Lexys "Freund"

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   Gemeinsam setzten wir uns an den Tisch. „Willst du auch Senf?", fragte ich meinen Freund, während ich die Senfflasche schüttelte. Er schüttelte den Kopf und ich kniff misstrauisch die Augen zusammen. „Bratwurst ohne Senf?" Carlos nickte und biss in seine Wurst. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Na gut." Dann machte ich mir einen großen gelben Klecks Senf auf den Teller.

   Ich hatte es leider verpeilt diese Bratwurstschalen zu kaufen, bei denen man am Ende ein Stück Pappe abreißen konnte, mit dem man das Würstchen greifen kann. Das wäre echt praktisch gewesen, weil jetzt musste ich die Wurst mit der Hand essen und ich wusste nicht, wann ich zuletzt meine Hände gewaschen hatte. Aber was solls, ein bisschen Dreck wird mich schon nicht umbringen... hoffentlich.

   „Erzählst du mir jetzt eigentlich mal deinen geheimen Plan oder werde ich nie herausfinden, warum ich unterschriebene Kappen mitnehmen sollte?" Carlos hatte seine Bratwurst schon längst aufgegessen, als ich gerade erst damit anfing, und saß jetzt mit überkreuzten Armen auf der Bank.

   Ich dippte meine Bratwurst in Senf und biss ab. Statt aber zu warten, bis ich gekaut und runtergeschluckt hatte, antwortete ich mit vollem Mund. „Die Tochter von Dominic ist ein mega Fan von dir. Deswegen hab ich ihm gesagt, dass er sie mitbringen soll.", erklärte ich und schluckte dann mein Essen runter. „Die kommt aber gleich erst. Und Dominic ist auch ein Fan von dir."

   Carlos schaute an mir vorbei und suchte etwas. Wahrscheinlich Dominic. „Echt? Hätte ich jetzt nicht gedacht." Ich nickte nur als Antwort und biss wieder ab.

   Gerade steckte ich mir den Rest von meiner Bratwurst in den Mund, da deutete Carlos mit seinem Kopf an mir vorbei. Noch bevor er etwas sagen konnte, drehte ich mich um, um zu schauen, was er gesehen hatte.

   „Lexy ist da.", sagte Carlos und gleichzeitig sah ich sie die Einfahrt hochlaufen. Doch das Lächeln, welches sich gerade auf meinen Lippen bilden wollte, wurde im Keim erstickt. Denn ihr Freund war mit dabei.

   Hand in Hand gingen Lexy und Julius auf uns zu. „Was macht er denn hier?", murmelte ich und zerknüllte verärgert meinen Teller.

   „Ist das ihr Freund? Den hattest du doch gar nicht eingeladen, oder?" In Carlos Stimme lag Verwunderung. „Nein, den hatte ich nicht eingeladen. Er steht bei mir auf derselben Stufe wie Schwarze.", erklärte ich ihm kurz. Carlos grummelte verstehend.

   Da die beiden nun auf uns zukamen, stand ich von der Bierbank auf. Im Aufstehen griff ich mir meinen und Carlos Teller, um sie wegzuschmeißen. „Ich komme gleich wieder."

   Dann ging ich zum Mülleimer rüber und bereitete mich mental darauf vor gleich glücklich auszusehen. Ich schmiss die beiden Teller weg und als ich mich umdrehte, stand ein Lächeln auf meinem Gesicht und ich hoffte, dass es echt aussah.

   Damit ging ich zu Lexy und Julius rüber. „Hey!", begrüßte ich meine Freundin. „Hallöchen.", grüßte sie zurück und wir umarmten uns. Julius ignorierte ich gekonnt. „Wollte deine Mama nicht mitkommen?", fragte ich absichtlich ein wenig provokant, als wir unsere Umarmung lösten. „Eigentlich ja, aber sie musste spontan für eine Kollegin einspringen, die leider krank geworden ist." Lexy verzog mitleidig ihren Mund.

   Irgendwie glaubte ich ihr das nicht. Ich hatte da so ein ganz komisches Gefühl.

   „Ach schade. Ich hätte mich gerne mal wieder mit ihr unterhalten. Als ich sie im Hotel getroffen hatte, hatte ich leider nicht so viel Zeit dazu.", erzählte ich und Lexy nickte. „Davon hat sie mir erzählt."

   Lexys Blick ging an mir vorbei und ich wusste, dass sie Carlos ansah. „Wollt ihr euch zu uns setzen? Wir haben gerade schon beide was gegessen, aber gleich dürfte die nächste Ladung Bratwurst fertig sein. Chef grillt heute.", bot ich an. Dann fiel Lexys Blick wieder auf mich und sie nickte. „Klar."

   Ich drehte mich um und ging voraus zu unserem Tisch. Als wir nur noch ein paar Schritte von ihm entfernt waren, stand Carlos ebenfalls auf, um sie zu begrüßen.

   „Hi Lexy.", begrüßte er sie mit einem Lächeln. Die Begrüßung war ein wenig awkward, weil sie sich weder umarmten, noch die Hand gaben oder sonst etwas taten. „Hi.", erwiderte Lexy schüchtern.

   „And you are Lexy's friend?", wendete er sich jetzt an Julius. Ich musste mir ein Kichern verkneifen, als Carlos friend und nicht boyfriend sagte. Sein kleiner Seitenblick zu mir verriet mir, dass da Absicht gewesen war. Was ein geiler Typ. Ich glaube, ich hatte mich gerade aufs Neue verliebt.

   „Yes, I am her boyfriend.", stellte Julius mit dem stärksten Deutschen Akzent klar, den ich je gehört habe. Mit dem Schütteln ihrer Hände war die Begrüßung abgehakt.

   Ich setzte mich auf dieselbe Seite wie Carlos, damit ich mit Lexy reden konnte. Diese setzte mich mir gegenüber, während Julius jetzt Carlos gegenüber saß. Ich hatte ihn noch immer nicht begrüßt oder überhaupt angeschaut. Vielleicht war es kindisch von mir, aber ich konnte ihn halt einfach nicht ausstehen. Hoffentlich würde dieser Abend nicht allzu unangenehm werden.


A longer Bathroom Break - Carlos Sainz x OCWo Geschichten leben. Entdecke jetzt