~Kapitel 35~

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Sofort stieg die Panik in mir wieder und ich machte mich schnellen Schrittes auf den Weg zur nächsten Stunde.

Meine Freunde sah ich an diesem Unterrichtstag nicht mehr. Ich wünschte es wäre lediglich langweilig ohne sie, doch um ehrlich zu sein umgab mich jedes Mal eine große Angst, wenn ich mich hier allein herumtreiben musste. Und dabei war mir absolut bewusst, dass sie weder für mein Wohlbefinden noch für meine Sicherheit zuständig waren. Das erwartete ich auch keinesfalls, ich wusste, dass ich das hier auch alles allein stemmen können müsste.
Angenehmer war es trotzdem, mich nicht alle zwei Sekunden paranoid nach einer möglichen Gefahr umsehen zu müssen.

Und damit freute ich mich beinahe, Peter beim Nachsitzen wieder zu sehen. Nicht weil ich nachsitzen musste, das würde ich Dad erst einmal erklären müssen, aber ihn wieder in meiner Nähe zu haben beruhigte mich ungemein.

Schnellen Schrittes ging ich von meiner letzten Stunde zum Raum, in dem das Nachsitzen stattfand und lief auf die Aufsicht zu. Ich sagte meinen Namen, er setzte auf seinem Block ein Häkchen und wies mir dann einen Platz zu. Das war alles so neu für mich, schließlich war ich bisher nie derart negativ aufgefallen, dass man mich zum Nachsitzen verdonnert hatte.

Nachdem ich Platz genommen hatte, kramte ich mein Physikbuch heraus, denn bevor ich die nächste Stunde nur hier saß und die Wand anstarrte, konnte ich die Zeit ebenso sinnvoll nutzen.

„Peter Parker", ertönte es in meinen Ohren und ich lugte über den Rand meines Buches zum Schreibtisch nach vorne und beobachtete die Aufsicht erneut, wie er ein Häkchen auf seinem Notizblock machte. Danach musterte ich Peter, dessen Augen den Raum bereits absuchten. Er lächelte sanft, als sich unsere Blicke trafen.

Auch er wurde schließlich einem Platz zugewiesen, welcher leider nicht weiter von mir hätte entfernt sein können. Vermutlich war das beabsichtigt, immerhin waren wir hier gelandet, weil wir während des Unterrichts geredet hatten.

Wenn ich einmal genauer darüber nachdachte, kam es mir ziemlich lächerlich vor. Ich saß hier eine Strafe ab, weil ich mich im Unterricht unterhalten hatte, während da draußen Menschen rumliefen, die es tatsächlich verdient hatten, eine Strafe abzusitzen. Zum Glück hatte nie jemand behauptet die Welt da draußen sei fair.

An seinem Platz angekommen, drehte er sich nochmal zu mir und hob kurz seine Hand, um mir zu winken. Ich grinste und hob ebenfalls kurz die Hand, bevor ich mich kopfschüttelnd meinem Buch zuwendete. Ich spürte noch immer seinen Blick auf mir ruhen, weshalb ich nochmal hochsah. Als sich unsere Blicke nur für den Hauch einer Sekunde getroffen hatten, drehte er sich schnell um und durchsuchte seinen Rucksack ebenfalls nach einem Schulbuch. Ich beobachtete ihn grinsend, bevor ich mich wieder auf Physik konzentrierte.

„Wie immer zu spät, das werde ich notieren", sagte die Aufsichtsperson nach einiger Zeit und weckte damit erneut meine Aufmerksamkeit.

„Wie immer interessiert mich das nicht", antwortete die Person, die zu spät kam und augenblicklich befand ich mich zum zweiten Mal an diesem Tag in einer Schockstarre. Peters Kopf flog augenblicklich in meine Richtung, doch ich konnte seinen Blick nicht erwidern.

„Du setzt dich bitte auf den freien Platz hinten am Fenster", forderte ihn die Aufsichtsperson auf. Doch nur den Hauch einer Sekunde später hatte sich sein Blick auf mich fixiert. Ich war tot. Eindeutig.

„Danke, ich such mir meinen Platz selbst aus", antwortete er und kam mit einem siegessicheren Grinsen auf mich zu. Übelkeit breitete sich in meiner Magengegend aus und ich zog die Schultern immer weiter hinauf, um den Kopf einzuziehen. Ich wünschte ich könnte einfach verschwinden. Ich wünschte es würde sich ein Loch im Boden auftun, das mich verschlingen und nie wieder ausspucken würde.

Darkest Nights | Peter Parker FF Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt