Thinking about You

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   Die Tür fiel ins Schloss und ich starrte sie an, ungläubig darüber, was gerade passiert war. Es war richtig still im Zimmer und mit Matthin verflog auch meine Wut.

   „Denkst du so wie er?", durchbrach ich die Stille mit leiser Stimme.

   Ich starrte noch immer auf die Tür, als ich Carlos diese Frage stellte.

   „Hast du Angst, dass ich unsere Freundschaft ausnutze?"

   Jetzt drehte ich mich zu ihm um. Meine Hand verkrampfte sich um meine Zimmerkarte.

   Langsam kam er auf mich zu, seine braunen Augen sahen direkt in meine blauen. Langsam schüttelte er seinen Kopf.

   „Nein Kiera, so denke ich nicht."

   Erleichtert atmete ich auf und meine verkrampfte Hand entspannte sich ein wenig.

   „Es tut mir leid, dass du das gehört hast.", entschuldigte er sich mit ebenso leiser Stimme.

   Ich schüttelte den Kopf. „Muss es nicht. Es wäre nur schön gewesen, wenn er damit zu mir gekommen wäre. Ich hätte ihm seine Sorgen gerne genommen."

   „Warum bist du noch nicht im Bett?" Er musterte mein Outfit und plötzlich wurde ich mir dem Fakt bewusst, dass ich keinen BH anhatte. Ich verschränkte sofort meine Arme vor meiner Brust. Gut, dass das Shirt so weit war.

   „Ich hatte vergessen mich bei dir zu bedanken. Also bin ich, in der Hoffnung, dass du noch nicht schläfst, hergekommen." Ich deutete auf die Tür hinter mir. „Die stand auf und ich habe euch gehört.", erklärte ich ihm. „Ich wollte nicht lauschen."

   Carlos trat noch einen Schritt an mich heran. Jetzt war er nur noch eine Armlänge von mir entfernt.

   Ohne, dass ich es wollte, wanderte mein Blick zu seiner nackten Brust und seinen Bauchmuskeln. Dadurch, dass ich immer noch beschwipst war, war es mir egal, dass er es bemerkte. Ob seine Muskeln sich wohl hart oder weich anfühlten? Ich würde ihn gerne anfassen.

   „Ich wollte mich auch noch bei dir bedanken.", durchbrach er meine Gedanken.

   Überrascht wanderte mein Blick wieder zu seinem Gesicht. „Wofür?"

   „Dein Geschenk.", erklärte er. „Ich hatte es sofort ausgepackt."

   Ich wurde ein wenig rot. „Es war nichts Großes.", versuchte ich es runterzuspielen und wendete den Blick ab.

   Er trat noch einen Schritt an mich heran, sodass er nun direkt vor mir stand. Dann legte er eine Hand unter mein Kinn und zwang mich sanft dazu ihn anzusehen.

   Mit großen Augen ließ ich es geschehen. Automatisch hielt ich die Luft an und meine Arme baumelten jetzt wieder neben meinem Körper.

   „Sag sowas nicht." Seine Stimme klang rau. „Ich habe mich wirklich gefreut Guapa.", griff er das Wort wieder auf.

   Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen und ich fing wieder an zu atmen. Dieses Wort schien unser Ding geworden zu sein.

   „Weißt du, was das Wort bedeutet?" Noch immer hielt er mein Kinn in seiner Hand und sah mir tief in die Augen.

   Mein Herz schlug schneller und ich hielt mich zurück, nicht auf meiner Lippe herumzukauen.

   „Natürlich weiß ich was das heißt. Ich verstehe Spanisch.", erinnerte ich ihn.

   Er ließ mein Gesicht los, bewegte sich aber nicht von der Stelle. Dann grinste er mich an.

   Es war jedoch kein normales, belustigtes Grinsen. Nicht nur. In seinem Grinsen lag noch etwas anderes, was ich nicht deuten konnte. Es gefiel mir jedoch. Ich wollte, dass er mich öfter so ansah.

   „Ich will, dass du weißt, dass du keine Angst davor haben musst, was meine Absichten sind.", wurde ich ernst.

   Carlos nickte ein paar Mal, als würde er schon wissen, was ich sagen wollte. Trotzdem redete ich weiter.

   „Ich mag dich Carlos.", sagte ich mit fester Stimme und sah ihm dabei in die Augen. „Ich mag dich sehr. Ich mag dich aber nicht nur, weil du Rennfahrer bist oder viel Geld hast."

   Wahrscheinlich würde ich morgen früh bereuen, was ich sagte, wenn ich wieder nüchtern wäre.

   „Ich mag es mit dir zu reden. Es fühlt sich an, als wären wir schon lange Freunde. Ich vertraue dir und fühle mich bei dir sicher. Ich denke sehr oft an dich." Den letzten Satz murmelte ich nur.

   Warum sagte ich das alles?

   Ich machte einen Schritt nach hinten, weil ich mir plötzlich seine Nähe bewusst wurde. War es die ganze Zeit schon so warm hier drin gewesen?

   Ich kam mit meinem Schritt nicht weit, da ich die Tür in meinem Rücken spürte, als ich gegen sie stieß.

   Carlos überbrückte die Distanz sofort wieder und er stand wie eine große, muskulöse Wand vor mir, an der es kein Vorbeikommen gab.

   Mein Herz schlug schneller, als er nach meiner Hand griff. Die Schwielen seiner Hand trafen auf meine weiche Haut. Er musste sie vom ganzen Training haben.

   Ein Kribbeln zog sich von meiner Hand, über meinen Arm den Rücken herunter.

   „Ich auch.", sagte er leise.

   Was meinte er damit? Worauf bezog sich das?

   Erwartend sah ich ihn an.

   Seine Augen wanderten von meinen Augen, zu meinen Lippen und wieder zurück zu meinen Augen.

   Wollte er mich etwa küssen? Nein. Niemals. Oder doch?

   Erwartungsvoll starrte ich ihn an und es vergingen gefühlte Minuten.

   Dann, als würde er aus einer Trance erwachen, blinzelte er ein paar Mal. Er schaute auf unsere Hände, dessen Finger ineinander verschränkt waren und ich folgte seinem Blick.

   Dann sah er mich wieder an und lächelte. „Wir sollten ins Bett. Der Alkohol spricht aus uns."

   Ich schüttelte meinen Kopf. Nein, das war nicht nur der Alkohol. Meine Worte waren ehrlich. Waren es seine etwa nicht?

   „Carlos, ich...", wollte ich gerade anfangen ihm zu erklären, dass das hier die Wahrheit war, da unterbrach er mich.

   „Ich hatte einen sehr schönen Abend Kiera." Verdammt, wieso klang mein Name aus seinem Mund nur so attraktiv? Sofort hörte ich auf zu reden.

   „Vielleicht sehen wir uns morgen zum Abendessen? Das Hotel hat eine gute Küche.", schlug er vor.

   Mein Gesicht wurde ein wenig wärmer und ich nickte. „Gerne."

   Dann löste Carlos unsere Verbindung und ließ meine Hand los. Außerdem machte er einen Schritt nach hinten, damit ich von der Tür wegtreten konnte.

   So plötzlich wie unser Moment gekommen war verschwand er also auch wieder. Schade.

   Dann ging er an mir vorbei und öffnete die Tür für mich.

   „Schlaf gut Guapa."

   Ich konnte nicht anders und ließ meine Augen noch einmal über seinen Körper streifen, bevor ich sein Lächeln erwiderte.

   „Gute Nacht Guapo."

   Dann verließ ich sein Zimmer und spürte seinen Blick in meinem Rücken, bis ich um die Ecke war.


   Ich schmiss mich in die Mitte des Bettes. Mein Gesicht landete in den weichen Kissen und ich vergrub es da drin.

   Dann atmete ich tief ein und wieder aus.

   Jetzt war mir der Moment mit Carlos weder unangenehm, noch peinlich. Stattdessen freute ich mich darüber, was passiert war. Die Nähe zu ihm und der plötzliche Körperkontakt... mein Herz schlug immer noch schneller.

   Morgen würde die Welt wahrscheinlich anders aussehen.


A longer Bathroom Break - Carlos Sainz x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt