Kapitel 10 - Verrat

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„Sag mal ist das dein Ernst, Ominis?!", schrie Amelia als Will aus der Tür verschwand.
„Was denn?"
„Du wusstest wir beide sind hier. Wieso bist du hier, wenn du ihn nicht leiden kannst? Vertraust du mir nicht?"
„Ich vertraue dir. Ich vertraue IHM nicht."
„Und wieso nicht?"

Ominis schwieg.

„Will hatte Recht.", sagte sie schließlich.
„Was?"
„Es geht dich nichts an."

Sie lief mit ihrer Tasche Richtung Ausgang.

„Es geht mich sehr wohl etwas an.", sagte Ominis als er ihre Hand von hinten nahm, um sie aufzuhalten.
„Wieso?"
„Du bist meine einzige Freundin, Amelia."
„Gar nicht wahr, du hast noch Anne und vergessen wir hier mal nicht Sebastian."
„Du bist meine wichtigste Freundin."
„Uff, lass das Sebastian nicht hören. Aber auch wenn, was hat das damit zu tun, Ominis?"
„Was ist, wenn er dir weh tut? Und was ist, wenn du mich vernachlässigst?"

Amelia sah ihn lange an.

„Also Erstens ich kann mittlerweile sehr gut auf mich selbst aufpassen, aber danke für deine Sorgen. Zweitens, sei nicht albern, wie könnte ich?"

Sie nahm seine Hand in ihre.

„Ich verspreche dir, dass ich dich nicht vernachlässigen werde. Mit wem sonst würde ich mich denn blind duellieren können?"

Sie umarmte ihn.

„Wenn ihr euch beide nicht vertragen könnt, musst du das akzeptieren, dass Will und ich uns alleine treffen. Bis jetzt haben wir uns eh nur höchstens einmal die Woche getroffen. Also hältst du dich von diesem Raum immer fern, wenn ich dich nicht rufe. Hast du mich verstanden, Ominis?"

Ominis nickte.

„Danke." Amelia lächelte. „Also was war mit deiner Wahrsagerei Hausaufgabe?"

-

In den nächsten Wochen verabredeten Will und sie sich jeden Sonntag im Hofversteck. Wie vereinbart, ließ Ominis die beiden alleine. Amelia achtete jedes Mal sorgfältig darauf, zu Will Abstand zu halten.
Sie fing an sich an ihn zu gewöhnen und zu mögen.

Zwei Wochen vor den Weihnachtsferien war sie wie üblich auf dem Weg zum Hofversteck. Bevor sie um die Ecke bog hörte sie vereinzelnd fremde Stimmen. Sie streckte kurz ihren Kopf, um die Ecke und sah, dass Will mit seinen Freunden vor dem Ritter Wandteppich standen.

„Hier versteckt ihr euch also? Hinter diesem alten Teppich? Nicht besonders romantisch oder?", sagte der Rothaarige.
„Nein, sieh mal, man kann den Teppich zurückschieben und dahinter befindet sich ein Hof.", hörte sie Will sagen.

Sie sah wie Will den Teppich zur Seite schob und zwei seiner Freunde hinter der Tür verschwanden.
„Beeilt euch!", rief Will.

Amelia zog ihren Kopf wieder zurück und hockte sich gegen die Wand.

„Bist du nicht neugierig?", hörte sie Will nach einigen Minuten fragen.
„Wo du dich ständig mit diesem Looser aufhältst? Nein, danke.", sagte eine Mädchenstimme.
„Sei nicht so unfair. Amelia ist eigentlich ein sehr nettes und schlaues-"
„Das klingt ja fast, als würdest du sie mögen. Du weiß, dass du nur Zeit mit ihr verbringst wegen der blöden Wette zwischen Garreth und dir? Dass du sie nur einmal küssen muss und dann kannst du dich auf Wichtigeres konzentrieren?"
„Ich weiß, aber das ist nicht so leicht. Ich versuche ja mein Bestes, aber es scheint, dass sie nicht auf mich steht."
„Da hat sie aber einen schlechten Geschmack."
„Rede nicht so von ihr."
„Oh, jetzt verteidigst du sie sogar?"

Bevor er etwas sagen konnte, stürmten seine beiden anderen Freunde wieder aus dem Raum.

„Wie konntest du diesen Raum nur für dich behalten? Weiß du was wir da alles anstellen könnten? Ich plane jetzt schon die nächste Party-"

Amelia rannte weg.

Sie verschwand die nächsten Wochen in ihr anderes Versteck. Zum Unterricht ging sie ebenfalls nicht, als sie einmal sah, wie Will vor einem ihrer Klassenzimmer stand. Sie mied sogar Ominis, da es ihr peinlich war, dass er Recht hatte das Versteck lieber nicht zu zeigen. Sie trauerte tagelang um ihren Lieblingsort in Hogwarts. Außerdem stand sie unter Schock, dass Wills Freunde von ihrer Existenz Bescheid wussten, ganz zu schweigen von der Wette. Jedoch erklärte es, wieso er darauf bestand sie am Anfang des Schuljahres überhaupt kennen lernen zu wollen.

Kurz vor den Weihnachtstagen zog Amelia einen Entschluss, um wieder ein ruhiges Schulleben führen zu können.
Sie stand vor dem Wandteppich und atmete tief ein und aus.
Sie öffnete die Tür zum Hofversteck und ging wahrscheinlich das allerletzte Mal hinein. Sie blieb kurz stehen und prägte sich den Raum ein. Dann hörte sie, wie erwartet, verschiedene Stimmen am Ende des Flurs. Sie ging in Richtung des möblierten Raumes und sah Will und seine Freunde. Die Stimmen und Lachen verstummte, als sie Amelia sahen. Will stand abrupt auf.

„Amelia? Wo warst du in den letzten zwei Wochen?", fragte er.

Amelia antwortete ihm nicht, sie hob ihre Hand und deutete ihn an, zu ihr zu kommen.
Als er vor ihr stand, packte sie ihm am Kragen, zog ihn zu sich herunter und küsste ihn. Ihre Augen blieben offen und sie beobachtete, wie Wills Augen sich vergrößerten. Sie ließ ihn los und wischte sich mit ihren Ärmel den Mund ab.

„Tu mir den Gefallen, lass mich jetzt in Ruhe. Dann hat jeder was er wollte. Wir sind quitt.", riet sie ihm.
Sie wartete nicht auf seine Antwort, drehte sich um und verließ den Raum, der nicht mehr ihr gehörte.

Magic Is Might (A Hogwarts Legacy Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt