Kapitel 51 - Neues Schuljahr

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Fünf Monate später

Ominis saß im Hogwarts Express und stützte seine Stirn auf seiner Hand und dem Ellbogen auf dem kleinen Tisch in einer leeren Kabine ab. Er setzte sich ganz nach hinten des Zuges hin, weil er ungestört bleiben wollte. Er schloss die Augen. Er hatte sie Monate nicht mehr gesehen und musste schon wieder ein weiteres Jahr in Hogwarts ohne sie verbringen. Wenn es nicht nach seiner Tante gehen würde, würde er gar nicht hier sitzen. Wozu sollte er denn noch zur Schule gehen? Aber immerhin konnte er seiner Familie entkommen. Seit Weihnachten war seine Mutter noch besessener denn je, Amelia für ihn als Frau haben zu wollen. Sie hatte seinem Bruder mehrmals bestraft, weil er es gewagt hatte, zu zaubern, als sie da waren. Sie gab ihm die Schuld daran, dass ihr Vater ihr Anwesen zerstört hatte. Hätte ihr Vater es nicht getan, hätte es Ominis getan.

Er hörte ein Klopfen. Gerade als er der Person sagen wollte, dass hier besetzt wäre und sie sich verziehen sollte (er hatte definitiv keine Lust auf Gesellschaft und war wahrscheinlich momentan unausstehlich), sprach die Person.

„Ist hier noch frei?"

Ominis hatte noch nie in seinem Leben so schnell seinen Kopf bewegt und seine Augen wurden groß, als er Amelia an der Tür zur Kabine entdeckte. Sie lächelte ihn an. Er sprang auf und lief zu ihr, um sie zu umarmen und nie wieder loszulassen. Doch bevor er sie berühren konnte, streckte sie eine Hand aus und hielt ihn auf. Er zögerte und blieb stehen. Mit der selben Hand richtete sie ihren Zeigefinger hinter ihm und er runzelte verwirrt die Stirn.

„Mein Vater ist noch am Gleis. Ich glaube es wäre nicht so klug, mich zu umarmen."

Er drehte sich um und sah durch das Fenster zwei leuchtende blaue Augen in der Menschenmenge, die ihn anstarrten. Er bekam eine Gänsehaut. Er hatte sie lange nicht mehr erlebt und musste sich erst wieder daran gewöhnen. Er drehte sich wieder um und betrachtete sie. Sie lächelte ihn an und er wollte sie unbedingt berühren, doch sie drängte sich an ihm vorbei (er nahm ihren blumigen Geruch wahr) und setzte sich rechts vom Fenster. Auf die andere Seite, wo er eben gesessen hatte. Mit der Hand auf zeigte sie auf dem Platz ihr gegenüber und sie lächelte wieder.

„Setz dich wieder, Ominis."

Dann drehte sie ihren Kopf zum Fenster und winkte kurz. Er setzte sich langsam hin, ohne seinen Blick von ihr abzuwenden. Er musste seinen ganzen Lebenswille benutzen, um sie nicht zu berühren und sie in seine Arme zu ziehen.

„Hattest du ein schönen Sommer gehabt, Ominis?"

Er nickte. Er hatte gesehen, dass sich ihre Lippen bewegt haben, aber eigentlich hatte er ihr nicht zugehört. Er starrte sie weiterhin an und prägte es sich ein, dass sie vor ihm saß. Sie zog ihren Zauberstab und öffnete ihr Koffer, der oben im Gepäckträger lag. Ihm war gar nicht aufgefallen, dass ihr Koffer bereits da lag. Wahrscheinlich hatte sie ihn hier reingeflogen. Ein Päckchen flog in ihre Hand und sie gab es ihm.

„Alles Gute zum achtzehnten Geburtstag nachträglich, Ominis.", sagte sie lächelnd und er spürte seit Monaten wieder eine Wärme in seiner Brust.

Er riss langsam das Geschenk auf, es kamen Briefe hervor und er sah auf.

„Ich habe dir zu jedem Brief, was du mir geschrieben hast, eine Antwort geschrieben.", erklärte sie lächelnd.

Er blickte wieder hinunter, öffnete die lange schwarze Schachtel und lachte.

„Jetzt sind wir wieder quitt.", sagte Amelia.

Es war eine versilberte Schreibfeder mit einem Saphir Stein eingearbeitet. Er hob sie hoch und drehte sie um.

Für meinen liebsten Freund Ominis

Er lächelte breit.

„Dein Vater hat dies erlaubt?", fragte er und sah sie an.
„Ich habe es selbst eingraviert und schnell hineingepackt."

Magic Is Might (A Hogwarts Legacy Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt