Kapitel 63: Stille

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Als ich in unser Schlafzimmer kam, saß Nat gerade im Bett und las ein Buch. Mein Blick blieb kurz an ihren Kurven haften, bevor ich mich wieder auf das bevorstehende fokussierte. Ich zog eine enge schwarze Hose, ein enges schwarzes T-Shirt und dazu noch passende schwarze Schuhe an. Dann ging ich ins Bad und band mir die Haare zu einem hohem strengen Zopf zusammen. Anschließend band ich mir um die Hose ein Beinholster, in das ich eine Pistole sowie zwei längere Messer steckte. Dann legte ich mir noch einen Gurt um, in den ich einen langen Dolch, fünf Wurfmesser und eine Packung Kaugummis steckte. Als letztes steckte ich mein ausklappbares Lieblingsmesser an eine Befestigung am Unterarm. Ich sah in den Spiegel und bemerkte, dass Natashas Blick auf mir ruhte. Langsam drehte ich mich zu ihr um. „Kannst du mir runter kommen", fragte ich sie. Sie nickte sofort und stand auf; „Klar." Ich lächelte sie dankbar an und wand mich wieder dem Spiegel zu. Ich hatte Angst davor, meine Flügel auszufahren und zu sehen, dass sie immer noch total matt waren. Aber ohne es zu tun, würde ich es nie erfahren, wenn es nicht so wäre. Also schloss ich meine Augen und tat es einfach. Es war ungewohnt, die Flügel wieder draußen zu haben, aber auf die schöne Art und Weise. Ich genoss einen Moment einfach nur das Gefühl bevor ich meine Augen öffnete und in den Spiegel sah. Sie waren nicht so glänzend, wie sie einst waren und die Muskulatur war deutlich geringer, aber sie waren auch nicht mehr ganz so abgemagert und stumpf wie direkt nach meiner Befreiung. Unschlüssig stand ich da und betrachtete sie. Mit einem verärgertem Seufzen drehte ich mich zu meiner Freundin um. „Rein oder Raus", fragte ich sie. Sie legte den Kopf etwas schräg. „Ich würde sie drinnen lassen, außer du willst sie aktiv einschüchtern, aber dann auch nur kurz raus holen", meinte sie nach einer Weile. Ich nickte langsam und fuhr sie wieder ein. „Na dann", meinte ich und ging zur Tür. „Ab in die Höhle des Löwens", meinte ich noch leise zu mir, was Nat allerdings nicht hörte.

Vor der Schalldichten Tür, die zu der Giraffe reinführte, blieben wir stehen. Ich straffte mich und setzte meine Maske auf. Jetzt würde ich nichtmehr die sein, die von ihr gefoltert wurde, sondern eine Person, die einfach nur Informationen aus ihr herausbekommen will, ohne Gefühle zu zeigen. „Soll ich die Kamera überwachen", fragte Nat mich. Ich zögerte kurz dann nickte ich. „Mit Ton, vielleicht fällt dir was auf, das ich übersehe", meinte ich. Sie nickte und nahm mich in die Arme. „Gib mir irgendein Signal und ich bin sofort bei dir", versicherte sie mir. Steif nickte ich und löste mich von ihr. Ich wartete, bis sie in dem Überwachungsraum verschwunden war bevor ich die Türe öffnete.

Sie saß an einem Stuhl gefesselt in dem hell erleuchtetem Raum und ihre Mundwinkel zuckten nach oben als sie mich sah. „Na sieh mal einer an, wer sich jetzt auch endlich her getraut hat", meinte sie spöttisch. Mein Blick streifte sie kurz bevor ich erwiderte: „Gibt wichtigeres auf der Welt als dich." Ich griff nach dem zweitem Stuhl und setzte mich darauf. Der kurze Blick hatte gereicht, dass ich sie wieder vor mir sah, wie sie den Gorillas Befehle gab oder mir die Tüte Erdnussflips hinhielt. Trotzdem zwang ich mich dazu, sie anzusehen und drängte all die Bilder zurück, die dabei hochkamen. Erwartungsvoll sah ich sie an und die Stille im Raum dehnte sich aus. Ich überschlug meine Beine und wippte mit einem Fuß langsam hin und her. Je länger sich die Stille zog, desto verwirrter sah sie aus. „Willst du mir keine Fragen stellen", fragte sie schließlich und bemühte sich darum einen überlegenen Tonfall anzuschlagen. Ich sah sie gespielt irritiert an. „Ich bin nicht hergekommen, um Fragen zu stellen. Ich bin nur hier, weil es hieß, dass du mit mir reden wolltest. Also bitte", breitete ich meine Arme aus, „Rede." Sie sah mich irritiert an und wieder schwiegen wir eine Weile.

„Du fragst dich bestimmt, wie ich heiße, oder?" fragte sie. Ich sah sie an ohne ein Wort zu sagen. Meine Maske saß, aber ich war mir nichtmehr sicher, ob meine Stimme noch so fest war. Sie erwiderte verächtlich schauend meinen Blick. „Oder, warum ihr nichts über mich findet", fuhr sie nach einer weiteren Minute der Stille fort. Erneut sah ich sie nur an. Ihr hämischer Blick traf meinen. „Du musst nur danach fragen, dann erzähle ich es dir", meinte sie nach ein paar erneuten Sekunden der Stille. Oh, wie sie die Stille immer füllen wollte mit ihrem Gerede. Doch diesmal musste ich mitspielen, damit sie mir wirklich was erzählte. „Du hast Recht", meinte ich und sah ganz kurz Überraschung in ihren Augen aufblitzen, „Wir finden tatsächlich nichts über dich." Ich verstummte kurz, aber nicht lange genug um ihr einen Anlass zum Reden zu geben. „Ich muss wohl zugeben... Ich habe keine Ahnung wie du es machst, dass selbst Tony Stark und seine KI nichts über dich finden", fuhr ich dann fort, „niemand kann das, wie machst du das?" Ein siegreiches Lächeln zierte ihr Gesicht. „Nun, ich bin dann mal so freundlich und sage dir, wie das geht", meinte sie. Ich lächelte unterwürfig und setzte einen interessierten Gesichtsausdruck auf.

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