Kapitel 81 - Zweifel

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Ominis spürte sie nicht mehr, als er aufwachte und schlug seine Augen sofort auf, um sie zu suchen, weil er sie noch riechen konnte. Sie war aufgestanden und in ihre Handtasche gestiegen. Diese Art von Zauber war ihn schon neu, als er das das erste Mal gesehen hatte, aber er hatte es nicht hinterfragt. Es beeindruckte ihn, wie alles andere an dieser Frau. Er bemerkte, dass sie noch nass war. Anscheinend hatte sie sich eben gewaschen. Wieso hatte sie ihn denn nicht geweckt, dann hätten sie sich zusammen waschen können. Oder eben auch nicht gewaschen. Er beobachtete sie, wie sie sich anzog. Ominis Lieblingsanblick. Einer von vielen. Noch besser, wenn sie sich auszog. Als er an die letzte Nacht dachte, war er schon wieder bereit und setzte sich auf. Doch er zögerte, als er sie anblickte und klarer denken konnte. Mochte sie ihn eigentlich? Erst gestern war ihm aufgefallen, dass sie nie gesagt hatte, was sie für ihn empfand. Gestern wollte er sie das eigentlich direkt fragen, als er auf sie gewartet hatte. Dann war sie aus der Kutsche gestiegen und Ominis hatte schon wieder vergessen, wie man atmete und wie er hieß. Er legte sich wieder zurück aufs Bett und starrte gegen die Decke.

Er war verlegen, weil er angenommen hatte, dass sie das Gleiche empfinden würde wie er. Aber sie war viel zu gut für ihn. Viel zu schön. Viel zu mächtig. Erfolgreich. Klug. Mutig. Einschüchternd. Wieso war sie mit ihm zusammen? Weil er attraktiv war? Damit hatte er keine Probleme, solange sie bei ihm blieb. Wahrscheinlich war es besser so, dass sie ihn damals nicht kennen gelernt hatte, als er blind gewesen war.

Er würde zu gerne hören, dass sie ihn auch liebte.

Als er wieder daran dachte, wie Amelia mit seinem besten Freund getanzt und gelacht hatte, bekam er wieder Bauchschmerzen. Er wünschte sich für die beiden das Beste. Der Gedanke, dass sie sich gegenseitig mögen würden oder könnten, verstörte und verwirrte ihn.

Ominis wollte sie für sich alleine haben. Seit wann war er denn so egoistisch?

Aber wollte sie das denn auch?

„Guten Morgen, Ominis. Worüber denkst du nach?"

Er drehte sein Gesicht zur Seite und sein Herz raste. Sie war wieder auf sein Bett gestiegen und blickte ihn fragend an. Anstatt ihr zu antworten, setzte er sich nochmal auf und küsste sie. Sie kicherte und er biss ihr instinktiv in die Wange. Sie lachte lauter und er zog sie ins Bett, um sich auf sie zu legen. Er küsste sie erneut. Bevor er sie wieder ausziehen konnte, zog sie ihn zurück.

„Ich muss nachhause, Ominis."

Er spürte einen schmerzhaften Stich in der Brust, weil sie noch kein gemeinsames Heim hatten.

„Wieso?"
„Ich muss arbeiten."
„Es ist Sonntag."

Sie kicherte und der Schmerz verflog.

„Komm mit, Liebster."

Er stand auf der Stelle auf und eilte ins Bad. Er hörte sie hinter ihm lachen. Einer seiner Lieblingsklänge. Als er fertig im Bad war, um sich frisch zu machen oder sich zu waschen, eilte er zu seinem Kleiderschrank. Nachdem er angezogen war, drehte er sich um.

Sie stand vor einem Regal und hielt in den Händen ein Buch. Sie weinte lächelnd, als sie es umblätterte und Ominis verspürte wieder einen Stich in der Brust, weil sie weinte. Aber sie lächelte. Er war verwirrt und ging zu ihr.

„Was ist los, Liebste?"

Sie sah zu ihm auf und er strich ihr die Tränen mit seinen Daumen weg.

„Ominis... was ist das?"
„Mein Lieblingsbuch."

Ihre Augen wurden groß und sie weinte mehr. Er runzelte die Stirn, weil er überfordert war. Er entfernte das Buch aus ihren Händen und legte es wieder zurück ins Regal. Dann umarmte er sie, legte sein Kinn auf ihrem Kopf ab und strich ihr tröstend über den Rücken, bis sie aufhörte, zu weinen.

Magic Is Might (A Hogwarts Legacy Story)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt