~Kapitel 83~

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Einige Tage später hatte ich es endlich geschafft. Ich betrat das Apartment und sog die Luft ein, die nach zuhause roch. 

Ich war so unglaublich froh das Krankenhaus zu verlassen. Es war völlig in Ordnung dort, das Personal war super freundlich und ich fühlte mich gut aufgehoben. Doch zuhause zu sein, fühlte sich richtig an. Ich nahm mir einen Moment, um mich einfach nur umzusehen, als wäre ich ewig nicht hier gewesen.

Tatsächlich waren es nun 16 Tage gewesen, die ich im Krankenhaus verbracht hatte. Es hatte lange gedauert, bis sich mein Körper einigermaßen regeneriert hatte und selbst heute fühlte ich mich nicht wie zuvor. 

Allerdings ging es mir mental viel besser. Ich wollte es anfangs nicht glauben, doch die Therapiestunden wirkten Wunder. Mit jeder Stunde fühlte es sich mehr an, als würde etwas Gewicht von meinen Schultern fallen und das Atmen fiel mir leichter.

Und das, obwohl ich tatsächlich noch nicht über die Nacht gesprochen hatte. Wir hatten bisher mehr das aufgearbeitet, was außenrum passiert war. Dr. Wellington wusste natürlich, was passiert war, doch sie überließ es mir, wann und ob ich überhaupt im Detail darüber sprechen wollte, was sich in der Nacht zugetragen hatte. Bisher wollte ich es nicht. An allzu viel konnte ich mich sowieso nicht erinnern.

Alles andere hatten wir jedoch besprochen. Wie ich damals bei Peter aufgewacht bin, wie mich Brendan in der Schule fertig gemacht hatte, die Albträume, wie ich mich das erste Mal selbst verletzt hatte, wir hatten über die Lügen gesprochen, die ich aufgetischt hatte. 

Aber auch über die schönen Momente der letzten Monate. Ich erzählte von meinem ersten „Date" mit Peter, damals nachts im Park. Ich erzählte von der Geburtstagsfeier von Nat und wie ich mit Peter auf dem Dach saß, um die Stadt bei Nacht zu beobachten. Ich erzählte von Ned und Mj, die mir gegenüber zunächst skeptisch waren und mich trotzdem in ihren Kreis aufgenommen hatten. Ich erzählte von den Selbstverteidigungsstunden bei Nat, von den Nächten, in denen sich Peter in mein Zimmer geschlichen hatte, von unserem ersten Kuss.

„Und wie fühlst du dich?", fragte Peter und legte mir eine Hand um die Taille. Ich genoss das. Obwohl ich so fest daran geglaubt hatte, nie wieder Nähe dieser Art zulassen zu können, wollte ich, dass er mich überhaupt nicht mehr losließ. Nur bei ihm fühlte ich mich sicher. Ich lächelte ihn warm an.

„Gut", antwortete ich zum ersten Mal seit einer Ewigkeit ehrlich. Er lächelte mich ebenfalls an, bevor er sich zu mir lehnte und mir einen kurzen, aber sanften Kuss auf die Lippen drückte.

„Iiiiih", nahm ich die Stimme meiner kleinen Schwester wahr und wirbelte zu ihr herum. 

Tränen stiegen mir in die Augen und ich ging mit großen Schritten auf den kleinen Teufel zu, ging in die Hocke und zog sie in eine feste Umarmung. Ich hatte den kleinen Quälgeist vermisst und war froh, dass sie ebenfalls fest die Arme um mich legte. 

Morgan hatte mich nur einmal im Krankenhaus besucht und das war ganz am Anfang, als ich noch relativ schwach war. Ich hatte Dad gesagt, dass ich das nicht wollte. Sie sollte nicht von der Atmosphäre dort heruntergezogen werden und sie sollte mich nicht so sehen. Ich wollte nicht, dass sie sich um mich sorgte. Sie war zu jung, um das alles zu verstehen.

„Du bist ja endlich wieder zuhause", merkte sie grinsend an, als ich mich wieder von ihr löste. Ich nickte.

„Und bist du immer noch krank?", wollte sie wissen und ich schüttelte leicht lachend den Kopf. Eigentlich war das nicht die Wahrheit. Ich war noch immer krank. Ich war noch immer nicht über all das hinweg, aber es ging mir so viel besser.

„Mir geht's gut, Nervensäge", antwortete ich daher. Sie verdrehte die Augen und es war alles beim Alten. Genau das, was ich mir gewünscht hatte.

„So hier ist deine Tasche, ich bringe sie gleich in dein Zimmer, Spätzchen", sagte Dad, der auf uns zulief und meine Tasche trug.

„Oh ich kann das machen, Tony", sagte Peter und ich zuckte immer wieder zusammen, wenn er Dad bei seinem Vornamen nannte. Es war so ungewohnt. Aber Peter war unglaublich stolz und erzählte mir beinahe täglich wie viel es ihm bedeutete, dass er meinen Vater nun endlich mit seinem Vornamen ansprechen durfte.

„Du willst dich nur einschleimen, Kid. Du denkst auch ich hätte diesen Speichelaustausch gerade nicht gesehen, was?", zog er ihn auf und Peters Gesicht wurde blass. Dad genoss es viel zu sehr, Peter in Verlegenheit zu bringen. Es machte ihm Spaß, Peter das Gefühl zu geben, er hätte ein Problem damit, dass wir zusammen waren. Dabei war er ziemlich froh, dass es Peter war.

„Aber.. aber..", stotterte Peter und starrte meinen Dad an.

„Tony!", ermahnte ihn Pepper und ich grinste. Es fühlte sich alles so wunderbar normal an.

Und wenn die Last noch immer auf meinen Schultern lag, teilte ich sie nun und es fühlte sich leichter an.

„Schon gut, hab nichts gesagt", sagte Dad und verdrehte theatralisch die Augen. Ich lächelte leicht.

„Lass die Tasche doch einfach hier unten stehen, wir nehmen sie dann mit in mein Zimmer, wenn wir ins Bett gehen", mischte ich mich nun ein, um der Diskussion ein Ende zu setzen.

„Wer soll jetzt bitte ‚wir' sein?", wollte Dad wissen und zog eine Augenbraue hoch, woraufhin nun ich meine Augen verdrehte, weil es offensichtlich war, dass ich mich und Peter gemeint hatte. Ob er nun im Krankenhaus die ganze Nacht neben mir saß oder hier schlief, lief wohl auf dasselbe hinaus. Außerdem war es nicht das erste Mal, er wollte Peter nur wieder aufziehen.

„Offensichtlich Peter und ich. Also wenn du das überhaupt möchtest. Ich kann verstehen, wenn du lieber nach Hause möchtest", antwortete ich zuerst Dad und wand mich dann Peter zu, da ich überhaupt nicht daran gedacht hatte, ihn zu fragen. Es schien mir nur so selbstverständlich, weil ich ihn nicht gehen lassen wollte.

Und sofort überkam mich wieder das schlechte Gewissen. Er hatte sowieso schon so viel wegen mir zurückstecken müssen. Und nun entschied ich einfach für ihn, dass er über Nacht hierbleiben sollte? Was stimmte nur nicht mit mir?

„Zum Glück, ich dachte du fragst nie", antwortete Peter grinsend und befreite mich sofort wieder von den dunklen Gedanken. Er wollte hierbleiben. Ich lächelte ihn warm an.

„Von mir aus", gab Dad tief durchatmend nach. Er hatte sowieso keine Wahl. Pepper war auf meiner Seite und wenn es einen Endgegner für Dad gab, dann sie.

„Gut, dann wird es mir auch leichter fallen, morgen früh für die Schule aufzustehen", antwortete ich.

„Warte was?", wollte Dad skeptisch wissen.

+++
Taylor möchte also direkt am nächsten Tag wieder in die Schule. Haltet ihr das für eine gute Idee? Wie werden die anderen Schüler auf sie reagieren?

Love you 3000, T.


Darkest Nights | Peter Parker FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt