Man konnte Mr. Stark die Erleichterung ansehen, als ich ihm gesagt hatte, dass ich ihm erzählen würde, was passiert war.
Langsam liefen wir den leeren Krankenhausgang entlang. In einem dieser Räume lag sie. So nah und doch so weit weg. Ich musste sie sehen. Unbedingt. Sie musste doch wissen, dass ich bei ihr war. Ich wollte nicht, dass sie sich allein fühlte.
„Vermutlich wird sie mir die Hölle heiß machen, wenn sie erfährt, dass ich alles erzählt habe", murmelte ich, als ich mich auf einen der unbequemen Plastikstühle fallen ließ. Mr. Stark nahm neben mir Platz.
„Kid..", begann er und verstummte dann. Er musste nichts mehr sagen, ich hatte meine Entscheidung bereits getroffen und ich hoffte inständig, dass sie mir verzeihen konnte.
„Können Sie sich an das Wochenende am See erinnern?", fragte ich und er sah mich einen Moment nachdenklich an. Dann nickte er langsam.
„Ja, ich glaube da hat alles angefangen", antwortete er und ich nickte.
„Taylor hat behauptet, sie würde am Abend vorher zu Liz gehen und dort Filme schauen", erzählte ich weiter und wieder nickte Mr. Stark langsam. Sein Blick war ziemlich starr, wahrscheinlich versuchte er sich die Erinnerungen wieder ins Gedächtnis zu rufen. Oder er war mit der Situation überfordert, was ich völlig verstehen konnte, denn auch ich wollte gerade einfach nur schreien, weinen, mich verkriechen und am besten alles auf einmal.
„Allerdings hat sie gelogen. Liz hat sie davon überzeugt auf eine Senior Party zu gehen", erzählte ich. Mr. Starks Mine verhärtete sich weiter.
„Ich wusste dieses verzogene Ding ist kein guter Umgang für meine Tochter", murmelte er vor sich hin und ich zuckte mit den Schultern. Ich hielt jetzt auch nicht sonderlich viel von ihr.
„ Jedenfalls habe ich Taylor eine Weile beobachtet..", erst nachdem ich es ausgesprochen hatte, bemerkte ich, wie unheimlich das klang. Unbeholfen schüttelte ich den Kopf.
„Du warst also mit ihr dort?", wollte er wissen.
„Nein. Wir kannten uns nicht wirklich. Nur durch den Unterricht aber wir waren nicht befreundet. Aber ich muss zugeben, dass ich Taylor schon seit längerem.. naja wie soll ich sagen, ich habe schon länger Interesse an ihr und da habe ich sie eben im Auge behalten", erklärte ich und versuchte nicht allzu unheimlich zu klingen. Ich hätte auch einfach sagen können, dass ich schon länger in sie verknallt war aber ob er das lieber hören wollte? Ich würde es nicht drauf anlegen.
„Okay und dann?", wollte er wissen. Zum Glück ging er nicht weiter darauf ein, wieso ich ein Auge auf seine Tochter geworfen hatte.
„Naja meine Freunde und ich haben uns sowieso total überflüssig gefühlt dort und dann wollten wir relativ früh wieder gehen. Ich habe mich nochmal nach Taylor umgesehen und mir ist aufgefallen, dass all ihre Freunde noch da waren aber Taylor war verschwunden", sagte ich und spürte das aufkommende Herzrasen. Nun würde der wohl unangenehmste Part kommen.
„Sie.. war verschwunden?", fragte er und auch ihm schien so langsam zu dämmern, worauf ich hinaus wollte. Er atmete tief durch, ebenso wie ich.
„Ich habe gespürt, dass irgendwas nicht in Ordnung ist. Zu meinen Freunden habe ich gesagt, dass ich nochmal ins Badezimmer gehen würde, doch mein Weg hat mich wie von selbst zu Taylor geführt. Zum Glück. Und leider. Und.. ich weiß nicht wie..", stammelte ich.
Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit hatte ich die Bilder wieder vor Augen, als wäre es erst gestern gewesen. Ich hatte versucht den Anblick zu verdrängen, weil es in meiner Brust schmerzte, mich daran zu erinnern wie hilflos, verletzt und verzweifelt Taylor in diesem Moment aussah. Außerdem wurde meine Wut viel zu groß. Jedes Mal wenn ich daran zurück dachte, musste ich mich zusammenreißen, nicht jedem einzelnen von Ihnen einen Besuch abzustatten und ihnen das Genick zu brechen. Allen voran Brandon. Er verdiente nur das Schlimmste.
„Peter.. was ist mit meiner Tochter passiert?", fragte er beinahe tonlos und biss fest die Zähne zusammen, um meinen Mut zu sammeln. Es tut mir leid, Taylor.
„Ich habe sie in einem Raum mit drei Jungs gefunden. Sie hatten ihr irgendetwas in ihr Getränk gemischt, sie konnte sich nicht wehren. Und sie haben sie.. zumindest einer von ihnen hat sie..", stammelte ich weiter.
„Kid.. nein..", hauchte Mr. Stark überfordert und Tränen stiegen ihm in die Augen.
„Doch.. er hat sie vergewaltigt. Es tut mir so leid..", murmelte ich und wich seinem Blick aus. Er sah mir so verletzt entgegen. Ich konnte verstehen, wieso Taylor ihm nichts erzählen wollte. Nicht, dass ich es für eine gute Idee hielt, doch wenn ich mir seinen Gesichtsausdruck so ansah, konnte ich verstehen, dass sie das nicht sehen wollte.
„Einer von ihnen.. Brandon, das ist der Typ der es getan hat.. hat die Bilder von dieser Nacht herumgesendet. Er hat Taylor die letzten Monate immer weiter terrorisiert, hat sie verletzt, bedroht und gedemütigt. Als sie sich endlich dazu in der Lage sah, sich gegen ihn zu wehren, hat er als Rache die Bilder rumgeschickt, die er in dieser Nacht von ihr geschossen hat", sagte ich.
Mr. Stark schüttelte hektisch mit dem Kopf. Vermutlich wollte er es nicht wahrhaben. Mir ging es damals schließlich nicht anders. Ich war nicht in der Lage zu denken oder zu handeln, ich wollte nur, dass es ein böser Albtraum war.
„Das heißt.. meine Güte, Peter", murmelte er verzweifelt „Ich habe ihr unterstellt, sie hätte die Bilder selbst geschossen und versendet. Ich habe sie dafür verantwortlich gemacht und wollte ihr anschließend nicht einmal zuhören.. ich bin schuld, dass wir hier sind verdammt!", sagte er und ich sah, wie ihm Tränen in die Augen stiegen. Ich hatte ihn nie zuvor so verletzt gesehen.
Und ich wollte etwas sagen, ich wollte ihm unbedingt widersprechen, damit er sich besser fühlte, doch es ging nicht. Ich würde ihm nie vorwerfen, es wäre seine Schuld. Trotzdem hätte er ihr heute zuhören müssen. Ich war im Zwiespalt.
„Ich möchte die Namen", sagte er erschreckend kühl, nachdem wir uns eine Weile angeschwiegen hatten.
„Was?", fragte ich überfordert.
„Ich will die Namen dieser verdammten Bastarde. Und dann geh ich los und werde sie einen nach dem anderen auf die schlimmsten Art und Weisen umbringen", knurrte er bedrohlich und stand von seinem Stuhl auf. Überfordert sprang ich auf und hielt ihn an seinem Arm zurück.
„So gerne ich dabei helfen würde", begann ich und stellte mich ihm in den Weg „Taylor braucht uns gerade dringender. Diese Typen bezahlen zu lassen hat Zeit aber wir müssen hier sein, wenn Taylor aufwacht. Sie braucht uns doch", sagte ich.
Mr. Stark sah mir mit einem eiskalten, leeren Blick entgegen.
„Hast du es denn noch immer nicht verstanden, Peter? Wir wissen überhaupt nicht, ob sie je wieder aufwacht. Wir wissen nicht, ob sie das hier überlebt"
++++
Entgegen der Erwartung vieler habe ich mein Versprechen tatsächlich gehalten und Tony weiß nun endlich über alles bescheid. Hat auch nur 76 Kapitel gedauert ups. Und zum ersten Mal fällt mir tatsächlich keine Kapitelfrage ein.. das ist ja mies. Habt ihr denn mal eine Frage an mich? :D
Love you 3000, T.
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Darkest Nights | Peter Parker FF
FanfictionIch dachte ich sei nur eine Nebenrolle im Leben anderer. Ich dachte niemand würde mich wahrnehmen. Dabei brauchte es nur eine verhängnisvolle Party und nichts war mehr, wie es sein sollte. Plötzlich spielte ich die Hauptrolle. Eine Rolle, mit der...