Kapitel 29: Date

87 4 0
                                    

Ich fuhr auf die Autobahn, die glücklicherweise ziemlich leer war. Die meisten würden um diese Zeit noch arbeiten. „Festhalten", sagte ich zu Natasha, die sich enger an mich drückte, um mich besser umfassen zu können. Dann gab ich Gas. Es war ein Traum, innerhalb von Sekunden war ich auf 200 km/h und beschleunigte immer weiter. Geschickt wich ich den Autos aus, die vereinzelt auf der rechten Spur fuhren. Ich liebte die Geschwindigkeit, den Wind, der gegen mich drückte, das Surren der Maschine zwischen meinen Beinen und wie sie sich zur Seite drücken ließ. Ich hatte es vermisst Motorrad zu fahren.

Nach einer Weile deutlich erhöhter Geschwindigkeit begann ich langsamer zu fahren, bevor ich die nächste Ausfahrt nahm. Wir waren schon in Offenburg, in nicht mal 15 Minuten. „Wolltest du zu einem bestimmten Ort?", fragte ich meine Freundin. „Zum Brandenkopf", bestätigte sie. „Ich habe schonmal davon gehört, aber nicht wirklich eine Ahnung, wo es liegt", gestand ich. „Nun, du bist hier richtig abgefahren", meinte sie und war die nächsten 40 Minuten bis zur Ankunft mein Navi. Ich habe keine Ahnung, wie sie sich so einen Weg merken kann, aber vielleicht ist das ja eher normal und ich kann das mit meinem beschissenen Orientierungssinn einfach nur nicht nachvollziehen. Die einzigen Momente, wo ich wirklich weiß, wo was ist, ist, wenn ich von oben auf alles hinabblicke.

Am Gipfel angekommen stellte ich das Motorrad ab und wir beschlossen mal auf den Turm zu gehen, der doch ganze 60 Cent Eintritt kostete. Die Aussicht war atemberaubend dank dem gutem Wetter. Ich genoss den Wind in meinen Haaren und legte meine Arme von hinten um Nat. „Es ist schön hier", meinte ich zu ihr. Eine rote Strähne wurde mir ins Gesicht geweht und ich legte sie sanft wieder zu den anderen. Sie lehnte sich sanft gegen mich und wir standen eine Zeitlang einfach nur da und schauten auf die sich vor und erstreckende Landschaft.

Unten angekommen stiegen wir wieder auf die Duke und die Russin lotste mich etwas weiter weg zu einem abgelegenem Platz, wo eine Picknickdecke ausgebreitet war. Ich stellte die Maschine ab und wand mich zu ihr um. „Als ob das Motorrad nicht schon gereicht hätte", meinte ich lächelnd. „Ich mache das gerne für dich", erwiderte sie, wissend, dass das manchmal meine Art war Danke zu sagen. Ich zog Helm, Handschuhe und Jacke aus und sie tat es mir gleich. Dann zog sie ihre Stiefel, Socken und Hose aus. Die Hose wurde zu meinem Bedauern gleich durch eine kurze ersetzt, was in der Öffentlichkeit, in der wir uns trotz dem abgelegenem Platz nun mal noch befanden, wahrscheinlich besser war. Ich tat es ihr nach und ging barfuß zu der Decke hin. Sie hatte bereits angefangen den bereitstehenden Korb auszuräumen. „Wie hast du das geschafft? Also, das alles zu organisieren?", fragte ich meine Freundin. „Nun, wie gesagt. Ich habe da meine Kontakte", neckte sie mich. Ich seufzte gespielt: „Na gut, behalt halt deine Geheimnisse für dich." Sie lächelte und gab mir einen schnellen Kuss, bevor sie den Korb weiter auspackte.

Sie hatte ein komplettes Mittagessen dabei mit allen möglichen Dingen, die ich mochte. „Woher zum Geier hast du Pan Fritto?", fragte ich total überrascht. Es ist bestimmt acht Jahre her, dass ich dieses italienische „Brot" zum letzten Mal gegessen hatte. Sie zog die Augenbrauen hoch und setzte zu einer Antwort an. „Du hast du deine Kontakte, ja ich weiß. Aber woher wusstest du, dass ich die mag?", unterbrach ich sie. „Du hast mal vor dich hingemurmelt als du gearbeitet hast, dass du alles für Pan Fritto geben würdest. Hat ein bisschen gedauert, bis ich wusste, was das ist, aber... Tadaaaa", sie deutete auf die Leckereien. Ich lächelte. „Du bist die Beste", meinte ich, bevor ich rein biss. Des salzige Teig füllte meinen Mund aus und ich musste an all die Male denken, wo ich es bereits gegessen hatte. Ein Seufzen entfuhr meinen Lippen und ich schmiegte mich an die Grünäugige.

„Meine Oma hatte ein Haus in Italien, sie hat es an meine Tante weitervererbt. Ich war da jedes Jahr in den Sommerferien bis ich etwa fünfzehn war. Es war immer einer meiner Lieblingsurlaube. Der große Garten mit dem Pflaumenbaum. Das ständige Wasserrauschen von dem kleinem Wasserfall direkt neben dem Haus. Der Fluss wo man baden gehen konnte 300 Meter entfernt. Des Strand 30 Minuten mit dem Auto entfernt. Die Pizza, die ich mir dort immer im Bäcker holte und kalt aß. Und bei jedem Urlaub auf einer Sagra, ein Straßenfest in einem der kleinen Umliegenden Dörfern", ich seufzte leicht, in meinen Erinnerungen versunken, „Dort gab es immer Pan Fritto. Ich habe es geliebt. Das einfache Essen dort. Pan Fritto, Ravioli und alles, was man sonst noch braucht." Ich sah ihr in die Augen, die mich aufmerksam beobachtet hatten: „Danke." „Ich wusste nicht, dass es dir so viel bedeutet, sonst hätte ich es schon viel früher gemacht", erwiderte sie und gab mir einen langen Kuss.

Guten Rutsch :)

Black AngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt