Paddock Pass

330 16 0
                                    

   Voller Erwartung beobachtete ich ihn, wie er ein paar Meter vom Tisch entfernt telefonierte. Irgendwann bedankte er sich und kam zu mir zurück.

   „Ich hab eine gute und eine schlechte Nachricht. Welche willst du zuerst hören?" Er setzte sich wieder gegenüber von mir an den Tisch.

   „Sag mir erst die Gute. Ich will mich erst freuen, bevor meine Hoffnungen zerstört werden."

   Ron grinste mich an. „Keine Sorge, so schlimm ist die schlechte Nachricht auch wieder nicht. Also, die gute zuerst. Du hast einen Paddock Pass."

   Ich warf meine Arme in die Luft und musste mich zurückhalten nicht laut loszuschreien.

   „Oh mein Gott! Wie hast du das geschafft?!" Adrenalin rauschte durch meine Adern.

   „Ich arbeite bei Ferrari. Was denkst du, wie ich das geschafft habe?"

   „Okay. Okay, okay.", versuchte ich mich zu beruhigen. „Dann jetzt die schlechte."

   „Der Pass gilt nur für Samstag."

   Meine Augen wurden größer. „Das ist die schlechte Nachricht? Ron mir ist scheiß egal an welchem Tag ich da bin. Das ist der Wahnsinn!"

   Rons Grinsen wurde größer, während er mich beobachtete, wie ich voller Freude herumzappelte.

   „Ich werde die Garagen sehen!", rief ich ungläubig. „Das muss ich später unbedingt Lexy erzählen. Die ist sowieso schon neidisch auf mich. Die wird hinten rüber kippen, wenn sie das hört."

   Wenig später kam der Kellner mit unserer Rechnung. Nach dem Essen hatten wir beide uns noch ein Glas Wein bestellt und geredet. Ron schien echt ein netter Typ zu sein. Doch ich bleib dabei, dass ich im Moment keine Beziehung haben wollte.

   „76,80€.", teilte uns der Kellner die Summe mit.

   Ich holte mein Portemonnaie raus.

   „Was machst du da?" Ron deutete auf das Geld in meiner Hand.

   „Ich zahle, wonach siehts denn sonst aus?"

   „Das musst du nicht. Ich zahle."

   Streng sah ich Ron an. „Nein, das lässt du bleiben. Du hast mir einen Paddock Pass besorgt. Das mindeste, was ich tun kann, ist, das Essen zu zahlen."

   Damit gab ich dem Kellner 80€. „Stimmt so." Der Kellner nickte und bedankte sich.

   „Danke.", sagte auch Ron jetzt leise.

   „Ich habe zu danken."


   Ron hatte mich zurück zu meinem Hotel gebracht. Wir standen gerade vor der Eingangstür und verabschiedeten uns.

   „Es war wirklich ein netter Abend. Ich bin froh, dass ich dich kennengelernt habe. Sonst hätte ich den Tag wahrscheinlich noch länger mit meinem Arbeitskollegen verbringen müssen." Ich rollte mit den Augen.

   Ron lächelte mich an. „Ich fand es auch sehr schön." Er stellte sich direkt vor mich und sah mich an. Sein Blick glitt von meinen Augen zu meinen Lippen.

   Oh nein. Wollte er mich küssen?

   Ich machte einen Schritt nach hinten. „Ich muss jetzt sofort Lexy anrufen.", durchbrach ich den Moment.

   Ron nickte langsam. „Ja, tu das."

   Er schien mir ein bisschen enttäuscht zu sein.

   „Dann sehen wir uns ja vielleicht am Samstag wieder.", versuchte ich ihn aufzumuntern.

   „Das kann gut sein. Schlaf gut Kiera." Er gab mir eine kurze Umarmung. Dann drehte er sich um und ging.

   „Gute Nacht Ron!", rief ich ihm noch schnell hinterher.


   Ich setzte mich noch ein wenig in die Lobby, da hier das WLAN besser war als auf meinem Zimmer.

   Ich ließ mich auf einen der Ledersitze fallen und holte mein Handy aus meiner Handtasche. Sofort wählte ich Lexys Nummer.

   Besetzt.

   Nein, das kann doch nicht sein. Mit wem telefoniert sie denn gerade? Ich muss ihr das unbedingt erzählen!

   Enttäuscht ließ ich die Luft aus meinen Lungen. Na gut, dann schreib ich ihr, dass sie mich anrufen soll.

   Ernüchtert rutschte ich auf dem Sessel weiter nach vorne, sodass jetzt halb in ihm lag. Ich hielt mir das Handy vors Gesicht und scrollte ein wenig durch Instagram.

   Die beiden Ferrari Fahrer hatten beide ihre Ankunft in Maranello gepostet. Jedoch hatten sie nichts darüber geschrieben, wann sie morgen in der Fabrik sein würden.

   Wir würden Morgen um 8 Uhr da sein. Zuerst würden wir dann eine Rundführung machen und danach in einem der Konferenzräume unseren Lehrgang fortführen. Ich freute mich schon darauf. Hoffentlich mussten wir keine Partneraufgaben mehr machen.

   Wenn man vom Teufel spricht. Schwarze kam gerade in die Hotellobby gelaufen. Er sah ziemlich kaputt aus, dabei kam er von seinem Zimmer.

   Ich sank noch tiefer und hielt mir mein Handy direkt vor mein Gesicht, damit er mich ja nicht sehen würde.

   Leider brachte das nichts, da er direkt auf mich zu kam.

   „Wenn Sie noch weiter nach unten rutschen, kann man Ihnen zwischen die Beine sehen."

   Ich senkte mein Handy auf meinen Schoß und setzte mich aufrecht hin. „Dann sehen Sie nicht hin.", schlug ich sauer vor. Außerdem konnte niemand zwischen die Beine schauen, da ich unter meinem Rock eine Radlerhose trug.

   „Warum sind Sie überhaupt so angezogen?" Abfällig sah er mich an.

   „Ich weiß nicht, was Sie damit meinen."

   Er schien frustriert darüber zu sein, dass ich nicht auf seine Sticheleien einging. Dann glitt mein Blick zu meinem Handy, auf dem ich noch die Instagram Seite von Carlos offen hatte.

   „Sie denken doch nicht ernsthaft, dass Sie den Morgen treffen werden?"

   Schnell schaltete ich mein Handy aus und stand auf. „Wen ich wann und wo treffen werden, lassen Sie ruhig mal meine Sorgen sein.", sagte ich leise mit einem gespielt freundlichen Lächeln.

   „Ich glaube Sie lügen.", sagte Schwarze gerade, als ich gehen wollte.

   „Bezüglich was genau?" Ich hob meine Tasche vom Boden auf und hing sie mir über die Schulter.

   „Ich glaube Sie kennen den Typen gar nicht."

   Verwirrt schaute ich ihn an. „Schwarze Sie müssen schon vernünftig mit mir reden. Wen meinen Sie?"

   „Na den Rennfahrer." Er deutete auf mein Handy in meiner Hand.

   „Okay.", war meine einzige Reaktion darauf.

   „Okay?", fragte Schwarze verwundert.

   Ich nickte. „Es kann mir ganz ehrlich egal sein, was Sie denken. Wenn Sie es genau wissen wollen, kenne ich ihn auch nicht. Ich habe ihn nur getroffen und er hat mich zu sich in die Hospitality eingeladen, wenn Sie wissen, was das ist. Jemanden kennen bedeutet für mich etwas anderes.", erklärte ich ruhig.

   „Das wird ja immer unwahrscheinlicher. Warum hätte er Sie einladen sollen, wenn er Sie nicht kennt?" Mein Kollege verschränkte die Arme.

   „Das darf ich nicht sagen. Das ist ein Geheimnis zwischen mir und Carlos Sainz." Ich lächelte lieblich, dann drehte ich mich um und ging den Flur entlang, welcher zu den Zimmern führte.


A longer Bathroom Break - Carlos Sainz x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt