Kapitel 3 - Erwischt

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Am nächsten Tag lief Amelia extra früh zur großen Halle. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass der Störfaktor nicht auf sie hören würde und ihr immer noch hinterherlaufen würde. Als sie im Saal ankam, ging sie zum nächstbesten Tisch, um ein Sandwich zu nehmen und rannte im nächsten Moment wieder aus dem Saal, um für den ganzen Tag zu verschwinden. Sie wiederholte das auch am nächsten Tag. In der darauffolgenden Woche ging sie ihm ebenso erfolgreich aus dem Weg, indem sie versuchte mit den anderen Schülern und Schülerinnen ins Klassenzimmer zu gehen und mit ihnen nachdem Unterricht auch gemeinsam zu verlassen. Auf diese Weise konnte sie sich in der Menschenmenge verstecken. Nach zwei Wochen dachte sie endlich wieder ein ruhiges Schulleben zu führen. Doch diese Hoffnung zerplatzte als Stevens plötzlich an einem Morgen neben der Tür der großen Halle stand. Leider bemerkte Amelia das zu spät, da sie bereits in ihr Buch vertieft war.

„Da ist sie ja.", begrüßte er Amelia.

Sie zuckte zusammen und schaute von ihrem Buch auf, als sie gerade die Tür zum Saal öffnen wollte.

Verdammt, dachte sich Amelia.

„Guten Morgen, Lee.", sagte Stevens. Vor lauter Schock starrte sie ihn an und vergaß ihren Vorsatz ihn eigentlich ignorieren zu wollen, wenn sie ihn doch über den Weg lief. Sie schüttelte ihren Schock ab, wandte ihren Kopf von ihm ab und betrat die große Halle.

„Ich habe mir schon gedacht, dass du versuchen würdest, mir aus dem Weg zu gehen.", sagte die Stimme hinter ihr. „Aber Lee, meine Güte, es ist kurz vor sieben Uhr am SONNTAG. Ich wusste gar nicht, dass das Frühstück am Wochenende vor halb neun überhaupt serviert wird."

Da sie die einzigen im Saal waren und sie nun jede Hoffnung verloren hatte, am heutigen Tag noch Ruhe zu finden, setzte
sie sich dieses Mal an einem der großen Tisch. Sie fing an zu frühstücken, sah ihn an und fragte: „Was möchtest du, Stevens?"

Es überraschte anscheinend Stevens, dass Amelia ihn tatsächlich angesprochen hatte, weshalb er kurz erstarrte, bevor er sich ihr gegenüber hinsetzte.

„Ich habe nachgedacht-"
„Ach, kannst du das?", flüsterte Amelia.
„-was du mir vor Wochen gesagt hast. Naja, ich hätte es dir natürlich schon viel früher gesagt, aber du warst nie zu aufzufinden. Wo bist du eigentlich am Wochenende und nachdem Unterricht? Ich habe dich jeden Tag in der Bibliothek gesucht, die Bibliothekarin hat dich nie gesehen und deine Mitbewohnerinnen wissen auch nie wo du steckst."
„Du hast sie gefragt.", stellte Amelia zu ihrem Bedauern fest.
Nun wissen leider mehr als eine Person, dass William Stevens das Mädchen, Amelia Lee, sehen wollte.
„Ja, sehr reizende und kooperative Mitbewohnerinnen hast du da. Sie erzählten mir, dass sie dich selbst kaum zu Gesicht bekommen, wenn überhaupt. Sie hatten allgemein nicht viel Info über dich. Du scheinst dein Bett kaum zu berühren."
Er nahm sich ein Toast und fing an zu frühstücken, bevor er weitererzählte.
„Also dachte ich mir, dass du entweder woanders schlafen würdest, was ich aber dann für ziemlich unwahrscheinlich hielt. Wegen der Hausregeln und so."
„Okay."
„Dann ist mir eingefallen, dass du dich wahrscheinlich ziemlich früh aus deinem Bett schleichst und ziemlich spät wieder in dein Bett schleichst."
„Wie originell."
„Danke. Also bin ich an den Wochenenden früher aufgestanden, in der Hoffnung dich abzufangen."
„Bist du das."
„Ja, schon seit letzter Woche fing ich damit an, um neun Uhr zu frühstücken. Das hat wohl nicht geklappt, also stand ich am nächsten Tag um halb neun Uhr auf."
„Wow."
„Jahaa, und das hatte offensichtlich auch nicht geklappt. Also versuchte ich es gestern nochmal und stand um 8 Uhr auf."
„Ah."
„Tja, dann dachte ich mir, dass es doch nicht wahr sein kann, als ich dich immer noch nicht getroffen habe und wollte heute auf Nummer sicher gehen und stand dann um 6 Uhr auf. Und nun sitzen wir hier.", sagte Stevens zum Schluss und grinste sie an, während er sein Frühstück verschlang.
„Und was willst du nun von mir?", fragte Amelia unschuldig.
„Also ein bisschen Anerkennung möchte ich schon bitte bekommen, dafür, dass ich hier seit einer Stunde auf dich gewartet habe, mal abgesehen davon, wie spät - ich meine früh es gerade ist."
„Verzeihung, Glückwunsch Stevens.", nickte Amelia.
„Danke, Lee.", sagte er während er sich an die Brust fasste.
„Nun?"
„Ach ja richtig, also ich habe nachgedacht, was du mir damals gesagt hast-"
„Das sagtest du bereits."
„Genau. Und zwar sagtest du, ich zitiere, 'ich kann es mir nicht leisten mit dir gesehen zu werden', richtig?"
„Richtig."
„Nun, was ist wenn wir uns, dann heimlich treffen?"
„Heimlich."
„Heimlich. Du weißt schon, versteckt."
„Versteckt."
„Genau. Ohne neugierige Blicke der Anderen. Niemand weiß Bescheid, wo wir sind und was wir machen. Also dass niemand auf die Idee kommt, dass wir uns überhaupt kennen."

Magic Is Might (A Hogwarts Legacy Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt