Kapitel 6 - Ominis Gaunt

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„Sag mal, willst du eigentlich den ganzen Tag so bleiben? Weil wenn ja können wir dann bitte tauschen? Der Boden ist kalt, Amelia.", hörte Will Ominis sagen.

Will hatte sich noch nicht von der Stelle bewegt, seitdem Amelia sich von ihm losgerissen hatte.

Verdammt nochmal, dachte Will. Ich war so nah dran.

„Oh, Entschuldigung, natürlich nicht!", hörte er Amelia lachend sagen.

Will sah zu, wie Amelia versuchte die Umarmung zu lösen, um aufzustehen. Dann beugte sie sich runter und griff nach der Hand des Blinden, um ihm beim Aufstehen zu helfen. Als die Beiden nun gegenüber standen, lächelte sie ihn an. Dasselbe breite Lächeln wie damals in der großen Halle. Bei diesem Anblick musste Will unwillkürlich schnaufen.

Er hob seinen Zauberstab und löste ebenfalls den Desillusio­nierungszauber, den Amelia über sie gelegt hatte. Er ging langsam auf die Beiden zu.

„Wo warst du den ganzen Tag, Amelia?", fragte Gaunt.
„Oh, ich-"
„Ich habe dich überall gesucht. In der großen Halle, in der Bibliothek und im Bootshaus. Und dann hatte ich mir wirklich Sorgen gemacht, als du nicht im-"
Amelia unterbrach ihn, indem sie ihre Handfläche auf sein Mund presste.
„Nicht hier, wir sind nicht allein-", sagte Amelia leise.
Will nutzte die Gelegenheit und rief: „Amelia, Süße, wieso rennst du denn von mir weg?"

Seine Stimme übte den gewünschten Effekt aus. Amelia drehte sich um. Der Typ neben ihr zuckte zusammen und griff nach ihrer Hand, um sein Gesicht zu befreien.

„Amelia, ich war doch noch gar nicht fertig mit dir.", grinste Will.

Sie runzelte ihre Stirn und als er nun vor den Beiden stand.

Will sah sich Ominis nun genauer an. Ein Junge, vielleicht mal 1,78 cm groß, dunkelblonde ordentlich gekämmte Haare und blasse Augen. Blinde Augen. Will dachte, dass er vielleicht ein attraktiver Kerl sein könnte, wenn er einen vernünftig ins Gesicht schauen würde und sein Kopf aufrecht halten könnte. Seinen Zauberstab hielt er ständig hoch, als wäre sie eine dämliche Lampe.

„Gaunt.", begrüßte Will ihn. „Ich würde dir ja zunicken, aber das würdest du ja nicht sehen, stimmt's?"
Amelia fiel die Kinnlade herunter.
„Will!", rief sie empört.
„Ja, das stimmt. So wird mir auch der Anblick eines arroganten Arschlochs erspart, Stevens.", antwortete Gaunt. Er hielt immer noch Amelia's Hand, die Will argwöhnisch betrachtete.
Amelia starrte Gaunt ungläubig an. Gaunt zog sie näher zu ihm heran und fragte: „Wieso ruft er nach dir, Amelia? Was meint er mit ‚nicht fertig mit dir'? Seit wann sprichst du überhaupt mit wandelnden Dreckssäcken?"
„Aber sie spricht doch mit dir, Gaunt.", sagte Will.

„Ach, das, naja, das ist eine echt lange Geschichte.", sagte Amelia an Gaunt gewandt und tätschelte dabei mit ihrer anderen Hand die Hand, mit der er sie immer noch festhielt. „Und könnt ihr beide euch gegenüber zivilisierter verhalten, bitte?"

„Nein.", sagten beide Jungs gleichzeitig.

„Also erstens finde ich dieses Verhalten absolut kindisch, zweitens könntet ihr doch wenigstens nur so zu tun als ob, wenn ich dabei bin."

„Nein.", antworteten die beiden wieder gleichzeitig.

„Na schön, wenn ihr mir beide das jetzt nicht versprechen könnt, werde ich ab sofort vor jedem von euch weglaufen und mich verstecken. Da hilft auch nicht extra früh aufstehen oder sonstige Zauber, um mich zu finden."
„Das ist nicht dein Ernst. Ich bin doch heute erst angekommen!", sagte Gaunt empört.

Will konnte es schon wieder nicht fassen, dass seine bisherige Arbeit umsonst werden sollte.

„Du redest doch erst seit Kurzem mit mir, Amelia.", sagte Will zu ihr.
„Ja und wieso eigentlich?", mischte sich Gaunt ein.

Will verspürte den Drang an ihm ein Verschwinde Zauber anzuwenden, um endlich mit Amelia wieder allein sein zu können. Mit einem Fluch hätte er sonst auch keine Einwände.

„Ich zähle bis drei.", sagte Amelia streng.
„Eins.
Zwei.
Dr-"

„Warte.", sagte Will.
„Na schön.", rief Gaunt. „Wenn es unbedingt sein muss. Für dich."

„Will?", fragte Amelia ihn.
„Ja, ist gut.", sagte Will schließlich.

Amelia nickte ihm zu.
„Schön, na dann, wenn das geklärt ist. Will ich verabschiede mich für heute. Du kannst essen gehen. Ich muss etwas mit Ominis besprechen. Allein."

Höchst widerwillig nickte Will und drehte sich um. Doch dann fiel im etwas ein und er fragte: „Sehen wir uns morgen denn, Süße?"
„Ach, ich gucke mal, ob ich in meinem Terminkalender etwas stehen habe, aber wir können uns sehr gerne morgen sehen."
„Nein danke, Gaunt."
Amelia seufzte tief und antwortete schließlich: „Ja, bis morgen."

Will lächelte ihr zu und machte sich auf dem Weg zur großen Halle. Sein Lächeln erstarb, da er bemerkte, dass die Beiden immer noch Händchen hielten.

„Ich komme zwei Monate später nach Hogwarts und du schmeißt dich an den nächstbest-", hörte Will noch, bevor er um die Ecke bog.

Magic Is Might (A Hogwarts Legacy Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt