𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 19

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Nia lungerte auf der Couch herum, während ihre Mutter in der Küche ein Telefonat mit Çan führte.

Sie hoffte immer noch, dass ihr Vater nach dem Vorfall, wo sie ihn mit dieser Frau gesehen hatte, hier auftauchen würde und alles sich wieder zum Guten wenden würde.

Frau war jedoch nicht die richtige Bezeichnung, Nias Ansicht nach. Es war für sie immer noch ein leichter Schock, dass diese Carla wesentlich jünger war als er.

... und zudem grübelte sie weiter darüber nach, weshalb ihr Vater sie weiterhin traf. Sie sahen ... sehr vertraut miteinander aus.

Etwas, was Nia kein bisschen gefiel.

»... nein ich mache das heute Abend dann mit Ramona.« , sprach Isabelle und zeigte Nia ein Blättchen vom Lieferdienst, die daraufhin nickte.

Im Grunde hieß dieser Akt nur, dass ihre Mutter länger roboten würde, wie so oft. Das hatte sie bereits getan, nachdem ihr Bruder Rio gestorben war. Und sie tat es nun auch wieder mehr als sonst. Mehr Arbeit, weniger Gedanken ... und sie wurde umstandslos ... beiseitegeschoben.

»... dann gehst du halt vor Çan und sie kommt nach. Ich denke, bei uns wird es länger dauern.« Isabelle schrieb etwas auf einen Zettel und hielt ihn Nia hin.

- Schläft Robin hier?

Stand dort geschrieben. Nia nickte, wenngleich sie es nicht mal wusste. Sie hatte keine Lust, alleine zu sein, also textete sie ihrem Freund, obwohl der eben erst nach Hause gegangen war, der direkt zurückschrieb, dass er gerne bei ihr übernachten würde.

Nia legte ihr Handy weg und wartete, das ihre Mutter endlich auflegen würde. Was auch kurz danach geschah.

»Du arbeitest also länger?« , fragte Nia, obwohl sie es ja bereits herausgehört hatte.

»Ja. Ich muss mit Ramona noch einiges klären, weil wir eventuell mit den Kindern über Ostern eine Woche wegwollen.«

»Aha.« Sie kniete sich nun hin und sah über die Couch hinweg zu ihrer Mutter. »Hast du noch mal mit Papa gesprochen.«

»Nein.« , antwortete sie kurz und knapp.

»Wieso nicht?«

»Nia, ich weiß nicht, wie oft ich dir das noch sagen muss, aber ich will es nicht und Ende. Das, was er getan hat, kann ich ihm nicht verzeihen und deswegen will ich ihn auch nicht mehr in meiner Nähe haben.«

»Aber das, was du machst ist falsch.« Sie wurde lauter und hätte am liebsten bockig herumgestampft.

»Inwiefern?«

»Du bringst ihn ja regelrecht dazu, sich mit der anderen zu treffen.«

Isabelle blieb stehen und sah ihre Tochter in aller Deutlichkeit an. »Er trifft sich immer noch mit ihr? Hat er dir das erzählt?«

»Nein. Ich ... ich hab' ihn gesehen.« , gab sie in einem normalen Ton zu.

»Du hast sie gesehen? Woher weißt du, dass sie, sie, war und nicht eine ... Neue?«

»Weil er mir sie vorgestellt hat.« , sagte sie vorsichtig.

»Er hat was?« Isabelles Augen wurden groß und ihre Stimme ungewollt lauter. »Dieses ...« Sie schluckte den Ausdruck, der auf ihrer Zunge lag, hinunter.

»Ja also ... er hat sie nicht als Freundin vorgestellt, aber ...« , versuchte Nia ihr Gesagtes zu mindern.

»Wo hast du sie gesehen?«

»Sie waren spazieren.«

»Spazieren?« Isabelle zischelte ein säuerliches Lachen. Sie konnte es nicht fassen. Sie ballte ihre Fäuste. Wie konnte er nur? Erzählte hier etwas von wieder hinbekommen und traf sich hinterrücks weiter mit dieser gebefreudigen Schlampe.

»Du musst dich bitte mit ihm treffen und ihm vergeben.« , hörte sie Nia bettelnd sagen.

»Im Leben nicht.«

»Merkst du denn nicht, dass du ihn immer weiter von uns wegschubst?« Nun wurde Nia wie gehabt lauter.

»Das hat nichts mit mir zu tun. Selbst wenn ich ihn zurücknehmen würde, merkst du doch, dass er die Finger nicht von ihr lassen kann.« , antwortete Isabelle gereizt. »Muss ich mich weiter demütigen lassen von ihm? Muss ich das Nia? Weil das schaffe ich nicht. Ich kann deinem Vater nicht mal mehr in die Augen schauen, weil er ein verlogenes egoistisches Arschloch ist.« Der jetzige Ausdruck kam ohne jegliches Reuegefühl heraus.

»Du hättest ihm direkt verzeihen sollen.« Nias Unterlippe zitterte.

»Glaub' mir, das hätte nichts geändert. Er trifft sie ja weiterhin.«

»Doch. Mit Sicherheit hätte es das. Aber das, was du jetzt machst, ist falsch. Du schiebst ihn immer weiter zu ihr.«

»Wenn dein Vater nach einer Abfuhr von mir zu ihr rennt, ist das sein Fehlverhalten ... nicht meins. Ich bin hier nicht die Böse. Er hat sich nicht unter Kontrolle.«

»Nein. Er macht das doch nur, weil du ihn wegschubst.«

»Hat er das gesagt?«

»Nein.«

Isabelle hörte gar nicht auf das Nein ihrer Tochter, sondern sprach einfach weiter und mehr zu sich selbst. »Er hat mich all die Zeit belogen. Statt mir wegen meines Verlustes beizustehen, ist er zu ihr gefahren.«

»Mama, hör' doch mal zu. Ich weiß nicht, ob er was mit ihr ... aber er hat sie mir halt vorgestellt, und ...« Nia versuchte, irgendwie die Laune ihrer Mutter zu besänftigen. »Red' doch bitte mit ihm, und ...«

»Wie konnte er nur ... wie konnte er mich nur in so eine Lage bringen?« Sie hörte ihrer Tochter weiterhin nicht zu.

»Red' bitte nochmal mit Papa. Bitte.«

Isabelle schüttelte den Kopf. »Nein. Er hat sich entschieden. Er will ein Leben ohne Verpflichtungen.«

»Nein. Das habe ich doch gar nicht gesagt.«

»Seine Handlungen sagen mir aber etwas anderes. Du bist zu jung, um das zu verstehen.«

»Ich bin kein Kind mehr.«

»Nia selbst in fünf Jahren wirst du noch nicht die Reife haben, um zu verstehen, dass ...«

»Dann ist diese Andere auch nicht reif genug.«

»Was?«

»Carla ist ... sie ist erst zweiundzwanzig.«

»Sie ist ... was?«

Nia wollte das eigentlich nicht ihrer Mutter erzählen, aber mehr oder weniger war ihr das nun im Eifer des Gefechts herausgerutscht.

»Dieser verlogene Bas- ...« Dieses Mal schluckte sie wieder den Rest hinunter. Isabelle gab ein künstliches Lachen von sich. »Er hat sich eine Jüngere gekrallt. Das war's.« Sie ging an ihrer Tochter vorbei, zog sich Jacke und Schuhe an und knallte die Tür beim Verlassen der Wohnung zu.

Nia begann zu weinen. Sie wünschte sich in diesem Moment, sie hätte alles für sich behalten.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt