𝕂𝕒𝕡𝕚𝕥𝕖𝕝 33

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»Was?« Dag blinzelte Carla irritiert an. Hatte er sich jetzt verhört, ... oder ...?

»Ich ... ich hab' gelogen.«

»Du hast ... was?« Er ging nun einige Schritte zurück und setzte sich völlig durcheinander auf die Matratze des Bettes. Er wusste gerade nicht, was er fühlen sollte.

»Du hasst mich jetzt, oder?« Carla blieb verängstigt an Ort und Stelle stehen.

»Nein, ich ...« Nachdem er erst einmal den Boden angestarrt hatte, blickte er ihr nun ins Gesicht. »Wieso hast du das getan?«

»Ich ... ich wollt' nicht verschwinden. Ich wollte, dass du mich weiterhin siehst, und ... Dag, ich hab' das nicht gewollt. Das war ... ich hab' nicht richtig nachgedacht, und ...«

Dag gingen so viele Gedanken durch den Kopf, dass er für einen Moment abschaltete und nicht mehr zuhörte.

In ihm erschien das Szenario mit Isabelle, welches zu seinem Rauswurf geführt hatte. Wie sie ihm wütend die Mails gezeigt hatte, die von Carla stammten. Ihre Tränen. Ihre Wut. Einfach alles.

Doch dann kam ihm sein gepackter Koffer in den Sinn. Isabelle hatte diesen zusammengepackt, bevor sie von der, wie sich nun herausgestellt hatte, Fake-Schwangerschaft, erfahren hatte.

So oder so, wäre der Rausschmiss geschehen. Der Betrug war entscheidend gewesen ... nicht das Zusätzliche.

Zudem ... sein Blick, der wieder auf den Boden gerichtet war, sah wiederkehrend hin zu Carla, die mit zitternder Unterlippe dastand. Ihre Augen trauriger als zuvor.

Dag war hier. Er war bei ihr. Er hatte sich für sie entschieden. Ihr Zustand war nicht der Auslöser dafür gewesen. Er wollte es, weil er sie wollte. Er hatte Carla gewollt.

Er stand auf und ihr Blick wirkte hilflos. »Geh' nicht. Bitte.« Diese Angst in ihren sonst so schönen Augen. Es tat ihm weh, sie so zu sehen.

Dag bewegte sich augenblicklich auf sie zu und umarmte sie feste, wo Carla des Weiteren sofort zu schluchzen begann. »Ich hasse dich nicht.« Er drückte sie noch näher an sich. »Und ich verlasse dich nicht.«

»Es-s-s ... tut ... m-m-mir so l-l-leid.«

»Is' okay. Also okay war es eigentlich nicht, was du getan hast, aber ... ich hasse dich deshalb nicht.« , sprach er leise, während er über ihren Kopf streichelte.

Trotz ihres Schluchzens bemerkte er, das die Anspannung in ihrem Körper schwächer wurde. »Ich hätt's dir direkt sagen soll'n.« , sagte sie, zog die Nase hoch und blickte ihn nun an.

»Ja. Vielleicht.« Er wischte ihr eine Träne von der Wange. »Aber Carla, es hätte nichts geändert. Ich habe mich für dich entschieden. Nicht, weil ich es als Muss angesehen habe, wegen ... des Kindes.«

»Wirklich?«

»Dachtest du das etwa?«

»Nein, aber ... Leni meinte, ...«

»Ich will dich. Die Schwangerschaft habe ich einfach akzeptiert, doch ... sie hatte mich nicht zu dir geführt.«

»Hast du denn noch den Wunsch ... ein Baby haben zu wollen?« , fragte sie.

Er ließ sie nun los, nahm jedoch ihre Hand und setzte sich mit ihr gemeinsam auf das Bett. »Ich ... ich wollte immer noch ein Kind haben.« , brachte er hervor und er bemerkte was für ein seltsames Gefühl es für ihn war plötzlich mit ihr offen darüber reden zu wollen. »Nachdem ...« Dag stoppte ab, als er fast Meine Frau gesagt hätte. »... nachdem Isy unseren Sohn tot zur Welt bringen musste, war das ... ich wusste es noch nicht, aber ... an dem Tag habe ich mehr als nur meinen Sohn verloren. Von da an ... war nichts mehr so, wie es mal war.« Er spürte diese Enge in der Brust, als er sich für den Moment zurückversetzt fühlte.

»Das tut mir leid.« , sagte sie. »Ich wollte nicht, das du wegen mir an diese Zeit erinnert wirst.«

»Das ist ein Teil von mir. Ob ich das will oder nicht, es bleibt. Das hat mit dir nichts zu tun. Niemand kann die Erinnerung hervorbringen. Es wird für immer da sein. Der Schmerz. Die Trauer. Einfach alles, was ich ... durchlebt habe.« Carla blickte ihn mitfühlend an, während er weitersprach. »Ich dachte, wenn Isy und ich es nochmal versuchen würden, das es auch ihr bei der Trauer behilflich sein könnte. Sie hatte sich strikt dagegen ausgesprochen. Ihre Angst war zu groß, es hätte ein weiteres Mal geschehen können. Und ... in ihren Augen wollte sie auch keinen Ersatz für unseren Sohn haben. Ich musste das natürlich akzeptieren, aber ... ich konnte nichts richtig verarbeiten. Ich musste schauen, das es ihr gut geht und hab' mich selbst dabei vergessen.«

In der ganzen Zeit mit ihm hatte sie nie die Wahrheit erfahren. Umso mehr verstand Carla nun, wie gebrochen Dag gewesen war, als sie ihn kennengelernt hatte. Sie legte ihre Hand auf seine Wange. »Jeder hat von dir erwartet, dass du dich zusammen reißt und stark bist. Das ist nicht fair gewesen.« Ihre Liebkosung blieb ... und es fühlte sich einfach nur wohltuend an. »Ich würde dich gerne besser verstehen können, und wenn du ... Redebedarf hast, habe ich immer ein offenes Ohr für dich. So lange du natürlich möchtest, das ich mehr Kenntnis darüber habe.«

Warum fühlte sich das gerade so gut an? Dag spürte, wie jedoch unerwartet die Emotionen in ihm irgendwie in diesem Augenblick aus allen Richtungen aufeinanderprallten ... dagegen anzukommen war zu spät, denn die Tränen schossen innerhalb kürzester Zeit aus ihm heraus. Er versuchte, sich wegzudrehen, die Hand vors Gesicht zu halten, doch Carla drehte seinen Kopf wieder zu ihr und behielt ihre Hände auf seinen Wangen, als sie mit ihm sprach. »Du musst dich dafür nicht schämen. Lass es raus. Ich bin da für dich.« Mit diesen Versprechen ließ er es auch zu, dass sie ihn umarmte. Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter ... und spürte das bisschen Heilung in ihm, als Carla ihn tröstete und ihm beruhigende Worte zuflüsterte.

Ich brauch dir nicht zu erklären wie schön das wär' so für immer BAND 3Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt