklich wert? War die Wut und die Sorge die er empfinden würde wirklich schlimmer als das, was ich ihm aus freien Stücken hatte antun wollen? Hatte ich es überhaupt gewollt? Ich war unheimlich froh noch hier zu sein, trotzdem konnte ich nicht behaupten, ich wollte nicht sterben. Es war eine Kurzschlussreaktion und ich war völlig überfordert, doch das war nicht in Ordnung.

"Ich bin ihm nicht sauer. Ich bin erleichtert", murmelte ich erschöpft und schloss die Augen einen Moment, um das alles zu verarbeiten. Dad wusste bescheid und ich war noch hier. Das war eine gute Ausgangssituation, oder? Es war ein gutes Fundament, um von vorne anzufangen.

"Ich bin so froh, dass es dir gut geht", erwiderte Dad zusammenhanglos und lehnte seine Ellbogen auf den Rand meiner Matratze, während er meine Hand noch immer fest umgriffen hatte. Sein Körper erbebte und ich hörte sein leises Schluchzen, welches mir das Herz brach. Schmerzen breiteten sich in meiner Brust aus und ich versuchte mich vorsichtig aufzusetzen, um die Arme um meinen Vater zu legen.

"Es tut mir leid. Es tut mir so leid Dad, bitte verzeih mir", flehte ich leise und begann schließlich auch zu schluchzen. Meine Finger krallten sich in seinen Rücken und versuchten dort Halt zu finden.

"Bitte sag etwas Dad.. es tut mir so leid. Ich weiß es war ein Fehler. Dad..", schluchzte ich hysterisch und wünschte lediglich die Zeit zurückdrehen zu können, um alles anders zu machen.

Er bewegte sich endlich und richtete sich wieder auf. Er ließ meine Hand los, um die Arme ordentlich um mich legen zu können. Er umarmte mich, als könnte er mich jede Sekunde verlieren und wer sollte es ihm übel nehmen? Ich hatte ihm jeden Grund dazu gegeben. Und ich bereute es so schrecklich, ihm wehgetan zu haben.

"Ich weiß, dass ich Hilfe brauche aber ich mach es wieder gut", sagte ich zwischen Schluchzern in seine Schulter. Er streichelte meinen Rücken.

"Es wird alles wieder gut werden, Taylor. Wir unterstützen dich und helfen dir wieder gesund zu werden", flüsterte er und drückte mich weiterhin an sich.

Nun schluchzte ich noch viel heftiger, dieses Mal jedoch vor Freude und Erleichterung meinen Vater nicht durch meine beschissene Aktion verloren zu haben. Wie konnte ich nur denken, ich würde das alles alleine schaffen?

"Es tut mir leid, dass ich nicht stark genug war", entschuldigte ich mich beschämt und löste mich von Dad um ihm bei meinen Worten in die Augen sehen zu können. Er sollte erkennen können, dass ich es ernst meinte.

Ungläubig starrte er mir entgegen. Was hatte ich nun wieder gesagt?

"Nicht stark genug?", fragte er fassungslos und nahm meine Hände wieder in seine. Ich nickte traurig.

"Ich wollte dir beweisen, dass ich in diese Familie gehöre. Dass ich auch ein Superheld sein kann und die Dinge alleine kläre. Ich wollte euch nicht das Gefühl geben, ich passe nicht rein. Ich wollte einfach nur stark sein und all das mit mir selbst ausmachen. Und dann habe ich die Kontrolle verloren.. es tut mir so leid", wiederholte ich.

"Das ist wohl der größte Blödsinn, den ich seit langem gehört habe. Taylor so etwas kann man nicht alleine schaffen. Es war voraussehbar, dass du daran kaputt gehst. Du hast eine so schlimme Zeit durchgemacht und uns dir nicht helfen lassen. Du bist so verdammt dickköpfig. Und stur", er schüttelte den Kopf, bevor er mich wieder in seine Arme zog.

"Und du bist eine Superheldin, okay? Du bist ein Teil dieser Familie. Du bist stark und du bist eine Stark. Immer. Und ich verspreche dir, es wird alles gut werden"

+++
Fun Fact: Das ist das Kapitel, das ich damals als allererstes fgeschrieben habe. Es war grottenschlecht also habe ich es nochmal überarbeitet. Aber das war so das erste, das aufs Papier kam :)
Und ja, es werden noch ein paar Kapitel kommen, es gibt noch einige Sachen, die geklärt werden müssen. Ich hoffe ihr habt jetzt alle euren Seelenfrieden. Sie ist wach und alle wissen, was passiert ist. Jetzt muss es wohl bergauf gehen... oder?

Wie wird Peter reagieren, wenn sie im nächsten Kapitel aufeinandertreffen?

Love you 3000, T.


Darkest Nights | Peter Parker FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt