Kapitel 84: Verzweiflung

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Ich riss wütend und geschlagen die Tür zu meinem Zimmer auf. Nat las auf dem Bett irgendetwas und sah überrascht hoch. Sie blickte mich besorgt an, als ich die Tür hinter mir zuknallen ließ. Ich ging zu meinem Schrank und starrte auf die Klamotten vor mir. Welche eigneten sich am besten, um vor Kameras über die Folter zu sprechen, die man erfahren hat? Nichts schien zu passen und meine Schultern sackten herab als meine Wut plötzlich wie weggeblasen war und mich stattdessen die Verzweiflung übermannte. Eine Träne kullerte mir die Wange herunter und ich ließ sie. Ich fühlte mich zu schwach, sie wegzuwischen. Zu schwach, die Pressekonferenz zu überstehen. Arme schlangen sich von hinten um mich. „Du musst da nicht hin. Fury kann dich nicht zwingen. Du bist kein Agent von SHIELD", flüsterte mir die rothaarige sanft Mut zu. Ein Schluchzer löste sich von mir und ich drehte mich in ihren Armen um mein Gesicht in ihrer Halsbeuge zu vergraben. „Doch", flüsterte ich während ihre Hände beruhigend Kreise auf meinem Rücken fuhren. „Er hat mit mir geredet. Er meint, dass sie sonst freikommen kann." Ich spürte, wie sich die Arme meiner Freundin anspannten. „Das ergibt keinen Sinn. Es gibt auch ohne deine Aussage genug Beweise", meinte sie und ich hörte Wut in ihrer Stimme. Ich lachte einmal sarkastisch auf: „Das habe ich auch gemeint, worauf er sagte, dass die Avengers sich in einer Position befinden, in denen sie alle Beweise fälschen könnten. Und als ich dann sagte, dass meine Aussage auch einfach gelogen sein kann, meinte er nur, dass ich das besser nicht vor den Kameras sage." Die Spionin stieß einen verärgerten Seufzer aus. „Nichts ergibt bei ihm Sinn und dich schafft er es am Ende immer, dass alle nach seiner Pfeife tanzen", meinte sie und drückte mir einen Kuss auf die Stirn, „Ich rede mal mit ihm." Ich nickte langsam und sie küsste mich nochmal auf den Kopf ehe sie sich mit den Worten, dass sie gleich wieder zurück sei auf den Weg machte. Ich legte mich auf unser Bett und probierte den Funken Hoffnung am Leben zu erhalten, der immer wieder kurz davor war, von der Verzweiflung und der Angst ausgeblasen zu werden.

Die Tür öffnete sich leise und schloss sich wieder. Sofort fuhr ich herum. Nat kam auf mich zu mit einem entschuldigenden Gesichtsausdruck, der jedoch auch etwas Wut zeigte. Mein Funken Hoffnung starb. „Es tut mir leid", meinte sie und blieb vor mir stehen, „Er hatte mir nicht einmal eine Chance gelassen. Er meinte nur, dass ich nicht meinen Boss infrage stellen soll." Verdammt. Es kann doch nicht wirklich sein, dass ich das machen muss. „Es ist nicht deine Schuld", sagte ich tonlos, „Sondern seine." Geschlagen ließ ich den Kopf sinken. Noch eine halbe Stunde, ehe ich unten sein muss. Ich muss jetzt stark sein. Da ich das aber nicht bin, muss ich wenigstens so wirken. Also zusammenreißen und die altbekannte Maske wieder aufziehen. Langsam hob ich den Kopf wieder und als ich meiner Freundin in die Augen sah, konnte ich sehen, dass sie merkte, was ich tat. „Ist vielleicht besser so", flüsterte sie leise. Ein freudloses Lächeln huschte über mein Gesicht als ich mit den Schultern zuckte. Dann wand ich mich mal wieder meinem Kleiderschrank zu.

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