A longer Bathroom Break - Carlos Sainz x OC

All the time you have to leave a space!

   Der Start stand kurz bevor. Verzweifelt versuchte ich einen verlässlichen Blickwinkel auf den Bildschirm zu erhaschen. Irgendwann hatte ich einen und hoffte, dass sich der Mann im Oscar Piastry Shirt vor mir keinen Zentimeter bewegen würde, denn dann würde ich nichts mehr sehen.

   Die Autos stellten sich auf. Charles, Checo, Hamilton, Carlos, Max und Oscar bildeten die ersten drei Reihen.

   Als der Marshall mit der grünen Flagge wehte, knete ich meine Hände vor lauter Nervosität so fest, dass meine Knöchel knackten.

   Die Lichtbrücke sprang an. Nacheinander leuchteten die fünf Lichter auf, blieben eine Weile an, bevor sie dann aus gingen.

   Los ging es.

   Verdammt guter Start von Charles. Er hatte es geschafft nach der ersten Kurve auf dem ersten Platz zu bleiben.

   Noch vor der ersten Kurve hatte Carlos einen Lockup. Während sie in die erste Rechtskurve fuhren, lieferten sich Oscar und er einen Kampf. Oscar wollte Carlos von innen überholen, aber Carlos machte ihm keinen Platz. Was macht er denn da?! Die kommen sich doch viel zu nahe!

   Dann passierte das Unausweichliche. Oscar knallte mit der rechten Seite in die Barriere und mit seiner Front in Carlos rechten Sidepod.

   „Ihr Dummköpfe!", fluchte ich laut. „Warum müsst ihr in der ersten verdammten Kurve schon gegeneinander fahren?!" Frustriert klatschte ich in die Hände.

   Während Carlos unbeirrt weiterfuhr, war der Schaden an Oscars Auto wohl so groß, dass er es am Rand parken musste. Er hatte nicht einmal die erste Kurve geschafft und war schon DNF. Super.

   „Oscar hätte sich da nicht reindrängen dürfen!", beschwerte sich Jacky neben mir.

   Ich schüttelte sofort den Kopf. „Das war nicht Oscars Schuld. Carlos hat viel zu wenig Platz gelassen. Er hätte doch damit rechnen müssen, dass da jemand von innen kommt. Oder zumindest mal den Spiegel benutzen."

   Von Jacky erntete ich einen verwunderten Blick.

   „Was denn?!", fragte ich sie rau. „Nur weil ich ihn mag, heißt es nicht, dass ich alles gut finden muss, was er macht. Das war nämlich seine eigene Schuld!" Heftig deutete ich mit meinem Finger auf die Strecke vor uns, an der jetzt schon die ersten Autos vorbeifuhren.

   Leider hatte ich mir keine Ohrenstöpsel mitgenommen, denn der Motorenlärm war unglaublich laut. Ich konnte mir gar nicht vorstellen, wie das mit den alten Motoren der Fall gewesen sein musste.

   „Meiner Meinung nach hätte Oscar das Risiko trotzdem nicht eingehen sollen.", behielt Jacky ihren Standpunkt bei.

   „Wie sagt man doch so schön?", fragte ich rhetorisch. „When you no longer go for a gap, you are no longer a racing driver.", zitierte ich. „Und wie man auch noch so schön sagt: All the time you have to leave a space.", fügte ich hinzu.

   Man konnte nicht genau erkennen, welchen Schaden Carlos Auto davongetragen hatte. Doch angesichts dessen, dass er eher Positionen verlor, als welche gutzumachen, musste er groß sein.

   „Warum holen die ihn nicht raus? Das bringt doch nichts. Der dümpelt da jetzt auf 17 rum.", beschwerte ich mich lautstark, nachdem sich nach einigen Runden nichts getan hatte. Carlos war von 4 auf 17 gefallen, da musste doch was mit dem Auto nicht stimmen. Warum taten sie ihm es also an, dass er das noch weiterfahren musste?

   Überraschenderweise hatte Verstappen erst in Runde 17 die Führung übernommen. Ich hatte echt erwartet, dass er weniger Zeit brauchen würde.

   Während Carlos zu diesem Zeitpunkt noch immer im Auto fuhr, jetzt jedoch jetzt auf dem letzten Platz, lief es für Lando auch nicht gerade gut. Was da los war wusste ich allerdings nicht. Er fuhr jetzt auf Platz 16, was mir ein wenig Sorgen bereitete.