Black Angel

Kapitel 25: Die Jungs kommen an

Es wurde laut, als die Jungs kamen. Das Essen würde noch etwa eine halbe Stunde dauern, aber sie wollten wahrscheinlich eh noch duschen gehen. Wanda und Nat begrüßten sie, da Wanda Vision auf jeden Fall begrüßen wollte und einer in der Küche bleiben musste, was nun mal definitiv nicht die grünäugige Russin war. „Hallo", schrie ich ihnen deshalb durchs ganze Haus eine Begrüßung entgegen, sobald sie in Hörweite waren. „Hallo", kam ein Stimmengewirr zurück, bevor sich alle Schritte in verschiedene Richtungen entfernten.

Als alle am Tisch saßen brannte ich darauf alles zu erfahren, aber so wie die Jungs sich auf das Essen stürzten beschloss ich erstmal eine Weile zu warten. „Wir haben was zum Feiern", sagte Tony irgendwann mit vollem Mund und deutete mit der Gabel auf mich. „Eure Rückkehr?", fragte ich mit leicht ironischem Unterton. Er starrte mich nur an und zuckte nach einer Weile die Schultern: „Ja... Das ist ja wohl Grund genug." Nun glotze ich ihn an: „Es gibt ja hoffentlich noch einen anderen Grund...?", ich ging am Ende mit der Stimme hoch, um es eine Fraage sein zu lassen. Es zuckte die Schultern: „Ja, aber die sind nicht ganz so wichtig." Ich seufzte langsam genervt: „Jetzt lass dir doch nicht alles aus der Nase ziehen."

„Wir haben ein paar neue Infos über die gesamte Organisation", mischte sich nun Steve ein füllte seinen Teller nochmal nach. Ich zog die Augenbrauen hoch. „Und?", ich konnte meine Ungeduld nicht mehr unterdrücken. Auch Wanda und Nat schienen gespannt zu sein. „Es ist eine Terroristengruppe.", begann Steve. Er redete weiter, doch ich verstand nichtmehr, was er sagte. Ich war in meine eigenen Gedanken abgedriftet. Welche Terroristengruppe will mich so dringend tot sehen? Ich habe doch schon länger keine mehr gejagt... und eigentlich hatte ich immer die komplette Gruppe erwischt, wenn ich hinter einer her war. Wieso greifen sie jetzt an und nicht früher? Was erhoffen sie sich davon, mich zu töten? Vielleicht noch mehr als nur, dass ich sie nicht mehr aufhalten kann? Aber wenn sie mich töten, werden die Avengers Erstrecht dafür Sorge tragen, dass sie alle hinter Gitter kommen, wenn nicht sogar noch mehr. Ein Bild erschien vor meinen innerem Auge. Ich und wie die andere Gruppe, die michmal gefangen hatte, folterte.

Ich spürte eine Hand auf meinem Oberschenkel. „Marie", drang langsam die Stimme meiner Freundin zu mir durch, „Sieh mich an, Marie. Hey, alles gut?" Ich kam wieder zu mir und nickte langsam. Alle starrten mich an, offenbar probierte Nat schon etwas länger zu mir durchzudringen. „Mir geht's gut", sagte ich deshalb schnell und deutlich kühler als beabsichtigt. Ich sah kurz Verletztheit durch Wandas Blick flackern und Irritation bei den anderen. „Sorry", entschuldigte ich mich zerknirscht, „Mich haben gerade nur ein bisschen viele Gedanken eingeholt. Das war einfach etwas viel auf einmal." Steve nickte verständnisvoll und auch die anderen schienen meine Entschuldigung anzunehmen, aber der Blick, den Wanda der Rothaarigen zuwarf entging mir trotzdem nicht.

Nach dem Essen stand ich mit meiner Freundin in der Küche. Die Jungs hatten von uns frei bekommen und Wanda war bei Vision. Ich räumte gedankenverloren die Spülmaschine ein, als Natasha mich fragte: „Willst du mir sagen, was für Gedanken das waren?" Ich wusste sofort von was sie sprach und zuckte etwas kleinlaut die Schultern: „Ach, nur wieso die jetzt angreifen und wieso die überhaupt angreifen und sowas", ich sah sie von der Seite an. „Und die haben dich so aus der Bahn geworfen, dass du knappe zwei Minuten nicht ansprechbar warst?", fragte sie weiter und sah mir in die Augen.

Ich brach kurz den Blickkontakt, bevor ich ihr etwas zögerlich wieder in die waldgrünen Augen schaute. „Ich hatte auch einen Flashback", gestand ich ihr. Die Tatsache, dass eine Terrorgruppe hinter mir her war, erinnerte mich an das Einzige mal, als es schon mal so war, die anderen Male war es immer andersherum. Die andere Terrorgruppe hatte mich gefangen genommen und systematisch gefoltert und manchmal wachte ich immer noch durch Alpträume auf, auch wenn es schon Jahre her ist. Sie hatten mich immer an denselben Stuhl gefesselt, noch nicht einmal zum aufs Klo gehen losgebunden und eine Woche lang in meinen eigenen Ausscheidungen und Blutlachen sitzen lassen um mich immer mehr zu demütigen.

Nat hatte aufgehört den Herd sauber zu machen und nahm mich in die Arme. „Ich war wieder dort", brach ich nur noch hervor, bevor ich anfing zu weinen. Ich war stolz auf mich gewesen, es am Tisch so gut unterdrücken zu können, aber jetzt kamen alle Gefühle hervor. Ich drückte meine Kopf in das dichte rote Haar und zog tief ihren Duft ein. Langsam beruhigte sich mein Atem wieder und mein Herzschlag wurde stetiger. Dennoch blieb ich weiter in ihrer Umarmung und genoss das Gefühl der Geborgenheit, Liebe und Sicherheit, dass sie mir schenkte.