"Hör zu du kleine Schampe..", begann er, doch der Schmerz wandelte sich einfach nur in Wut um und ich nutzte den Moment, in dem er dachte mir überlegen zu sein aus, um ihm meinen Ellbogen in die Brust zu rammen. Keuchend hielt er sich die Stelle und taumelte einige Schritte von mir weg.
Oh Shit, das hatte gut getan.
"Das wirst du verdammt nochmal bereuen du billige kleine Hure!", schrie er durch die leeren Gänge und kam mit großen Schritten auf mich zu. Ich erinnerte mich zurück an Nat's Worte. 'Wenn du nicht mehr weiter weißt, denk daran, wo es die Männer am härtesten trifft'.
Er holte erneut aus, diesmal konzentrierte ich mich jedoch darauf, seiner Faust auszuweichen, woraufhin sich sein Oberkörper leicht nach vorne verlagerte. Ohne weiter darüber nachzudenken ging ich einen weiteren Schritt auf ihn zu und riss mit aller Kraft mein Knie nach oben, um ihm zwischen die Beine zu treten.
Das hatte er verdammt nochmal verdient, das hätte ich schon viel früher tun sollen. Ich hoffte, dieses beschissene Ding fiel ihm einfach ab und er konnte nie wieder einer Frau das antun, was er mir angetan hatte.
"Ah fuck! Verfluchte Schlampe!", zischte er schmerzerfüllt und ging direkt vor mir zu Boden. Diese Runde hatte ich gewonnen. Er war am Boden, ich stand noch auf zwei Beinen. Ich konnte verdammt nochmal auf ihn runtersehen. Er war mir unterlegen.
"Das ist noch nicht vorbei!", stöhnte er schmerzerfüllt. Meine Atmung war angestrengt und unregelmäßig. Ich konnte gar nicht glauben, was ich getan hatte.
"Oh doch. Das ist es!", zischte ich, drehte mich um und rannte weg, bevor er sich wieder aufrappeln konnte.
Zuhause angekommen war ich eigentlich von einem guten Gefühl durchflutet. Es war schrecklich, dass es nötig gewesen war, doch mein kleiner Triumph boosterte mein Ego ein wenig. Ich war nicht mehr so schwach und hilflos wie damals. Ich hatte mich weiterentwickelt. Es hatte mich stärker gemacht. Ein leichtes Grinsen zierte mein Gesicht. Von jetzt an würde alles leichter werden, das konnte ich spüren.
"Taylor?", ertönte Dad's Stimme kurz nachdem ich die Apartmenttür hinter mir geschlossen hatte.
"Ja?", antwortete ich und folgte der Stimme. Dad und Pepper saßen auf dem Sofa und sahen beinahe so aus, als hätten sie auf mich gewartet.
"Alles in Ordnung?", wollte ich wissen, weil die beiden mich eine Weile nur angeschwiegen hatten. In meiner Brust bildete sich sofort Panik. War irgendwas schlimmes passiert?
"Wieso ist deine Wange blau?", fragte Pepper skeptisch, kam einige Schritte auf mich zu und inspizierte mein Gesicht. Ich überlegte. Vermutlich viel zu lange und trotzdem fiel mir keine halbwegs gute Ausrede ein.
"Ist halb so wild, ist beim Sportunterricht passiert", erzählte ich.
"Der Sportunterricht, ja? Und wie hast du da mit deiner verletzten Hand mitgemacht?", hakte Dad ironisch nach und schenkte mir einen ungläubigen Blick.
"Na.. ich saß am Rand und hab einen Ball ins Gesicht bekommen", antwortete ich und nahm automatisch eine abweisende Haltung ein. Ich fühlte mich angegriffen von seinen Fragen.
"Ahja", Dad nickte. Seine Stimme klang kühl und distanziert.
"Ich.. geh dann mal Hausaufgaben machen", nuschelte ich und war im Begriff wegzulaufen, als Dad ebenfalls vom Sofa aufstand und einige Schritte auf mich zu lief.
"Hausaufgaben? Hattest du nicht genug Zeit dafür während dem Nachsitzen?", hakte er weiter nach. Ich biss mir auf die Lippe.
"Woher weißt du das?", wollte ich wissen, doch schon als ich die Frage ausgesprochen hatte, machte alles für mich Sinn. Vermutlich hatte ihm Peter davon erzählt. Vielleicht hatte er ihm sogar erzählt, dass ich gar nicht beim Sport mitgemacht hatte.
"Taylor wir sind doch nicht sauer, wenn du mal nachsitzen musst. Wir wollen doch nur, dass du ehrlich bist und mit uns redest", sagte Pepper sanft und strich über meinen Oberarm.
"Wie hätte ich euch denn davon erzählen sollen? Ich bin doch gerade erst nach Hause gekommen", antwortete ich und merkte selbst, dass meine Stimme patziger wurde. Doch ich hatte einfach ein so starkes Gefühl, mich verteidigen zu müssen.
"Hör endlich auf dich so anzustellen! Du weißt genau, was sie meint! Es reicht mir, Taylor. Du setzt dich jetzt verdammt nochmal mit uns da hin und erzählst uns was in den letzten Wochen vor sich geht!", entgegnete Dad mir laut und fordernd. Ich machte einen Schritt zurück und starrte ihn erschrocken an.
"Das .. bringt doch so nichts, Tony. Lasst uns ganz in Ruhe..", sprach Pepper, wurde jedoch von Dad unterbrochen.
"Ich hab das verdammt nochmal versucht! Ich war ruhig, ich war geduldig, ich hab ihr Freiraum gegeben, du hast immer gesagt, sie würde schon auf uns zukommen, wenn sie bereit ist. Aber ich schaue mir das nicht mehr an. Ich schaue nicht dabei zu, wie du dich selbst kaputt machst. Wir reden jetzt, ob es dir gefällt oder nicht!", sagte er wütend. Ich weiß nicht, ob ich Dad mir gegenüber schon einmal so wütend erlebt hatte.
"Ich hab doch alles im Griff! Was willst du denn hören?", fragte ich nun ebenfalls lauter.
Pepper strich noch immer beruhigend über meinen Arm, doch wirklich beruhigen konnte mich das auch nicht. Ich fühlte mich so attackiert. Ich wusste, er meinte es nur gut. Doch wenn ich sagte, ich würde auf ihn zukommen, wenn ich bereit war, musste er diese Geduld eben aufbringen und mich nicht so von der Seite angreifen.
"Im Griff?", fragte er und begann ironisch zu lachen. Schockiert musterte ich ihn.
"Das nennst du alles im Griff haben? Das? Was genau Taylor? Dass du nachts schreiend wach wirst und dich am nächsten Tag nicht mehr daran erinnerst? Dass du tagelang nichts isst? Dass du dich selbst verletzt? Dich tagelang in deinem Zimmer einsperrst? Deine schulischen Leistungen stark gefallen sind und du ständig nachsitzen musst? Was davon hast du genau im Griff?", fragte er und klang dabei so wütend und vorwurfsvoll, dass mir Tränen in die Augen stiegen. Überfordert musterte ich ihn. Er hatte so recht.
Die Erkenntnis traf mich so hart, dass sich ein riesiger Klos in meinem Hals bildete. Ich fühlte mich, als hätte ich vergessen, wie man Luft in seine Lungen ließ.
"Rede endlich, verdammt!", brüllte er nun und ich machte einen regelrechten Sprung nach hinter.
"Tony, reiß dich zusammen! Hör auf sie so anzuschreien!", sagte Pepper bestimmt und stellte sich leicht vor mich.
"Ich.. ich..", stotterte ich, konnte jedoch an nichts anderes denken, als aus dieser Situation zu fliehen. Genau das tat ich schließlich. Schnellen Schrittes durchquerte ich das Wohnzimmer und lief auf die Treppen hinzu.
"Wenn du dich jetzt nicht hier hin setzt und mit mir redest, hast du Hausarrest!", drohte Dad, doch ich konnte mich dem jetzt einfach nicht stellen. Nicht so. Absolut nicht so.
Also lief ich einfach weiter.
+++
Da hat er wohl die Geduld verloren. Könnt ihr das verstehen? Oder versteht ihr eher Taylor, dass die Konfrontation, wie sie stattgefunden hat, einschüchtert?Love you 3000, T.
DU LIEST GERADE
Darkest Nights | Peter Parker FF
FanfictionIch dachte ich sei nur eine Nebenrolle im Leben anderer. Ich dachte niemand würde mich wahrnehmen. Dabei brauchte es nur eine verhängnisvolle Party und nichts war mehr, wie es sein sollte. Plötzlich spielte ich die Hauptrolle. Eine Rolle, mit der...